Vor dem 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Daniel Karmann

Vor dem 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Der Deutsche Ev. Kirchentag in Nürnberg – Ticker zum Nachlesen

In Nürnberg ist der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag mit einem großen Abschlussgottesdienst zu Ende gegangen. Der nächste Kirchentags-Gastgeber ist 2025 Hannover. Infos zum Kirchentag im Ticker.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Hiermit schließt der Ticker zum Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg.

Die wichtigsten News zum Kirchentag im Überblick:

  • Organisatoren sind glücklich über Verlauf des Kirchentags (13.36 Uhr)
  • Nächster Kirchentag: Hannover ist 2025 Gastgeber (11.45 Uhr)
  • De Maizière: Kirchentag als Vorbild für Streitkultur und Dank an Ehrenamtliche und Helfer (11.12 Uhr)
  • Abschlussgottesdienst: Pastor warnt vor Tatenlosigkeit (11.00 Uhr)
  • Band "Füenf" mit erfolgreicher Spendenaktion (So. 8.40 Uhr)
  • Vorbereitungen für den Abschluss des Kirchentags (So., 08.00 Uhr)
Heinrich Bedford-Strohm, evangelischer Landesbischof in Bayern, zieht zum Ende des evangelischen Kirchentags in Nürnberg im BR24-Interview Bilanz.
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Heinrich Bedford-Strohm, evangelischer Landesbischof in Bayern, zieht zum Ende des evangelischen Kirchentags in Nürnberg Bilanz.

13.36 Uhr Organisatoren sind glücklich über Verlauf des Kirchentags

Kirchentagspräsident Thomas de Maizière hat sich sehr zufrieden mit dem 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg gezeigt. "Wir haben einen wunderbaren Kirchentag erlebt", sagte de Maizière zum Ende des Protestantentreffens vor Journalisten. "Wir sind glücklich. Der Kirchentag lebt."

Insgesamt haben 70.000 Menschen den Kirchentag mit einem Ticket besucht, wie der kaufmännische Vorstand des Kirchentags, Stephan Menzel, mitteilte. Rechne man Besucher der Konzerte oder des "Abends der Begegnung" mit 130.000 Menschen hinzu, seien es wesentlich mehr Besucher gewesen.

De Maizière sagte: "Die Stimmung war gelöst, die Herzen offen, der Verstand klar." Die Menschen seien dankbar gewesen für etwas, das es selten gebe in Deutschland: "Gemeinsam singen und beten und dann hinterher politisch diskutieren." Krieg, Klima, Gefahren für die Demokratie, Menschenrechte - man habe sich den drängenden Zeitfragen gestellt.

Der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (CSU) sprach vom "Sommermärchen 2023 des Glaubens". Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sagte, beim Kirchentag habe er die "Kirche der Zukunft" erlebt. Der Kirchentag sei eine "Krafttankstelle" für den weiteren Weg nicht nur der Kirche, sondern auch der Gesellschaft.

Mit Material der Nachrichtenagentur epd

Der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg ist vorbei.
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg ist vorbei.

Der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg ist vorbei.
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg ist vorbei.

11.45 Uhr: Nächster Kirchentag: Hannover ist 2025 Gastgeber

Das Ende des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags ist gleichzeitig Start für die Vorbereitungen des nächsten Kirchentags im Jahr 2025. Und so haben die fränkischen Organisatoren schon am Samstag einen symbolischen Staffelstab an die Gastgeber des nächsten Kirchentages in Hannover weitergereicht. Das Großereignis wird vom 30. April bis zum 4. Mai 2025 stattfinden.

"Die Vorfreude wächst", sagte die künftige Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund. Die frühere thüringische Umweltministerin (Grüne) zog ein positives Fazit des aktuellen Treffens in Frankent: "Der Kirchentag ist wieder richtig da, und das werden wir für immer mit Nürnberg verbinden."

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte, das Vorbereitungsteam sei schon voller Energie, Begeisterung und ungewöhnlicher Ideen. Die Stadt wirbt für den Kirchentag 2025 mit dem Slogan #hannoverlieben. Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ergänzte, für das Gelingen des Protestantentreffens sei die mentale und spirituelle Dynamik entscheidend: "Wenn du innerlich dafür brennst, kannst du alles schaffen."

Hannovers Bürgermeister Thomas Klapproth (CDU) erläuterte, beim Kirchentag 2025 werde der interreligiöse Austausch eine zentrale Rolle spielen: "Mit dem Ziel, dass Verständnis füreinander entsteht." In der Stadt gebe es seit 20 Jahren das bundesweit erste "Haus der Religionen".

Mit dem Treffen in Hannover kehrt der Kirchentag zu seinen Wurzeln zurück: 1949 fand der erste Kirchentag in der niedersächsischen Landeshauptstadt statt. Insgesamt wird das Großereignis zum fünften Mal an der Leine gastieren.

Mit Material der Nachrichtenagentur epd

11.12 Uhr: De Maizière: Kirchentag als Vorbild für Streitkultur und Dank an Ehrenamtliche und Helfer

Kirchentagspräsident Thomas de Maizière hat die Diskussionskultur gelobt. "Respektvoll, konzentriert, hörend, sachkundig, im guten Sinne kontrovers", sagte der frühere Bundesminister im Abschlussgottesdienst auf dem Hauptmarkt. Das sei selten im Land der Fall. "Wenn es gelingt, die harten und streitigen Themen auf diese Weise zu bearbeiten, dann hätte der Kirchentag unserem Land gedient", betonte er.

"Wir leben in Zeiten erschütterter Gewissheiten“, sagte de Maizière. Dazu zählten etwa die Themen Frieden, Weltordnung, Schöpfung und Verteilungsgerechtigkeit. "Die Zeiten sind schwierig", unterstrich er. "Trotzdem oder gerade deswegen sind wir zuversichtlich." Zusammensein heiße, Verantwortung für die Welt zu übernehmen: "Nicht warten, sondern machen."

Der Kirchentagspräsident dankte zum Abschluss des fünftägigen Laientreffens auch den mehr als 4.000 Helferinnen und Helfern: "Kirchentag ist nur möglich mit euch und eurem Wissen, eurer Leidenschaft." An Polizei, Stadt, Feuerwehr, Landeskirche, Land und die Hauptamtlichen gerichtet, sagte der frühere Bundesminister für Verteidigung und für Inneres: "Es hat selten auf dem Kirchentag so gut geklappt wie hier."

