Verdi Kundgebung im Handel in Nürnberg
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Zentrale Verdi- Kundgebung im Handel: In Nürnberg beteiligten sich 1.500 Mitarbeiter von Supermärkten, Discountern und Einzelhändlern.

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Bayernweite Streiks im Handel – Kundgebung in Nürnberg

Verdi hat am Mittwoch in ganz Bayern zu Streiks im Handel aufgerufen. In Nürnberg beteiligten sich 1500 Mitarbeiter von Supermärkten, Discountern und Einzelhändlern an einer zentralen Kundgebung. Hintergrund sind die laufenden Tarifverhandlungen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Beschäftigte aus 170 bayerischen Betrieben sind laut der Gewerkschaft Verdi dem Streikaufruf gefolgt und in den Warnstreik getreten. Darunter Mitarbeitende von Norma, Lidl, Edeka, Kaufland, Marktkauf aber auch Dehner, Ikea, Amazon, Saturn oder Metro. Der Ausstand werde sich bemerkbar machen, hatte Rita Wittmann, Verdi Streikleiterin Großhandel Mittelfranken, im Vorfeld angekündigt. Vor allem die Frischegüter dürften demnach in den Lebensmittelläden fehlen. Alle Regierungsbezirke in Bayern sind betroffen.

Arbeitnehmer von Altersarmut bedroht

Grund für den Streikaufruf ist laut Verdi der enttäuschende Auftakt zu den Tarifverhandlungen im bayerischen Handel. Die Arbeitgeberverbände hatten neben einem Inflationsausgleich bis zu vier Prozent Lohnerhöhung angeboten. "Der überwiegende Teil der Beschäftigten im bayerischen Handel ist akut von Altersarmut bedroht", sagt Thomas Gürlebeck, Verhandlungsführer der Gewerkschaft Verdi im bayerischen Großhandel.

Im Einzel- und Versandhandel sehe es nicht anders aus. Steigende Umsätze und Extra-Gewinne bei den Konzernen würden vielfach durch massive Preiserhöhungen erzielt, was für die Beschäftigten eine dramatische Entwicklung sei, ergänzt Hubert Thiermeyer, Verdi Verhandlungsführer für den bayerischen Einzelhandel.

"Egal ob bei Mieten, Lebensmitteln, Energiekosten oder Mobilitätskosten, überall sind die Preise bereits im letzten Jahr explodiert", so Thiermeyer. Angesichts der jüngsten Angebote der Arbeitgeber müsse jeder Euro erkämpft werden.

Forderung nach Mindestlohn und allgemeinen Tarifverträgen

Die Gewerkschaft fordert daher für die Beschäftigten im bayerischen Groß- und Außenhandel eine Erhöhung der Löhne um mindestens 13 Prozent. Die Stundenlöhne der Beschäftigten im bayerischen Einzel- und Versandhandel sollen um 2,50 Euro steigen sowie der Mindestlohn für die unteren Beschäftigtengruppen garantiert werden.

Auszubildenden sollen zusätzlich 250 Euro im Monat erhalten. Um Dumpingkonkurrenz und Vernichtungswettbewerb zu unterbinden sollen zudem die Tarifverträge des Bayerischen Einzelhandels wieder allgemeinverbindlich werden. Im Großhandel werden die Verhandlungen am 23. Mai, im Einzelhandel am 13. Juni fortgesetzt.

Zentrale Kundgebung in Nürnberg

Um 10 Uhr fand am Nürnberger Kornmarkt eine zentrale Kundgebung statt. 1500 Streikende aus ganz Bayern waren laut Polizeiangaben in die Frankenmetropole gekommen.

Auch in Unterfranken sind laut Verdi zahlreiche Geschäfte bzw. Filialen vom Warnstreik betroffen. Vor allem in Würzburg und Schweinfurt werde gestreikt - unter anderem bei der Buchhandlung Hugendubel in Würzburg und Schweinfurt, beim Modehaus H&M in Würzburg und Schweinfurt, bei der Parfümerie Douglas in Würzburg und Aschaffenburg, bei Galeria Kaufhof in Schweinfurt, bei den Kaufland-Supermärkte in Schweinfurt und Bad Kissingen sowie beim Kaufland-Logistikzentrum in Donnersdorf und dem Marktkauf-Supermarkt in Schweinfurt.

Warteschlangen an den Kassen und leere Regale

Die Kundinnen und Kunden sollten sich laut Verdi auf Warteschlangen an den Kassen einstellen. Außerdem könnte es durchaus vorkommen, dass Waren nicht verfügbar sind, weil die Regale nicht wieder aufgefüllt werden. Ein Verdi-Sprecher rechnet damit, dass 450 bis 500 Beschäftigte aus Unterfranken zur zentralen Kundgebung nach Nürnberg fahren.

Auch in der Oberpfalz sind Betriebsbelegschaften zum Streik aufgerufen. Das betreffe etwa die Supermarkt-Filialen von Edeka, Netto und Kaufland sowie Ikea und Stahlgruber, wie Christin Rappl vom Verdi-Bezirk Oberpfalz auf BR-Anfrage mitteilte. Geplant sei, dass etwa 400 bis 450 Beschäftigte aus der Oberpfalz zur Kundgebung nach Nürnberg fahren. Ob einzelne Filialen in der Oberpfalz deshalb schließen müssen, könne man nicht sagen, so die Sprecherin weiter – ausschließen könne sie es nicht.

In Niederbayern betrifft der Streik laut Verdi-Sprecherin Monika Linsmeier das Edeka-Zentrallager in Straubing, Edeka in Untergriesbach, Kaufland in Dingolfing sowie die Netto-Filialen in Rotthalmünster und Ruhstorf, allesamt im Landkreis Passau. Laut der Sprecherin sollen die Märkte nicht geschlossen werden, doch es könne zu Verzögerungen an den Kassen kommen. Wegen des Streiks im Edeka-Zentrallager in Straubing könne es bei den Zulieferungen an die anderen Edeka-Märkte zu Verzögerungen im Laufe der Woche kommen.

Liefer-Engpässe und Filialschließungen möglich

Auch in Oberfranken könnte die Versorgung einzelner Lebensmittelbetriebe einem Verdi-Sprecher zufolge "problematisch" werden. Zum Streik aufgerufen ist nämlich auch das Rewe-Lager in Buttenheim im Landkreis Bamberg, weswegen manche Märkte nicht wie üblich beliefert werden können. In Bamberg sind laut Verdi vereinzelte Schließungen von Lidl-Filialen möglich. Wie viele Beschäftigte dem Streikaufruf folgen, sei schwer einzuschätzen.

Im Audio: Bayernweiter Streikaufruf im Handel

Verdi hat zu bayernweiten Streiks im Handel aufgerufen. Hintergrund sind die Tarifverhandlungen im Bayerischen Handel.
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Verdi hat zu bayernweiten Streiks im Handel aufgerufen. Hintergrund sind die Tarifverhandlungen im Bayerischen Handel.

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