Affenpocken-Aufnahme
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Der Affenpocken-Ausbruch wurde nicht geplant.

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#Faktenfuchs: Der Ausbruch der Affenpocken war nicht geplant

Szenarien eines Affenpocken-Ausbruchs wurden von Experten vor Jahren durchgespielt. Jetzt ist dasselbe Labor involviert, das den ersten Corona-Fall entdeckte. Im Netz verbreitet sich das Gerücht eines geplanten Ausbruchs. Dafür gibt es keine Belege.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Darum geht's:

  • Weltweit sind bis jetzt (Stand 2.6. 2022) mehr als 700 Fälle von Affenpocken gezählt worden. Im Netz wird behauptet, dieser Ausbruch sei geplant gewesen und kein Zufall – eine typische Denkweise von Verschwörungstheoretikern.
  • Ein angeblicher Beleg dafür: Der erste Patient in Deutschland wird von demselben Arzt im selben Klinikum behandelt wie schon der erste Patient, der positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde.
  • Ein weiterer Schein-Beleg: Bei der Münchner Sicherheitskonferenz im November 2021 wurde ein theoretisches Pandemie-Szenario mit diesen Viren durchgespielt.
  • Diese vermeintlichen Beweise lassen sich aber anders erklären: Nicht jedes Krankenhaus in Deutschland ist dafür geeignet, Affenpocken-Fälle zu behandeln. Und für Pandemie-Szenarien werden beispielhaft Erreger herangezogen, die eine reale Gefahr darstellen können.

Affenpockenvirus-Fälle aus Afrika bekannt

Seit Mai 2022 häufen sich Berichte von Menschen, die sich mit dem Affenpocken-Virus angesteckt haben (auch bekannt unter den Bezeichnungen monkeypox, MPX, MPX virus oder MPXV). Normalerweise kennt man derartige Fälle aus Zentral- und Westafrika, in Nigeria zum Beispiel liegt das Virus endemisch vor, es kommt also immer wieder mal zu kleinen Ausbrüchen. Insgesamt zählt die nigerianische Gesundheitsbehörde im Schnitt bis zu 3.000 Fälle pro Jahr.

Oft besteht ein Zusammenhang mit Nagetieren wie Ratten, die der eigentliche Wirt des Affenpocken-Virus zu sein scheinen. Der Name "Affenpocken" ist nach aktueller Forschungslage falsch gewählt und historisch entstanden, weil das Virus erstmals im Jahr 1958 in einem dänischen Labor bei Affen nachgewiesen wurde.

Affenpockenvirus in München nachgewiesen

Der erste Affenpocken-Fall des aktuellen Ausbruchs in Deutschland wurde in München nachgewiesen. Der Patient, der aus Portugal angereist kam, befindet sich seitdem im Klinikum Schwabing in einem isolierten Zimmer. Behandelt wird er unter anderem von Clemens Wendtner. Beides halten manche Menschen für auffällig. Der Verschwörungsideologe Ken Jebsen formuliert das auf seinem Telegram-Kanal so:

"Wundersame Parallelen vom Coronavirus und den Affenpocken: Patient Nummer 1 mit Affenpocken in der BRD wurde wie bei Corona in München entdeckt. Wie bei Corona wurde der Fall ausgerechnet im Klinikum Schwabing entdeckt. Wie bei Corona hat zufälliger Weise [sic] exakt derselbe Arzt Prof. Dr. med. Clemens Wendtner den Patienten in Behandlung genommen. Das sind natürlich alles reine Zufälle."

Der #Faktenfuchs fragte am Klinikum Schwabing nach, was es mit den Parallelen auf sich hat.

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Ken Jebsen auf Telegram vermutet eine Verschwörung.

1. Klinikum Schwabing ist spezialisiertes Zentrum

Die kurze Antwort: Wenn ein Fall mit einer hochansteckenden (hochpathogenen) Krankheit in Bayern auftritt, kommt ein Patient automatisch ins Klinikum Schwabing, weil dieses auf solche Fälle spezialisiert sei, so Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Hämatologie/Onkologie.