Mit Material der Nachrichtenagentur epd

11.00 Uhr Abschlussgottesdienst: Pastor warnt vor Tatenlosigkeit

Zum Abschluss des evangelischen Kirchentages in Nürnberg hat Pastor Quinton Ceasar beim Gottesdienst auf dem Hauptmarkt angesichts der Krisen der Welt vor Tatenlosigkeit und Zögerlichkeit gewarnt. "Wir können nicht mehr warten“, sagte der Theologe vor 20.000 Besuchern: "Nicht bis morgen oder nächste Woche." Wenn Jesus sage "Jetzt ist die Zeit!" dann "ruft er zur Veränderung auf, zu mutigen Entscheidungen, die wirklich Veränderung bewirken", erklärte der aus Südafrika stammende Influencer unter großem Applaus.

Jetzt sei die Zeit, zu sagen: "Wir sind alle die 'Letzte Generation'", betonte Ceasar. Er rief die Menschen zur Entscheidung auf: "Ja, es gibt sie, die entscheidenden Momente." Und jeder könne entscheiden zwischen richtig und falsch. Ceasar ist Pastor in Wiesmoor bei Aurich in Niedersachsen.

Mit Material der Nachrichtenagentur epd

8.00 Uhr: Vorbereitungen für den Abschluss des Kirchentags

Heute endet der Evangelische Kirchentag, mit einem großen Abschlussgottesdienst um 10.00 Uhr auf dem Nürnberger Hauptmarkt. Ein zweiter Gottesdienst findet auf dem Kornmarkt statt, Zur Einstimmung gibt es zuvor Musik und Gespräche, mit dabei ist auch der Windsbacher Knabenchor, der Chor der Paulusgemeinde Halle und die Posaunenchöre.

Die Predigt am Hauptmarkt hält Quinton Ceasar, Pastor aus Wiesmoor. Der Gottesdienst steht unter Erwartet werden mehrere tausend Gläubige.

Damit endet ein Kirchentag, der geprägt ist von intensiven Diskussionen zu den aktuellen politischen Themen, allen voran der Krieg in der Ukraine, Waffenlieferungen an die Ukraine, Klimawandel und die Asylpolitik. BR24live ist vor Ort.

BR2424live 10 Uhr: Abschlussgottesdienst auf dem Kirchentag

8.40 Uhr: Band Füenf mit erfolgreicher Spendenaktion

Die Band "Füenf" hat für das Kinder-Hilfsprojekt "Gitarren statt Gewehre" bei ihrem Konzert Spenden gesammelt und war damit erfolgreicher als sie erhofft hatte. Wie die A-cappella-Gruppe am Samstagabend beim Kirchentags-Konzert in Nürnberg bekanntgab, kamen für das Projekt von "Brot für die Welt" 110.000 Euro zusammen,10.000 mehr als sich die Band mit ihrem Spendenaufruf beim Kirchentag 2015 in Stuttgart zum Ziel gesetzt hatte. Bei dem Konzert auf dem Nürnberger Hauptmarkt kamen laut Polizei rund 6.000 Menschen zusammen.

Mit dem Geld sollen Kindersoldaten und Straßenkinder im Kongo die Chance erhalten, eine Berufsausbildung im Instrumentenbau zu erhalten. Die "Füenf" kündigten an, bei ihrer Abschiedstour bis September 2024 weitere 40.000 Euro sammeln zu wollen.

Mit Material der Nachrichtenagentur epd

Sonntag, 11. Juni 2023 – 5. Tag

15.15 Uhr: De Maizière will Kirchentag umkrempeln

Der Präsident des Evangelischen Kirchentags, Thomas de Maizière, will das Großevent umkrempeln. Er kündigte heute eine neue Kirchentagsordnung an, eine neue Struktur und möglicherweise auch eine Verkleinerung. Denn, so de Maizière: "Die ganze Gremienstruktur, das passt alles nicht mehr. Die Grundordnung des Kirchentages stamme aus dem Jahr 1949. Man müsse sich nicht nur mit der Rolle der Ökumene befassen, also nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit den Katholiken suchen, sondern auch generell die Frage stellen, ob die aktuellen 2.000 Veranstaltungen "nicht ein bisschen viel" seien.

Das sei gerade vor dem Hintergrund der Frage wichtig, ob auch künftig noch so viele Ehrenamtliche bereit sind, beim Kirchentag mitzumachen. "Wollen wir nicht profilierter auftreten und nicht engagierter, was die Zahl der Veranstaltung angeht?", fragte de Maizière. Bis zum Herbst sollen demnach "Eckpunkte, Wegweiser" ausgearbeitet werden. Dann solle auch eine neue Kirchentagsordnung verabschiedet werden. Der Prozess sei "ergebnisoffen". so der Kirchentagspräsident. Der nächste Kirchentag findet 2025 in Hannover statt.

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa

15.07 Uhr: Vorschlag für Wahlrecht ab 14

Der bayerische evangelische Landessynodale Kilian Deyerl fordert eine generelle Senkung des Wahlalters auf 14 Jahren. Auf einer Podiumsdiskussion betonte er, dass das Wahlrecht ab 14 Jahren für die Kirchenvorstandswahlen gut funktioniere und ein gutes Argument für diesen Schritt sei. "Beim Kampf um das Wahlrecht ging es schon immer darum, einer anderen Gruppe die Mündigkeit abzusprechen, Das ging schon im alten Griechenland los: Sklaven, Frauen, das sollte uns zu denken gebet", so Deyerl.

Begleitet werden müsse dies mit mehr politischer Bildung in den Schulen und mehr finanziellen Mitteln. Generell brauche es für die Beteiligung von jungen Menschen mehr Ressourcen. "Wenn man etwas verändern will, trifft man auf Widerstand, dann muss es darum gehen in einer Demokratie Mehrheiten zu gewinnen und das braucht Zeit und Geld", sagte Deyerl weiter, der beim Podium mit Aimeé van Baalen von der Letzten Generation, SPD-Influencerin Lilly Blaudszun, Sozialunternehmer Erdal Tekin und Jugendforscher Björn Milbradt darüber diskutierte, wie radikal die Partizipation von jungen Menschen sein darf.

