Krieg in der Ukraine, Energieknappheit und Coronapandemie - die großen Themen 2022, auch aus Sicht des #Faktenfuchs
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Krieg in der Ukraine, Energieknappheit und Coronapandemie - die großen Themen 2022, auch aus Sicht des #Faktenfuchs

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#Faktenfuchs-Rückblick 2022: Ukraine-Krieg, Energiekrise, Corona

Propaganda und Desinformation rund um Russlands Krieg gegen die Ukraine prägten viele Diskussionen in den sozialen Netzwerken. Auch Kriegsfolgen wie Migration und Energieknappheit spielten eine große Rolle. Der #Faktenfuchs blickt auf 2022 zurück.

Nachdem die vorangegangenen beiden Pandemie-Jahre bereits das Leben vieler Menschen spürbar verändert hatten, sollte in diesem Jahr noch eine weitere, für viele undenkbare Dimension dazukommen: ein Krieg in Europa.

Neben der Infodemie, der Verbreitung von Falschinformationen über die Pandemie, gab es nun auch einen Informationskrieg. Soziale Netzwerke wurden zum Schlachtfeld um Fakten, Wahrheit und Deutungshoheit.

Genau genommen begann der militärische Konflikt bereits vor acht Jahren begann, als Russland die ukrainische Krim annektierte und kurze Zeit später prorussische Milizen im ostukrainischen Donbass um die Vorherrschaft kämpften.

Russischer Angriff auf die Ukraine begleitet von Desinformation

Am 24. Februar dieses Jahres griff das russische Militär dann die gesamte Ukraine an. Diesmal geht es der russischen Führung um Präsident Wladimir Putin darum, die ukrainische Regierung zu stürzen. Russische Truppen rückten binnen kurzer Zeit bis Kiew vor. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj blieb, die ukrainische Hauptstadt fiel nicht.

Begleitet wurde der russische Überfall von zahlreichen Falschbehauptungen und Desinformationskampagnen. Bereits in den Wochen vor dem Angriff hatte Putin immer wieder behauptet, ukrainische Truppen würden die "unabhängigen" - in der Tat aber russisch kontrollierten - Gebiete in der Ostukraine angreifen.

Es gab zahlreiche Hinweise auf russische "false-flag"-Operationen. Das sind Täuschungsmanöver, zum Beispiel ein fingierter Angriff, den man dann dem Gegner anhängt. Außerdem wurde Videomaterial veröffentlicht, das Kampfhandlungen der Ukrainer belegen sollte, sich aber als manipuliert oder fingiert herausstellte.

Dass die Ukraine der Aggressor sei, dieses Narrativ versuchte die russische Führung immer wieder zu streuen. Viele der Falschbehauptungen über die Ukraine, wie etwa, dass es sich bei der ukrainischen Regierung um Nazis handele, sind bereits seit längerem Teil der russischen Propaganda.

  • Die Hintergründe zum Nazi-Narrativ der russischen Führung hat der #Faktenfuchs hier beleuchtet

Nach Kriegsbeginn: Querdenker verbreiten prorussische Narrative

Viele dieser Propagandabehauptungen und Verschwörungserzählungen über die Ukraine erreichten auch die deutsche digitale Öffentlichkeit. Prorussische Propaganda-Accounts sowie Influencer der verschwörungsgläubigen Szene teilten derartige Artikel und Falschbehauptungen.

Auffällig war, dass einige Personen und Kanäle, die der Pandemie- und Maßnahmen-skeptischen "Querdenker"-Szene zuzuordnen waren, sich nun nach Kriegsbeginn inhaltlich "umorientierten" und prorussische Positionen vertraten und entsprechende Desinformation verbreiteten.

Butscha, Kramatorsk, Mariupol: Gefechte in der Ukraine begleitet von Falschbehauptungen

Prominent verbreiteten sich nicht nur Verschwörungserzählungen und Lügen über die ukrainische Regierung, auch die Gefechte in der Ukraine wurden von Desinformation begleitet. Insbesondere Fotos und Videos über die Folgen der russischen Angriffe wurden immer wieder diskreditiert, verharmlost oder aus dem Kontext gerissen.

Eine Vorher-Nachher-Recherche des #Faktenfuchs anhand von Kartendiensten und Satellitenfotos zeigen Ausschnitte des tatsächlichen Ausmaßes der Angriffe - und dass zahlreiche zivile Gebäude in der Ukraine, etwa in Mariupol, getroffen wurden, was die russische Führung und russische Desinformationskampagnen häufig bestritten.