Die lange Antwort: Es stimmt, dass beide Fälle im Klinikum Schwabing (offizieller Name: München-Klinik Schwabing) isoliert wurden. Doch vorher waren beide Personen bei anderen Ärzten vorstellig geworden, sagte Clemens Wendtner im BR24-Interview: "Bei dem Corona-Fall war es das Tropeninstitut der LMU, bei den Affenpocken war es eine große infektiologische Praxis in München." Die Patienten seien dann an das Klinikum Schwabing verlegt worden.

Das Klinikum ist laut Clemens Wendtner genau auf derartige Fälle ausgerichtet. Es gehöre zum STAKOB-Netzwerk: "STAKOB steht für Ständiger Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger." Davon gebe es in Bayern genau ein Zentrum, und zwar die München-Klinik Schwabing. Insgesamt gebe es deutschlandweit darüber hinaus nur sieben derartige Zentren, nicht einmal eines pro Bundesland. Das STAKOB-Netzwerk ist organisatorisch beim Robert Koch-Institut angesiedelt.

Die weiteren Zentren sind die Charité in Berlin, das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, das Klinikum St. Georg in Leipzig, die Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie in Düsseldorf, die Klinik der Goethe-Universität in Frankfurt und das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart.

"Das ist der Grund, warum immer die München-Klinik Schwabing bei Infektionserkrankungen mit neuen, vielleicht auch wie bei Corona, bis dato unbekannten Erregern in den Fokus rückt", sagt Clemens Wendtner.

2. Chefarzt ist der Vertreter der Abteilung

Eine zweite Parallele zum ersten Coronafall 2020 betrifft Clemens Wendtner persönlich, denn er taucht beide Male als behandelnder Arzt auf. Das wirkt auf Ken Jebsen und andere Verschwörungsanhänger verdächtig.

Die kurze Antwort: Dass Clemens Wendtner für die Presse der Haupt-Ansprechpartner ist, liegt daran, dass er die Abteilung leitet.

Die lange Antwort: Zwar sei die Behandlung der Patienten im Krankenhaus "Teamleistung", sagt Clemens Wendtner im #Faktenfuchs-Interview, aber: "Zum Schluss muss sich ein Kapitän auf der Brücke zeigen, sprich: Der Chefarzt muss dann ins Mikrofon sprechen. Und als Chefarzt der infektiologischen Abteilung hier in der München-Klinik Schwabing gehört das alles auch zu meinem Aufgabenfeld."

3. Viren lassen sich mit PCR-Test nachweisen

Eine weitere Parallele zur Corona-Pandemie stellt Ken Jebsen als angeblich auffällig dar: "Übrigens wird die Infektion mit den Affenpocken auch - Sie ahnen es bereits - mit dem heiligen PCR-Test nachgewiesen." Was hat es damit auf sich?

Die kurze Antwort: Sowohl der SARS-Cov-2-Erreger als auch das Affenpocken-Virus lassen sich per PCR-Test bestimmen. Das liegt daran, dass dieser Test DNA-Bestandteile eines Virus nachweisen kann, ganz egal, um welches Virus es sich handelt. Auch Grippeviren werden zum Beispiel per PCR-Test nachgewiesen.

Die lange Antwort: Im aktuellen ersten Fall in München führte laut Clemens Wendtner das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München den Nachweis, und zwar unter der Leitung von Roman Wölfel. Das Labor sei ein Labor der Sicherheitsstufe drei, das ist die zweithöchste Sicherheitsstufe bei derartigen Einrichtungen. "Per Gesetz ist er (Wölfel, Anm. d. Red.) befugt, mit diesem infektiösem Material umzugehen. Es ist so festgelegt, dass nicht wir das irgendwo in der Maschine in Schwabing reinstecken, sondern Herr Professor Wölfel", so Clemens Wendtner. Der PCR-Test sei also "der typische Virus-Nachweis-Test."