Mit Material der Nachrichtenagentur epd

13.45 Uhr: Resolution gegen EU-Asylreform beschlossen

Mit einer Resolution haben Teilnehmende des Kirchentags gegen die geplante Verschärfung des EU-Asylrechts protestiert. Darin wenden sie sich gegen einen "Ausverkauf der Menschenrechte" und einen "Frontalangriff auf den Rechtsstaat und das Flüchtlingsrecht". Geflüchtete erwarte an den EU-Außengrenzen nach den Plänen künftig nur ein Schnellverfahren ohne inhaltliche Prüfung der Fluchtgründe: "Mit einem fairen rechtsstaatlichen Vorgang hat das nichts zu tun." Die Pläne führten "nur zu noch mehr Entrechtung von Schutzsuchenden". Ihnen drohe ein "Horrorszenario" mit Inhaftierung in Lagern.

Die Resolution wurde bei einer Veranstaltung im "Zentrum Menschenrechte" des Kirchentages gefasst. Eine große Mehrheit der rund 500 Anwesenden stimmte dafür. Allerdings gab es auch zweistellige Zahlen von Gegenstimmen und Enthaltungen. Eine Gegenrednerin wandte ein, Verfahren an den Grenzen seien nur für Geflüchtete mit schlechter Bleibeperspektive geplant. Hinter der Resolution stehen die Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche sowie die Organisationen "Sea-Watch" und "Pro Asyl".

Die EU-Innenminister hatten sich am Donnerstag darauf verständigt, das Asylrecht zu verschärfen. Ein zentraler Punkt ist dabei die Einführung von Verfahren an der EU-Außengrenze. Menschen, die aus Ländern kommen, aus denen nur wenige Flüchtlinge in Europa anerkannt werden, müssen demnach künftig bis zu drei Monate in Lagern oder Einrichtungen an den Außengrenzen ausharren, bis ihr Verfahren abgeschlossen ist. Sie sollen von dort aus zurückgeschickt werden, wenn sie kein Bleiberecht erhalten.

Mit Material der Nachrichtenagentur epd.

11.49 Uhr Scholz zu Krieg in der Ukraine – weiter mit Putin reden

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will weiter mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Kontakt halten. Er habe auch nach Beginn des Krieges mit ihm gesprochen. "Ich habe vor, das demnächst wieder zu tun", sagte er auf dem Kirchentag bei der Veranstaltung "In bewegten Zeiten gemeinsam gestalten" in der Frankenhalle. Voraussetzung für einen "fairen Frieden" sei, dass Russland seine Truppen zurückzieht, sagte Scholz weiter. "Das ist das, was verstanden werden muss." Vereinzelt kamen im Kirchentags-Publikum "Verhandeln"-Rufe auf, worauf Scholz antwortete.

Scholz hatte zuvor die Grundsätze seiner Politik seit Beginn des russischen Angriffskrieg auf die Ukraine erneut skizziert: Es müsse verhindert werden, dass der Krieg eskaliert. "Es war und ist richtig, dass wir bei allem, was wir tun, abgestimmt handeln. Dass wir jeden Schritt überlegen und dass wir keine Alleingänge machen. Diesem Prinzip haben wir uns von Anfang an verpflichtet gefühlt." Grenzen in Europa dürften nicht gewaltsam verschoben werden.

Zuvor hatte Olaf Schholz über seine Bibelkenntnisse gesprochen. Er kenne die Bibel sehr gut. "Ich zähle zu den wenigen Deutschen, die Altes und Neues Testament gelesen haben", sagte er. "Ich habe das mit großem Interesse getan." Er merke immer wieder, wie ein großer Teil des kulturellen Denkens der Menschen davon geprägt sei. Auch er selbst sei geprägt von diesem Denken.

Scholz ist evangelisch getauft und ausgetreten aus der Kirche, er wollte auf dem Kirchentag aber nicht näher auf diesen Umstand eingehen. Scholz machte zugleich deutlich, dass er als Kanzler auch für den Schutz des Glaubens verantwortlich sei.

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa

10.00 Uhr: Friedensdemonstration um 13.00 Uhr angekündigt

Unter dem Motto "Jetzt ist die Zeit für Frieden" rufen Friedensgruppen und -organisationen um 13.00 Uhr zu einer Demonstration während des Evangelischen Kirchentags auf. Auf dem Rosa-Luxemburg-Platz in der Innenstadt soll für einen Stopp der weltweiten Rüstungsspirale sowie für Krisenprävention und zivile Konfliktbearbeitung in Kriegsgebieten geworben werden, teilte die Evangelische Friedensarbeit im Raum der EKD in Bonn mit. Zum Abschluss der Kundgebung hat sich der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Magdeburger Landesbischof Friedrich Kramer angekündigt.

Die Demonstration nimmt Bezug auf das offizielle Motto des Kirchentags "Jetzt ist Zeit". "Es ist die Zeit, Sicherheit neu zu denken", heißt es in dem Aufruf der rund 20 Organisationen. Darunter sind die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden, der Initiativkreis Frieden in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB), das Institut für Theologie und Politik, die Ökumenische Initiative zur Abschaffung der Militärseelsorge sowie die Deutsche Sektion der internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) und das Friedensmuseum in Nürnberg.

9.40 Uhr: Erstmals jüdischer Gottesdienst am Standort der zerstörten Synagoge

60 Jahre lang war die Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz in Nürnberg integraler Bestandteil der Nürnberger Innenstadt. 1938 wurde sie auf Anweisung der Nationalsozialisten abgerissen. "Im Rahmen des Kirchentages wird die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg am Ort der zerstörten Synagoge am Samstag, den 10. Juni, nun erstmals wieder einen Jüdischen Gottesdienst abhalten - ein historisches Ereignis", wie die Israelitische Kultusgemeinde ankündigt. "Mit diesem Gottesdienst am alten Synagogenplatz schaffen wir es, gleichzeitig die Vergangenheit in Erinnerung zu bringen und eine bessere, verständnisvollere gemeinsame Zukunft zu gestalten", erklärt dazu Steven Langnas, Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde. "Weil dieser Gottesdienst großzügiger Weise im Rahmen des Kirchentags stattfindet, stärkt er die Brücke zwischen den Religionen."