Als zum Beispiel nach einem Rückzug der russischen Truppen zahlreiche Medien berichteten, dass im Kiewer Vorort Butscha viele Leichen gefunden wurden und es Hinweise auf Kriegsverbrechen gab, lief erneut eine russische Desinformations-Kampagne an.

Im Netz wurde die Behauptung geteilt, die Ukrainer hätten das Massaker inszeniert, um es den Russen anzuhängen. Tatsächlich zeigen Satellitenbilder jedoch, dass viele der Leichen bereits zur Zeit der russischen Besetzung des Orts auf den Straßen lagen. Das beschäftigte auch unsere User - der Text war der meistgeklickte #Faktenfuchs-Artikel 2022. Generell stießen die Artikel rund um den Ukraine-Krieg bei den Usern auf großes Interesse.

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Auf Twitter behaupten User, sie würden in dem Video Bewegungen der Opfer erkennen. Doch es handelt sich um optische Täuschungen.

Ähnliches geschah, nachdem bei einem Raketeneinschlag im ostukrainischen Kramatorsk mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen waren. Ein gefaktes BBC-Video sollte den Angriff dem ukrainischen Militär in die Schuhe schieben, obwohl es dafür keine Belege gab, wie dieser #Faktenfuchs-Artikel zeigt.

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Der Vergleich von Fake-Video und einem echten BBC-Video zeigen: Logo und Schrifteinblendungen sind augenscheinlich identisch.

Auch seitens der Ukraine verbreiteten sich Falschbehauptungen rund um das Kriegsgeschehen. Angeblich sei ein russischer Kampfhelikopter abgeschossen worden, auf dem der Schriftzug "Nach Berlin" zu lesen war.

Eine #Faktenfuchs-Recherche konnte zeigen, dass der Helikopter - anders als behauptet - zum Zeitpunkt des Abschusses diesen Schriftzug nicht mehr trug, er war in der Zwischenzeit neu lackiert worden.

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Auf einem russischen Helikopter steht die Aufschrift "Nach Berlin" - als er in der Ukraine abgeschossen wurde, jedoch nicht mehr.

Sozialleistungen und Spenden: Desinformation und Stimmungsmache über das Kriegsgeschehen hinaus

Auch abseits der Gefechte kursierten zahlreiche Behauptungen und Gerüchte. Ukrainische Geflüchtete in Deutschland waren dabei besonders häufig Ziel von Desinformation. Der #Faktenfuchs hat sich in mehreren Artikeln falschen oder irreführenden Behauptungen rund um die Sozialleistungen für Ukrainer in Deutschland gewidmet, etwa bei den Themen Rente und Hartz IV.

Diese wurden auch politisch instrumentalisiert, so machte etwa die AfD mit der Verbreitung derartiger Behauptungen Stimmung gegen Zuwanderung. Auch CDU-Chef Friedrich Merz warf Ukrainern in einem Interview mit "Bild" Sozialbetrug vor, wofür es keine Belege gab.

Bereits kurz nach Kriegsbeginn verbreiteten sich Fotos als vermeintlicher Beleg, dass deutsche Spenden die Ukraine nie erreichten und in Bayern weggeworfen würden. Der #Faktenfuchs-Artikel, in dem wir das widerlegen, war bei unseren Usern ebenfalls einer der meistgelesenen in diesem Jahr.

Faktenchecks rund um Energie, Windkraft und Klima

Eine direkte Folge des Kriegs für Deutschland: Gasknappheit und damit verbundene massive Preisanstiege. Dementsprechend war die Energieversorgung in diesem Jahr ein großes Thema, auch beim #Faktenfuchs.

Wir haben uns weitverbreitete Behauptungen rund das Thema Windkraft in einer Serie angeschaut, etwa die Fragen, wie lange Windräder überhaupt in Betrieb bleiben und ob sie das Grundwasser gefährden.

Auch die irreführende Aussage von Ministerpräsident Markus Söder, dass Bayern führend bei erneuerbaren Energien sei, haben wir in einem #Faktenfuchs-Artikel eingeordnet, sowie die Möglichkeiten und Risiken der Fracking-Technologie beleuchtet.

Der Klimawandel war auch in diesem Jahr Anlass für die Verbreitung zahlreicher Gerüchte und Falschbehauptungen. Wir haben uns unter anderem angeschaut, wie Hitzeperioden verharmlost werden und mit welchen Strategien Zweifel am menschengemachten Klimawandel gesät werden.