💡 So funktioniert ein PCR-Test

Diese Abkürzung steht für Polymerase-Kettenreaktion. Für den PCR-Test wird zum Beispiel ein Abstrich aus dem Rachen der Patientinnen und Patienten genommen. Dieser Abstrich wird einem chemischen Verfahren unterzogen: DNA-Stücke werden kopiert und vervielfältigt, damit bestimmte DNA, zum Beispiel die des Coronavirus, nachgewiesen werden kann. Ein positives Testergebnis weist den Virus im Körper nach und wird mit einer Farbreaktion angezeigt. Diese Tests werden größtenteils in Laboren durchgeführt und dauern bis zu fünf Stunden, allerdings gibt es auch vollautomatisierte Kartuschen-Tests, die schneller Ergebnisse liefern. Die dazu notwendigen Geräte sind sehr teuer. (Erklärt von BR24)

4. Ausbruchsgeschehen wird in theoretischen Szenarien geübt

Eine vierte Behauptung findet sich unter anderem in einem Telegram-Kanal mit rund 7.600 Followern. Dort heißt es: "Die Affenpocken Pandemie wurde 2021 schon auf der Münchner Sicherheitskonferenz durchgespielt (…). Es ist alles von oben geplant." Ein anderer Account schreibt: "Planet der Affen! Diesmal sind die Pocken los", und bezieht sich ebenfalls auf das Planspiel der Sicherheitskonferenz. Doch beweisen solche Planspiele, dass der aktuelle Ausbruch "von oben" geplant wurde?

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Planspiele sind keine Beweise für eine "geplante Pandemie".

Die kurze Antwort: Sogenannte Planspiele für die Pandemie-Vorsorge orientieren sich an schon bekannten Referenzviren, sogenannten "Emerging Viruses". Da sie eine ganz reale Gefahr für mögliche Ausbrüche darstellen, ist es nicht verwunderlich, wenn es Jahre nach einem theoretischen Planspiel tatsächlich große oder kleinere Ausbrüche gibt. Bei den Planspielen geht es aber nicht darum, eine "Pandemie" zu "planen", sondern sich darauf vorzubereiten, falls eine Pandemie ausbricht.

Die lange Antwort: Bei der Münchner Sicherheitskonferenz im November 2021 wurde eine sogenannte Tischübung zu einem fiktiven Pandemie-Szenario gemacht, bei dem von einem "modifizierten Affenpocken-Virus" ausgegangen wurde.

In dem Abschlussbericht heißt es (Übersetzung vom #Faktenfuchs): "Im März 2021 begann die NTI (Nuclear Threat Initiative) in Zusammenarbeit mit der Münchner Sicherheitskonferenz eine Übung zur Bekämpfung von biologischen Bedrohungen mit hohem Gefährdungspotenzial zu planen."

Die "Nuclear Threat Initiative" (NTI) ist eine Non-Profit-Organisation mit Sitz in Washington, USA. Sie hat sich laut eigenen Angaben auf "Globale Nuklearpolitik, nuklearen Terrorismus, Cyber-, Biosicherheit und radiologische Sicherheit" spezialisiert. Gegründet wurde sie im Jahr 2001 von Ted Turner, dem Gründer des Fernsehsenders CNN, und dem Ex-Senator Sam Nunn. Eine #Faktenfuchs-Anfrage ließ die Organisation NTI unbeantwortet.

Die Pressestelle der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) ordnete die Übung vom November 2021 auf #Faktenfuchs-Anfrage per E-Mail folgendermaßen ein: "Seit einiger Zeit konzentriert sich die MSC auch auf nicht-traditionelle Sicherheitsherausforderungen (…). Dazu zählt auch die Pandemie-Prävention. Denn die Vernachlässigung dieser Faktoren menschlicher Sicherheit kann Fortschritte aufhalten oder sogar umkehren, die Fragilität von Staaten verschärfen und vorhandene Konflikte weiter anfachen bzw. neue Konflikte schüren." In diesen Planspielen der MSC spielten sich die jeweiligen Parteien oft selbst, so die Pressestelle, "simulieren durch konkrete Übungen einen Ernstfall und können so ihre jeweiligen Stärken aber auch ihr Verbesserungspotenzial besser erkennen."

In Bezug auf das konkrete Planspiel mit NTI schreibt die Pressestelle: "Die MSC arbeitet seit vielen Jahren mit den unterschiedlichsten Partnern aus dem In- und Ausland zusammen, um passende Szenarien und Übungsabläufe zu erarbeiten und im Rahmen der Hauptkonferenz und anderer Veranstaltungen durchzuführen."