Diese Einladung sei, so Kristin Jahn, Generalsekretärin des Kirchentages, eine große Ehre. Kristin Jahn, Generalsekretärin des Kirchentages. "Ich bin sehr dankbar für dieses Vertrauen. Nürnberg steht mit seiner Geschichte für unendliche Schuld - hier wurden die Gesetze verabschiedet, die Millionen von jüdischen Mitmenschen das Leben und ihre Würde genommen haben. Aber hier wurde auch das Unrecht beim Namen genannt und die Menschenrechte niedergeschrieben. Dass wir nun eingeladen sind, gemeinsam mit der Israelitischen Kultusgemeinde zu feiern, ist ein Geschenk - an die Stadt und den Kirchentag."

Bei dem Gottesdient am Hans-Sachs-Platz um 19.00 Uhr sind ausschließlich Stehplätze verfügbar. Weiterhin heißt es zu dem Gottesdienst: "Männer sollten bitte ihren Kopf bedecken. Aus religiösen Gründen gibt es keine akustische Verstärkung über Lautsprecher, daher ist begrenzte Hörbarkeit zu erwarten. Wir bitten darum, auf Fotografieren während des Gottesdienstes zu verzichten. Der Gottesdienst wird auf hebräisch gehalten. Alle Texte mit deutscher Übersetzung sind online verfügbar.

8.00 Uhr: Kirchentag mit Scholz und Baerbock

Auch am Samstag wird die Bibel-Arbeit fortgesetzt, ab 9.30 Uhr mit dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing. Er befasst sich mit dem Bibelvers "Die Zeit wird kommen" aus dem Lukas-Evangelium. Der Bibelarbeit auf dem Kirchentag widmen sich auch CDU-Chef Friedrich Merz, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD)..

Um 11.00 Uhr wird Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf dem Kirchentag erwartet, er will bei der Veranstaltung "In bewegten Zeiten gemeinsam gestalten" in der Frankenhalle auf dem Nürnberger Messegelände sprechen.

Im Messezentrum wird um 18.00 Uhr auf dem Hauptpodium "Außenpolitisches Handeln in der Zeitenwende" unter anderem Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erwartet. Ihr Thema: "Außenpolitisches Handeln in der Zeitenwende". Dabei sein wird dann auch der frühere Bundespräsident Joachim Gauck.

Sicherlich werden die vielschichtigen, kontroversen Themen der Aktualität auch diesen Tag des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags bestimmen.

Samstag, 10. Juni 2023 – 4. Tag

Bühne beim Kirchentag in Nürnberg
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2023
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Bühne beim Kirchentag in Nürnberg

19.30 Uhr: Streit über Waffenlieferungen

Vertreter von Bundeswehr, Bundesregierung und evangelischer Kirche stritten am Nachmittag in der mit 5.000 Besucherinnen und Besuchern vollbesetzten Messehalle über die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine. Der Staatssekretär im für Rüstungsexporte zuständigen Bundeswirtschaftsministerium, Sven Giegold (Grüne), sagte, keine Waffen zu liefern, hieße, anderen die Sicherung der nach dem Zweiten Weltkrieg etablierten Friedensordnung zu überlassen. "Wir als Christinnen und Christen sind verpflichtet, auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit hinzuwirken“, sagte Giegold, der auch Mitglied im Kirchentagspräsidium ist. Im konkreten Fall sei es aber richtig, die Opfer zu unterstützen.

Dafür erhielt Giegold deutlich stärkeren Applaus als der EKD-Friedensbeauftragte Kramer, der seine Ablehnung der Waffenlieferungen mit dem Aufruf Jesu zu Gewaltlosigkeit, aber auch mit der deutschen Geschichte begründete. Die Ukraine verteidige sich seiner Meinung nach "völlig zu Recht", Deutschland habe aber aufgrund seiner Geschichte auch eine "Blutschuld" gegenüber Russland. Kramers Position ist auch innerhalb der evangelischen Kirche umstritten. Die badische Bischöfin Heike Springhart erinnerte auf dem Podium daran, dass auch der Zweite Weltkrieg durch militärische Hilfe beendet wurde. Er "wäre nicht am Verhandlungstisch zu Ende gegangen", sagte sie.

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, sagte, wenn die westlichen Staaten nicht mit Waffenlieferungen unterstützt hätten, "wäre der Krieg vermutlich zu Ende". Die Ukraine gäbe es dann aber nicht mehr, und die Menschen wären unter dem Joch Russlands. "Der Krieg wäre vorbei, das Leiden für die Menschen ginge weiter", sagte Breuer, der ebenfalls die Waffenlieferungen verteidigte.

Mit Material der Nachrichtenagentur epd

Interview mit evangelischer Pfarrerin.
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Vom Kirchentag in die Frankenschau aktuell zugeschaltet: Pfarrerin Stefanie Schardien zu: Veränderungen der Rolle der Kirche in der Gesellschaft.

19.00 Uhr: Bischof Bätzing will Reformweg fortsetzen

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, sprach in Nürnberg auf dem Stand der Reformbewegung "Wir sind Kirche" – als erster katholischer Bischof, so Sprecherin Sigrid Grabmeier, die hinzufügte: "Früher waren wir ja die Schmuddelkinder.

Bätzing erklärte, er wolle den Weg der Reformen in der katholischen Kirche fortsetzen. "Wir lassen nicht locker", betonte er. Und, dass er es befürworte, dass Laien in den Gottesdiensten predigen dürfen. Der Vatikan hatte diesen Vorstoß zurückgewiesen. Für sein Bistum Limburg werde er das umsetzen, sagte er. "Das ist ein Schatz." Der Vatikan müsse diese spezifische Situation in Deutschland beachten, man habe hier "hochqualifizierte Seelsorgerinnen und Seelsorger."  

In Deutschland wurde als Reaktion auf die zahlreichen Missbrauchsfälle der Synodale Weg installiert, damit Klerus und Laien gemeinsam nach Reformen suchen. Im Vatikan stoßen die Vorschläge jedoch auf Kritik, auch etliche deutsche Bischöfe äußern Bedenken und Kritik. 

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa

17.00 Uhr: Norbert Lammert bei Podium zu deutscher Leitkultur

Bei einem Podium des Kirchentags zu "Wo geht's zur deutschen Leitkultur?" war auch der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) als Redner zu Gast. Er betonte dabei, dass die Frage nach Integration zu stark mit dem Begriff Migration verbunden werde. Für ihn sei die Frage nach Integration die Frage nach dem Zusammenhalt in der Gesellschaft und den Bedingungen, unter denen dieser zustande komme. Diese Debatte werde aber erst geführt, seitdem über Migration diskutiert werde, sagte Lammert: "Dieser Zusammenhang besteht aber nicht."