Corona-Pandemie: Impfstoffe und angebliche Impfschäden bleiben Thema

Dass Wissenschaftler und deren Erkenntnisse weiterhin Ziel von Desinformation sind, zeigte sich auch im dritten Jahr der Corona-Pandemie. Wie auch im Vorjahr gab es zahlreiche Falschbehauptungen, vor allem in Bezug auf die Impfung.

Auch heuer kursierten Behauptungen, es gebe angeblich zahlreiche schwere Impfschäden. Befeuert wurde dies unter anderem von einer zweifelhaften Umfrage eines Professors, von dem sich das Berliner Universitätsklinikum Charité daraufhin distanzierte.

Und auch wenn die Daten, anders als behauptet, keine Hinweise auf zahlreiche Impfschäden geben, so ist die deutsche Datenerfassung im Vergleich zu anderen Ländern dennoch mangelhaft, wie viele Experten kritisieren. Der #Faktenfuchs hat gemeinsam mit dem BR24-Data-Team sowie der Wissenschaftsredaktion des BR nachgeforscht, wie in Deutschland die Daten zu Nebenwirkungen erhoben werden und wo die Schwächen sind.

Unsere User hat rund um das Thema Corona besonders interessiert, wieso bei der Impfung aspiriert wird. Was es damit auf sich hat, können Sie hier nachlesen. Zu Long Covid, den möglichen Langzeitfolgen einer Infektion, halten sich ebenfalls viele Gerüchte, wir haben mehrere Behauptungen zu Long Covid gecheckt und unter anderem richtiggestellt, dass es sich nicht nur um eine eingebildete Krankheit handelt.

Und sonst so? Affenpocken, Jodtabletten, Legionellen, Mücken

Neben Corona gab es noch ein anderes Virus, über das zwischenzeitlich viel gesprochen wurde: Affenpocken. Nachdem auch Fälle in Deutschland aufgetreten waren, wurden Erkrankte stigmatisiert. Dabei gab es viele Parallelen zu Gerüchten und Erzählungen rund um das HI-Virus, wie dieser Artikel zeigt.

Der #Faktenfuchs hat sich außerdem mit der Verschwörungstheorie befasst, der Ausbruch der Affenpocken sei geplant gewesen - wofür es keine Indizien gibt.

Das Thema Gesundheit war auch infolge des russischen Angriffskrieges vielen Lesern wichtig, auch bei den Menschen in Deutschland machten sich Ängste breit im Hinblick auf die Folgen eines möglichen atomaren Konflikts. Warum es jedoch nicht sinnvoll ist, sich einen Vorrat an Jodtabletten zuzulegen, hat unsere Leser besonders interessiert.

Genauso wie die Frage, welche gesundheitlichen Folgen eine Reduzierung der Warmwassertemperatur haben kann, um Energie zu sparen. Der #Faktenfuchs, der sich mit dem Legionellen-Risiko befasst hat, wurde ebenfalls von vielen Usern gelesen.

Für "leichtere" Themen blieb in diesem Jahr wenig Zeit, aber was viele Leser interessierte, war die Frage, warum Mücken manche Menschen lieber stechen als andere - woran das liegt, können Sie hier nachlesen.

Fazit und Ausblick

Der russische Angriff auf die Ukraine hat das Jahr 2022 auch im Hinblick auf Falschinformationen bestimmt. Rund um den Krieg selbst verbreiteten sich viele Falschbehauptungen, Fakes, Desinformationskampagnen und Propagandainhalte.

Die Auswirkungen des Krieges waren auch in Deutschland zu spüren; die Energieknappheit und steigende Preise sowie ankommende Flüchtlinge prägten die öffentlichen und politischen Debatten und waren Themen zahlreicher Faktenchecks. Der #Faktenfuchs wird auch 2023 genau beobachten, welche Fakes und Falschbehauptungen rund um den Konflikt verbreitet werden.

Corona blieb auch im dritten Pandemiejahr ein großes Thema, auch für unsere Leser. Insbesondere falsche oder unbelegte Behauptungen rund um die Impfung und angebliche Impfschäden kursierten im Netz.

Doch nicht nur Narrative rund um den Krieg und um Corona werden uns wohl auch im kommenden Jahr beschäftigen: Am 8. Oktober 2023 findet die Landtagswahl in Bayern statt. Der #Faktenfuchs wird den Wahlkampf, die Wahl und alles darum herum ausführlich begleiten, Politiker-Aussagen checken, möglicherweise kursierende Fakes als solche entlarven und die politischen Themen der Wahl mit Faktenchecks begleiten.

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