Szenarien gab es auch für SARS-Viren

Schon häufiger wurden Pandemie-Szenarien von verschiedenen Experten und Expertinnen theoretisch durchgespielt. Zum Beispiel im Jahr 2012 mit einem modifizierten SARS-Virus ("Modi-SARS-Virus"), unter der fachlichen Federführung des Robert Koch-Instituts.

Im Bericht des Deutschen Bundestags wird das Szenario folgendermaßen beschrieben: "Unter Verwendung vereinfachter Annahmen wurde für dieses Modi-SARS-Virus der hypothetische Verlauf einer Pandemie in Deutschland modelliert, welcher sowohl bundesrelevant als auch plausibel ist."

Aus heutiger Sicht liegt das damalige Szenario nah am SARS-CoV-2-Ausbruch der letzten zwei Jahre. Der Ausbruchsort liegt in "Asien", zum Höhepunkt der Erkrankungswelle in dem Szenario sind Millionen an Menschen in Deutschland erkrankt. Es werden Maßnahmen wie "Absonderung, Masken, Hygiene" durchgespielt und Symptome wie Fieber und trockener Husten unterstellt. Als Vergleichsereignis wird unter anderem die SARS-CoV-1-Epidemie aus dem Jahr 2003 herangezogen.

Darüber hinaus wird abgeschätzt, wie groß der materielle Schaden für Deutschland sein könnte, weil Quarantänemaßnahmen die Wirtschaft treffen, wie viele Menschen erkranken oder sogar sterben könnten.

Schon 2012 gehen die Behörden laut dem Papier des Deutschen Bundestags davon aus, dass eine SARS-Pandemie realistisch ist: "Das Auftreten von neuen Erkrankungen ist ein natürliches Ereignis, das immer wieder vorkommen wird." Darauf sollte in einem Planspiel vorbereitet werden. Derartige Planspiele haben auch während der Coronapandemie in Verschwörungskreisen den Verdacht geschürt, es handele sich um eine geplante Pandemie.

Verdächtige Viren im Blick der Experten

Das Planspiel bei der Münchner Sicherheitskonferenz ging von einem bioterroristischen Anschlag aus, bei dem modifizierte Affenpocken zum Einsatz kommen.

Dass derartige Planspiele von Viren ausgehen, die zum Teil nur wenige Jahre später zu größeren oder kleineren Ausbrüchen führen, liegt nahe, sagt der Virologe Markus Hoffmann vom Primatenzentrum in Göttingen (Abteilung Infektionsbiologie) im #Faktenfuchs-Interview. Hoffmann ist dort zuständig für den Themenbereich "Emerging Viruses". Dabei handele es sich einerseits um "ganz neue Viren", wie es der SARS-CoV-2-Erreger zum Beispiel war. Andererseits seien das auch Viren wie das Affenpocken-Virus, die schon bekannt seien, aber die auf einmal gehäufter auftreten. "Ein Beispiel ist das Lassa-Fieber-Virus, da gibt es immer mal wieder kleinere Ausbrüche", so Hoffmann. Auch das Ebola- und das Zika-Virus gehören dazu. Die WHO zum Beispiel führt eine Liste mit entsprechenden Viren.

Für Szenarien wie denen des NTI oder des RKI im Jahr 2012 sei es naheliegend, sich "Emerging Viruses" als Beispiel zu nehmen, sagt Hoffmann, bei Bioterrorismus-Szenarien werde darüber hinaus oft das Pockenvirus verwendet, weil es ja in der Natur nicht mehr vorkommt. "Deswegen tauchen solche Viren in solchen Szenarien auf", so Hoffmann.

Generelle Schlüsse aus Szenarien ziehen

Je nachdem, welches Virus in einem Planspiel als Beispiel genommen wird, könnten aus den Übungs-Ergebnissen andere Schlüsse gezogen werden. Ein SARS-Virus überträgt sich über die Atemwege, ein Pockenvirus vornehmlich über Körperkontakt und Körperflüssigkeiten.