Jemand, der nie zugewandert ist, könne trotzdem kaum in die Gesellschaft integriert sein, genauso wie jemand, der zugewandert ist, kaum Probleme bei der Integration haben könne, betonte Lammert. "Ich frage mich, wenn man allen Bio-Deutschen einmal im Jahr den Einbürgerungstest abverlangen würde, wie viele dann durchfallen würden", fügte er hinzu.

Mit Material der Nachrichtenagentur epd

16.20 Uhr: Evangelische Kirche kritisiert Einigung bei EU-Asylrechtsreform

Die Einigung der EU-Innenminister auf eine gemeinsame Linie bei der EU-Asylrechtsreform wird auch auf dem Evangelischen Kirchentag heftig diskutiert. Dabei muss die Regierung harsche Kritik einstecken. So sagte der EKD-Flüchtlingsbischof Christian Stäblein dem Evangelischen Pressedienst am Rande des Kirchentags: "Man lässt keine Kinder und Familien vor den Toren stehen. Punkt." Der Kritik zahlreicher Flüchtlings- und zivilgesellschaftlichen Organisationen an der Einigung der EU-Innenminister zum EU-Asylrecht schloss sich auch die evangelische Kirche, das Hilfswerk "Brot für die Welt" und die Diakonie an.

Stäblein bezog sich mit seinem Satz auf "Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt", ein Satz, der vor vier Jahren auf dem Kirchentag in Dortmund gefallen war und zum Slogan der Seenot-Rettungsbewegung geworden ist. Der Beauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für Flüchtlingsfragen zeigte sich enttäuscht, dass sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bei den Beratungen der EU-Innenminister und -ministerinnen am Vortag in Luxemburg mit ihren Forderungen nach Ausnahmen für Minderjährige und deren Familienangehörige nicht durchsetzen konnte.

Die EU-Innenminister hatten sich am Donnerstag nach langen Verhandlungen auf eine Asylrechts-Verschärfung verständigt. Ein zentraler Punkt ist die Einführung von Grenzverfahren an der EU-Außengrenze. Menschen die aus Ländern kommen, aus denen nur wenige Flüchtlinge in Europa anerkannt werden, müssen dem Kompromiss zufolge künftig bis zu drei Monate in Lagern oder Einrichtungen an den EU-Außengrenzen ausharren, bis ihr Verfahren abgeschlossen ist. Sie sollen von dort aus zurückgeschickt werden, wenn sie kein Bleiberecht erhalten.

Mit Material der Nachrichtenagentur epd

Politiker beim Kirchentag.
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Politiker am Kirchentag: Bundespräsident F.-W. Steinmeier (SPD), Ministerpräsident M. Söder (CSU) und Minister R. Habeck (Bündnis 90/Die Grünen)

14.30 Uhr: Habeck kritisiert Klimakleber

Die Klebeaktionen der Gruppe Letzte Generation schaden nach Ansicht von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) den Bemühungen um den Klimaschutz. "Dieser Prozess verhindert eine Mehrheit für Klimaschutz", sagte er bei einer Podiumsdiskussion beim Evangelischen Kirchentag. "Es ist keine Hilfe beim Klimaschutz." Die Sprecherin der Letzten Generation, Carla Hinrichs, entgegnete auf Habecks Kritik: "Seit wann bewertet die Regierung den Protest gegen sich selber als richtig oder falsch?"

Habeck warnte außerdem davor, dem Klimaschutz alles unterzuordnen. "Wenn wir die Klimafrage über alles stellen .. wozu führt das denn?", fragte Habeck. Auch für den Kirchentag sei Energie verbraucht worden, für Leinwände, Licht, und die Anreise der Zehntausenden Besucher. Aber sei es darum besser, den Kirchentag nicht abzuhalten? Seiner Menung nach führe die Schuldfrage im Grunde dazu, "dass man handlungs- und auch denkunfähig wird." Stattdessen müsse die Frage sein: "Wie schaffen wir Klimaneutralität unter den Bedingungen einer funktionierenden Gesellschaft?"

Es sei wichtig, so viele Menschen wie möglich mitzunehmen auf dem Weg zu einem besseren Schutz des Klimas, sagte Habeck: Wenn Politik aufhöre Menschen anzusprechen und mitzunehmen, nicht dafür arbeite, dass es Mehrheiten gebe, dann öffne das Raum für Populismus. Dabei räumte er Fehler bei der Vermittlung seines umstrittenen Heizungsgesetzes ein.

Menschen auf einem Bürgersteig
Bildrechte: BR Fernsehen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Menschenkette in Nürnberg

14.28 Uhr: Menschenkette vom Sebalder Platz bis zum Plärrer

Sie haben ihr Ziel nicht ganz erreicht: Die Nürnberger Gruppe "Christians for future“ wollte gemeinsam mit dem Bund Naturschutz, Extinction Rebellion und anderen Aktivisten eine Menschenkette von der Kirche St. Sebald in der Nürnberger Innenstadt bis zum Müllheizkraftwerk im Stadtteil Sandreuth bilden. Doch soweit ging die Kette nicht. Sie endete schon am Plärrer. Mit der Aktion wollten die Organisatoren Druck auf die Bundesregierung machen, den CO2-Ausstoß schnell und konsequent zu senken.

Knapp zwei Kilometer war die Menschenkette lang: Vom Sebalder Platz über den Hauptmarkt in der Nürnberger Altstadt bis zum Hauptverkehrsknotenpunkt – dem Nürnberger Plärrer – hielten sich Tausende Menschen an der Hand. Für fünf Minuten blockierten sie die Straßen und riefen: "Jetzt ist die Zeit – für Klimaschutz" – angelehnt an das Motto des Deutsch Evangelischen Kirchentags.

Auch wenn das ursprüngliche Ziel nicht erreicht wurde, sind die Veranstalter dennoch zufrieden. "Ich freu mich, die Kette hier am Plärrer sieht sehr schön aus", sagt die Hauptorganisatorin der Aktion und Nürnberger Pfarrerin Ute Böhne. "Das ambitionierte Ziel bis nach Sandreuth zu gehen, können wir nicht aufrechterhalten, aber auch hier treffen wir viele Menschen, die durch uns auf das Thema aufmerksam werden“, sagt Mitorganisatorin Marion Grau. Die Veranstalter hatten ausgerechnet, dass sie für die geplante etwa 3,7 Kilometer lange Menschenkette mindestens 3.500 Teilnehmende gebraucht hätten. Die Autofahrer warteten ohne große Hupkonzerte, bis die Aktion vorüber war.

Pfarrerin Ute Böhne mahnte: "Wir müssen umkehren und zwar ganz schnell." An die Stadt Nürnberg richten Böhne und ihre Mitaktivisten u.a. die Forderung, den Frankenschnellweg in der Stadt nicht auszubauen und die Fernwärme nicht mehr mit fossilen Energieträgern zu erzeugen.

Bildrechte: BR / Tina Wenzel
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Menschenkette durch die Nürnberger Innenstadt als Aufforderung für die Bundesregierung auf, konsequenter den CO2-Ausstoß zu reduzieren.

10.12 Uhr: Menschenkette für Klimaschutz beim Kirchentag

Im Rahmen des Deutschen Evangelischen Kirchentages veranstalten die "Christians for Future" zusammen mit dem BUND Naturschutz Nürnberg heute (Freitag 09.06.23, 14.00 Uhr) eine Menschenkette für mehr Klimaschutz. Wie es in einer Mitteilung des Bund Naturschutz heißt, werde die Menschenkette zwei Klimaschutz-relevante Orte in der Stadt verbinden, den Sebalder Platz, wo anderthalb Jahre lang das Nürnberger Klimacamp stattfand, mit dem Kraftwerk Sandreuth. Gerade in Nürnberg bestehe eine enorme Umsetzungslücke zwischen den in Klimaschutzfahrplänen formulierten Maßnahmen und aktuellen Planungen, Baugenehmigungen oder Beschlüssen, heißt es weiter. Viel zu viel Machbares werde nicht angepackt, sondern in eine ferne Zukunft verschoben, große Potenziale für die Klimavorsorge nicht ausgeschöpft. Deshalb soll es heute „Hand in Hand“ für den Klimaschutz gehen.

06.30 Uhr: Evangelischer Kirchentag geht politisch und mit KI weiter

Der Evangelische Kirchentag in Nürnberg geht am Freitag politisch weiter. Neben Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wird auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, über die Frage sprechen "Welchen Frieden wollen wir?"

Morgens geht es allerdings besinnlicher los: mit einer Bibelarbeit mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Der CSU-Chef will sich mit der Geschichte über Josef und seine Brüder befassen - speziell dem Moment, in dem Josef sich seinen früheren Peinigern gegenüber edelmütig zeigt. In der Bibelstelle aus dem ersten Buch Mose, um die es gehen soll, heißt es: "Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk."

Ebenfalls am Vormittag ist ein von Künstlicher Intelligenz komplett ohne menschliche Beteiligung gestalteter Gottesdienst geplant.

04.00 Uhr: Habeck und Geywitz beim Kirchentag

Beim evangelischen Kirchentag in Nürnberg wird heute (Freitag) Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit Klimaaktivistin Carla Hinrichs und Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser über Auswege aus der Klimakrise diskutieren. Zudem geht es in einem Podium mit Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) um bezahlbares Wohnen in Zeiten der Energiewende. Diskussionsrunden sind auch zu Antisemitismus, Ukraine-Krieg, Transsexualität und Generationenkonflikten geplant.

Am Abend wird die frühere Verteidigungsministerin und CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer an einer sogenannten FuckUp-Night teilnehmen, bei der es um die Chancen des Scheiterns geht. Der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag mit mehreren Zehntausend Besuchern dauert noch bis Sonntag. Das fünftägige Treffen steht unter der Losung „Jetzt ist die Zeit“.

Freitag, 9. Juni 2023 – 3. Tag

17.51 Uhr Unwetter in Mittelfranken – Veranstaltungen bei Kirchentag teils unterbrochen

Ein Unwetter mit Hagel hat am Nachmittag in und um Nürnberg zu zahlreichen Einsätzen von Polizei und Feuerwehr geführt. Auf dem Evangelischen Kirchentag mussten alle Außenveranstaltungen abgebrochen bzw. unterbrochen werden. Das "Zentrum Jugend", das seine Veranstaltungen im Nürnberger Nordosten fast komplett im Freien durchgeführt hatte, hat seine Angebote ausgesetzt. Ein Alarmfall sei wegen des Unwetters in Nürnberg nicht ausgelöst worden, so die Polizei.

14.31 Uhr Bedford-Strohm ermuntert zu Gesprächen mit Atheisten

Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat Christen zu Gesprächen mit nicht gläubigen Menschen ermuntert. „Es lohnt sich, auf die zu hören, die uns von außen den Spiegel vorhalten“, sagte Bedford-Strom. Er selbst lerne aus Gesprächen mit Atheisten „wahnsinnig viel“.

11.14 Uhr Steinmeier ruft zu Nächstenliebe auf

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Menschen zu „trotzigem Mut“ aufgerufen, um den Krisen mit dem Willen zu Veränderung zu begegnen. Zugleich appellierte er an Mitmenschlichkeit. „Kann jemals nicht Zeit für Nächstenliebe sein?“, so der Bundespräsident. In einer Bibelarbeit legte Steinmeier die Geschichte aus dem Jonhannes-Evangelium über die Hochzeit zu Kanaa aus. Darin wird erzählt, wie Jesus Wasser zu Wein verwandelt. Es sei eine Geschichte über die Kraft des Wandels und der Transformation, so der Bundespräsident. Wo Jesus sei, könnten sich Dinge zum Besseren wandeln und diese Zusicherung tue gut, so das Staatsoberhaupt.

8.46 Uhr Inhaltliche Arbeit beginnt

Beim evangelischen Kirchentag beginnt heute (08.06.23) die inhaltliche Arbeit mit verschiedenen Diskussionen. Es wird um die Themen Klimakrise, Asylpolitik und moderne Arbeitswelt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird bei einer Bibelarbeit eine Stelle aus dem Johannes-Evangelium auslegen.