"Man möchte quasi eine Blaupause haben", sagt Markus Hoffmann. Es gehe darum, generelle Mechanismen herauszuarbeiten, die "unabhängig vom Erreger" wirkten. Denn ein Erreger auf der WHO-Liste ist "Erreger X", also ein Erreger, von dem man im Fall der Fälle noch nichts wisse. Markus Hoffmann: "Das ist quasi die nächste Pandemie, die wir jetzt noch nicht vorhersehen können. Also Virus X kommt, was wir noch nie gesehen haben." Planspiele helfen dabei, sich auf genau so einen Fall vorzubereiten, um Strategien zu erarbeiten, wie man mit einem Atemwegs-Erreger oder einem Schmierinfektions-Erreger ganz grundsätzlich umgehen könne, so der Virologe.

5. Impfstoff gegen Affenpocken schon vorhanden

Eine fünfte Behauptung im Zusammenhang mit den Affenpocken: Ein Impfstoff sei schon vorhanden und zugelassen. Das sei ein Beweis, dass die Pandemie "geplant" gewesen sei. Doch stimmt das?

Die kurze Antwort: Die Affenpocken gehören zu den "Emerging Viruses", sind also schon viele Jahrzehnte bekannt, und es ist auch bekannt, dass sich in seltenen Fällen auch Menschen mit ihm anstecken können. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde ein neuer Pockenimpfstoff entwickelt, denn die damalige Bush-Regierung befürchtete weitere Angriffe, auch mit Pockenviren. Der Impfstoff wirkt gegen die menschlichen Pocken, aber auch relativ gut gegen die Affenpocken. Denn die Affenpocken-Erreger sind dem Menschenpocken-Erreger sehr ähnlich. Darum gibt es bereits einen Impfstoff, der zumindest in den USA auch gegen die Affenpocken zugelassen ist.

Die lange Antwort: Tatsächlich gibt es einen Impfstoff, der zumindest in den USA gegen die Affenpocken zugelassen ist. In der EU ist er bisher nur gegen die Menschenpocken zugelassen, wird aber "off-label" gegen die Affenpocken eingesetzt, also ohne offizielle Zulassung.

Der Pocken-Impfstoff Imvanex wurde vom dänisch-deutschen Unternehmen Bavarian Nordic entwickelt. Die Bundesregierung hat nun 40.000 Impfdosen bestellt. "Es handelt sich um ein klassisches Impfvirus, das wirksame humorale Immunantworten, also Antikörper, und zugleich zelluläre Antworten, also T-Zellen, anregt", sagt der Virologe Gerd Sutter von der LMU München. Da Pocken- und Affenpockenviren sehr ähnlich sind, schützen die Antikörper der Impfung auch zu rund 80 Prozent gegen die Affenpockenviren.

Entwickelt wurde der Pocken-Impfstoff nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Der Auftrag kam ursprünglich aus den USA, die damalige Bush-Regierung befürchtete Bioangriffe durch Pockenviren. Sie plante damals, dass sich die komplette US-Bevölkerung impfen lassen sollte. Der Plan wurde nicht umgesetzt, doch die Forschung zum Impfstoff ging weiter. Seit 2013 ist Imvanex in Deutschland gegen die Pocken zugelassen, seit 2019 in den USA. Dort ist er darüber hinaus auch gegen die Affenpocken zugelassen. Weltweit gibt es derzeit keinen anderen zugelassenen Pockenimpfstoff.

Fazit: Pandemie-Vorbereitung und nicht "Pandemie-Planung"

Der aktuelle Ausbruch der Affenpocken zeigt nicht, dass hier eine neue Pandemie vermeintlich "geplant" wurde. Er zeigt, dass Versorgungsstrukturen wie spezialisierte Krankenhäuser und Labore regelmäßig bei wenig oder unbekannten, hochansteckenden Erregern genutzt werden. Und er zeige auch, dass in diesem Fall die Vorbereitung auf einen möglichen Ausbruch mit einem (Affen-)Pocken-Erreger gut gelungen sei, sagt Virologe Markus Hoffmann: "Das ist etwas, was extrem positiv aufgefallen ist: Wir sind alle sensibilisierter." Die WHO und das RKI riefen schnell zur besonderen Wachsamkeit auf, als die ersten Fälle bekannt wurden.

Darüber hinaus sind PCR-Tests und Impfstoff schon vorhanden. Das unterscheidet diesen Affenpocken-Ausbruch also grundsätzlich von der Corona-Pandemie.

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