Donnerstag, 8. Juni 2023 – 2. Tag

18.30 Uhr Begrüßung der Teilnehmenden durch den Bundespräsidenten

In seiner Begrüßungsrede ging Bundespräsident Frank-Walther Steinmeier ausführlich auf den Krieg in der Ukraine und den Klimawandel ein. Er betonte, dass es in Europa keinen verbrecherischen Krieg mehr geben dürfe, dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine eine Zeitenwende eingeleitet habe. Die Solidarität mit der Ukraine sei wichtig. Während der Rede Steinmeiers kamen laute Zwischenrufe, die dem Bundespräsidenten widersprachen, der dafür warb die Ukraine zu unterstützen, auch wenn es mit Waffen sein müsse.

“Steinmeier sagte zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine: "Auch ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ich einmal sagen würde: Neben all den anderen Anstrengungen, es ist auch Zeit für Waffen." Die Bilder und Nachrichten aus der Ukraine seien unerträglich. "Aber wir dürfen nicht so tun, als gäbe es einfache Lösungen“, sagte der Bundespräsident. "Wenn Russland seine Soldaten zurückzieht, dann ist der Krieg zu Ende. Wenn die Ukraine ihre Verteidigung einstellt, dann ist das das Ende der Ukraine“, fügte er unter dem Applaus der 20.000 Besucher der Eröffnungsfeier auf dem Nürnberger Hauptmarkt hinzu.

Auch beim Thema Klimawandel warb Steinmeier um Solidarität und Verständnis gerade auch für die Jugend. "Ich verstehe die Ungeduld, ja die Verzweiflung vieler junger Menschen beim Klimaschutz, denn ihre Zukunft steht auf dem Spiel. Aber wir müssen Brücken finden, die wir alle gemeinsam gehen können. Und wir müssen dafür sorgen, dass auch die Schwächsten etwas zu gewinnen haben", sagte er. Er rief zu Ausgleich und Solidarität auf und zur Bewahrung der Schöpfung. Der Gesprächsort Kirche sei gerade jetzt unglaublich wichtig. "Lasst uns streiten, aber hören wir den Argumenten der anderen zu", bat er die Teilnehmenden. Und er dankte den engagierten Christen für ihren Einsatz und ihre gelebte Solidarität.

17.30 Uhr Eröffnungsgottesdienst auf dem Hauptmarkt

Bei strahlender Sonne begleiten Tausende Menschen auf dem Nürnberger Hauptmarkt den Eröffnungsgottesdienst zum Kirchentag. Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat in seiner Predigt betont, wie wichtig es sei, für Gerechtigkeit zu kämpfen und die Gläubigen ermahnt, an künftige Generationen zu denken. Dabei wurde er auch sehr persönlich und betonte, dass er seinem Enkel ein ähnlich gutes Leben in der Zukunft wünscht und dafür kämpfen wolle, wie er selbst erfahren durfte. Er mahnte: „Mit der ökologischen Umorientierung von Wirtschaft und Gesellschaft geht es viel zu langsam. Das Klima droht zu kippen."

Auch zukünftige Generationen sollen gut leben, reine Luft atmen und klares Wasser trinken. Bedford-Strohm rief dazu auf, angesichts der vielen Krisen auf der Welt nicht zu verzweifeln. "Mit der ökologischen Umorientierung von Wirtschaft und Gesellschaft geht es viel zu langsam. Das Klima droht zu kippen", warnte der Landesbischof. Vom Nürnberger Kirchentag solle daher eine klare Botschaft ausgehen: "Ja, wir wollen unser Leben neu ausrichten."

Vom Kirchentag solle ein Zeichen der Hoffnung ausgehen. Vor der Eröffnung hatte er schon betont: "Ich wünsche mir, dass das ein Kirchentag der Hoffnung wird. Das ist das, was wir im Moment am meisten brauchen." Frömmigkeit und Engagement für die Welt gehörten zusammen: "Du kannst nicht beten, ohne Dich für Gerechtigkeit einzusetzen." Dies betonte er auch immer wieder in seiner Predigt. Nach der Predigt gab es für die Teilnehmenden eine "geschenkte Minute", bevor die Posaunenchöre zu den Grußworten überleiteten.

16.20 Uhr Kirchentag gedenkt der Opfer des NSU

Zu Beginn des evangelischen Kirchentags in Nürnberg haben Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Kirche der Opfer der NSU-Morde und anderer unmenschlicher Verbrechen gedacht. Fromm sein genüge "nicht in der Kirche und nicht in der Demokratie", sagte Kirchentagspräsident Thomas de Maizière am Nachmittag am NSU-Mahnmal am Kartäusertor. Christen seien dazu berufen, wach zu sein, hinzuschauen, sich zu informieren und sich eine Meinung zu bilden.

Zu Artikel: Nürnberg benennt Park nach NSU-Mordopfer Özüdoǧru

In seiner ganzen ungeheuren Ambivalenz sei der Mensch zum Besten und zum Grausamsten fähig, sagte Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern. Als positive Beispiele wurden fünf Personen mit dem Attribut "a real Mentsh" vorgestellt. Der Begriff stammt aus dem Jiddischen und beschreibt Menschen, die Vorbilder sind und sich durch edles Handeln auszeichnen. "Menschen, die gut sind, aber nicht zu gut, um wahr zu sein", sagte Kirchentags-Generalsekretärin Kristin Jahn.

Auch der im September 2000 von Terroristen des NSU in Nürnberg ermordete Blumenhändler Enver Şimşek und seine Tochter Semiya sind für Elisabeth Hann von Weyhern "real Menschen". Weil sie sich nach rassistischen Verdächtigungen im Zuge der Aufklärung des Mordes an ihrem Vater in Deutschland nicht mehr willkommen fühlte, ist Semiya Şimşek mit ihrer Familie in die Türkei gezogen. "Trotzdem kommt sie hierher, besucht Schulklassen und engagiert sich für Anerkennung und Aufklärung. Frau Enver Şimşek hat mich sehr beeindruckt mit ihrer klaren Haltung“, sagte Hann von Weyhern. Für die zehn Mordopfer der rechtextremen Terrorgruppe NSU steht seit 2013 ein Mahnmal am Kartäusertor.

Mit Material der Nachrichtenagentur epd

Gedenken für Opfer des NSU in Nürnberg
Bildrechte: BR/ Nicolas Eberlein
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Gedenken für Opfer des NSU in Nürnberg

15.03 Uhr "Nürnberg soll uns kennenlernen"

Die Veranstalter erwarten rund 100.000 Gäste in Nürnberg. "Wir wollen im besten Sinne die Stadt erobern. Nürnberg soll uns kennenlernen", sagte Kirchentagspräsident Thomas de Maizière vor der offiziellen Eröffnung auf dem Nürnberger Hauptmarkt. Bis Dienstagabend waren 60.000 Tickets verkauft.

Ausgebucht war heute ein Sonderzug zum Kirchentag, mit dem rund 400 Reisende in Leipzig den Weg nach Nürnberg antraten. Die Bischöfe der Landeskirchen von Sachsen, Anhalt und Mitteldeutschland spendeten einen Reisesegen für den von der mitteldeutschen Kirchenzeitung "Glaube + Heimat" angemieteten Zug.

Insgesamt sind fast 2.000 Veranstaltungen geplant, darunter Bibelarbeiten, Podien, Gottesdienste und Konzerte und allein auf dem "Markt der Möglichkeiten" präsentieren sich etwa 750 zivilgesellschaftliche Gruppen und Initiativen.

Der Etat für das Treffen der evangelischen Christen beträgt 20,5 Millionen Euro. Der Freistaat Bayern steuert 5,5 Millionen Euro bei, die Stadt Nürnberg 3 Millionen Euro, die bayerische Landeskirche 5,6 Millionen Euro. Der Rest entfällt auf Einnahmen aus Merchandising, von Sponsoren und aus dem Ticketverkauf. Zudem sind rund 4.000 Ehrenamtliche im Einsatz.

Mit Material der Nachrichtenagentur epd

13.58 Uhr: Kirchentag will in Krisenzeiten Hoffnung vermitteln

Am Abend wird der Präsident des Kirchentags, Thomas de Maizière, den 38. Evangelischen Kirchentag mit offiziell eröffnen. Vorab sagte er in Nürnberg: "Wir sind besorgt, aber nicht verzagt“ angesichts aktueller Krisen wie der Klimakatastrophe und des Kriegs in der Ukraine. Mit Verständnis und Respekt werde beim Kirchentag über die Themen der Zeit gesprochen, sagte de Maizière. Unter anderem verwies der ehemalige Bundesminister auf Veranstaltungen zur Friedensethik mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, zum Klimaschutz unter anderem mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Vertreterinnen der "Letzten Generation" sowie auf ein Podium zur Krisenanfälligkeit der Demokratie mit dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth. Wichtig sei bei diesen Gesprächen, dass auf dem Kirchentag anders gesprochen werde als in Talkshows, in Landtagen oder im Bundestag, sagte de Maizière. Wer nur seine Textbausteine heraushole, habe keine Chance, gutes Gehör zu finden.

Zudem würdigte der Kirchentagspräsident das ehrenamtliche Engagement bei dem Christentreffen: In Nürnberg seien etwas mehr als 4.000 Helferinnen und Helfer im Einsatz, unter ihnen viele junge Menschen, sagte der ehemalige CDU-Bundesminister: "Was bei vielen Veranstaltungen Profis machen, machen bei uns Ehrenamtliche."

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm nannte ein "Signal der Hoffnung für die ganze Gesellschaft" als Ziel des Kirchentages. Das sei gerade in dieser Zeit dringend nötig. "Wir werden viel Lebensfreude ausstrahlen", sagte er.

Mit Material der Nachrichtenagentur epd

10.05 Uhr: BR mit eigener Bühne beim Kirchentag Nürnberg

Beim Deutschen Evangelischen Kirchentag (7. bis 11. Juni) in Nürnberg wird auch der Bayerische Rundfunk mit einer eigenen Bühne vertreten sein. An einem der zentralen Veranstaltungsorte, dem Messezentrum Nürnberg, wartet am Donnerstag (08.06.) und am Freitag (09.06.) ein abwechslungsreiches Programm mit interessanten Talks, verschiedenen Live-Sendungen und Live-Musik auf die Besucherinnen und Besucher. Los geht es am Donnerstag (08.06.) ab 13.00 Uhr am Vorplatz zum Messeingang NCC Mitte. Unter anderem können verschiedene Sendungen von Bayern 2 live verfolgt werden. Für musikalische Unterhaltung sorgt während der beiden Tage auf der BR-Bühne die Sängerin und Songwriterin Suzan Baker zusammen mit ihrem Lebenspartner und Gitarristen Dennis Lüddicke.

07.54 Uhr: EKD-Ratsvorsitzende sagt Teilnahme am Kirchentag ab

Der Evangelische Kirchentag in Nürnberg wird ohne die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, stattfinden. Das teilt die EKD in Hannover mit. Kurschus ist an Corona erkrankt. Daher habe sie ihre Teilnahme kurzfristig absagen müssen.

07.08 Uhr: Eröffnungsgottesdienst um 17.30 Uhr auf dem Hauptmarkt

Offiziell wird der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag mit der Losung "Jetzt ist die Zeit" mit einem Gottesdienst auf dem Hauptmarkt mitten im Herzen Nürnbergs offiziell beginnen. Die Predigt hält der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ab 17.30 Uhr. Das Programm auf dem Hauptmarkt beginnt schon um 16.30 Uhr mit Musik und Interviews auf der Bühne. Der Chor der Paulusgemeinde Halle/Saale, das Ensemble der Paulusgemeinde Halle/Saale sowie Posaunenchöre werden den musikalischen Rahmen bieten und der Präsident des Kirchentags, Thomas de Maizière, den 38. Evangelischen Kirchentag offiziell eröffnen. Anschließend werden unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König die Gäste des Kirchentags begrüßen. Parallel zur Veranstaltung am Hauptmarkt gibt es einen Gottesdienst in leichter Sprache auf einer Bühne am Kornmarkt.

Insgesamt wartet bis Sonntag 11. Juni ein Programm mit mehr als 2.000 Veranstalter auf die Besucherinnen und Besucher in Nürnberg und in Fürth. Das Programm kann man sich auf der Webseite des Kirchentags genauer zusammenstellen und anschauen. Zahlreiche Gäste aus Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur haben ihr Kommen angekündigt. Insgesamt erwarten die Veranstalter rund 100.000 Gäste bis Sonntag in der Stadt.

Mittwoch, 7. Juni 2023 – 1. Tag

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!