Bundesarbeitsminister Hubertus Heil war 1979 als Kind Gast beim Kirchentag in Nürnberg und nah dran am damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt.
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Bundesarbeitsminister Hubertus Heil war 1979 als Kind Gast beim Kirchentag in Nürnberg und nah dran am damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt.

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Kirchentag: Bundesminister Heil als Kind zu Gast bei Becksteins

Beim Kirchentag 1979 wird nach Unterkünften für die Gäste gesucht. Günther Beckstein und seine Frau nehmen eine alleinerziehende Mutter mit ihrem Sohn auf. Jahre später stellt sich heraus: Es war Hubertus Heil, heute Bundesarbeitsminister.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Der 18. Deutsche Evangelische Kirchentag fand vor 44 Jahren in Nürnberg statt. An die 100.000 Gäste kamen deswegen in die Metropolregion. Sie alle mussten irgendwo schlafen - viele kamen privat unter. Auch Günther Beckstein (CSU), der spätere Innenminister und Ministerpräsident Bayerns, nahm damals zusammen mit seiner Frau Marga Übernachtungsgäste auf.

Familie Beckstein als Gastfamilie beim Kirchentag 1979

"Es ist ja schon ewig lang her, so dass ich eigentlich nicht sehr viele Erinnerungen habe", lacht der mittlerweile fast 80 Jahre alte Günther Beckstein, als er BR24 von 1979 erzählt. Aber irgendwann sei der heutige Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) auf ihn zugekommen und hat gesagt: "Herr Beckstein, Sie wissen schon, dass ich einmal bei Ihnen zu Hause geschlafen habe?!" Beckstein habe ihn mit großen Augen angeschaut und gemeint: "Ne, ich habe überhaupt keine Ahnung." Heil klärte ihn dann darüber auf, dass er als junger Bub mit seiner Mutter beim Kirchentag 1979 bei ihm und seiner Familie übernachtet habe.

"Ich wusste nicht, dass es sich um ein Kind handelt, dass mal der große Bundesminister sein wird; sonst hätte ich vielleicht mit ihm politisiert." Günther Beckstein (CSU), Ministerpräsident a.D."

Hubertus Heil übernachtet mit Mutter bei den Becksteins

Hubertus Heil hat noch sehr lebhafte Erinnerungen an den Aufenthalt bei Günther Beckstein: "Meine Mutter sagte zu ihm: 'Wie können Sie denn als evangelischer Christ aus Franken für diesen furchtbaren Strauß sein?'" - die Bundestagswahl 1980 stand bevor und der junge CSU-Landtagsabgeordnete Beckstein antwortete, er sei vom liberalen Flügel der CSU. An die Unterkunft selbst erinnert sich Hubertus Heil nicht mehr so richtig, nur "dass es ein Wohnzimmer gab und im Fernsehen Western liefen - denn zu der Zeit ist John Wayne gestorben. Ansonsten war das gastfreundlich und herzlich." Aber auch vom Kirchentag selbst hat der heutige Bundesarbeitsminister noch gute Erinnerungen.

Bundesarbeitsminister Heil: Beim Kirchentag '79 in den Schlagzeilen

Der damals kleine Hubertus Heil begleitet beim Kirchentag seine Mama auf verschiedene Veranstaltungen und wohnt so auch einer Rede des damaligen SPD-Bundeskanzlers Helmut Schmidt bei.

"Das war in einem großen Saal und scheinbar habe ich mich da ein bisschen gelangweilt und deshalb tummelte ich mich unterm Rednerpult." Hubertus Heil (SPD) Bundesarbeitsminister

"Am nächsten Tag waren dann Bilder davon in den Nürnberger Nachrichten mit der Bildüberschrift 'Der Knabe, der dem Kanzler ganz, ganz nah sein wollte'," sagt Heil und schmunzelt. Der Junge mit dem lockigen Haar war tatsächlich Hubertus Heil und ein Abzug dieses Fotos, auf dem er unterhalb des Rednerpults liegt, steht heute noch in seinem Büro in Berlin.

Beckstein und Heil: Politisch getrennt, im Glauben vereint

Günther Beckstein von der CSU und Hubertus Heil von der SPD sind politisch zwar nicht aus dem gleichen Lager, doch beiden hat der Glaube in ihren politischen Ämtern geholfen. Günther Beckstein sei es in der Politik wichtig gewesen zu wissen, "dass ich nicht selbst der Allerhöchste bin, sondern dem Allerhöchsten verantwortlich bin."

In schwierigen Situationen habe er oftmals ein Stoßgebet gen Himmel gerichtet und wenn alles gut ausgegangen ist, gabs auch immer ein Dankgebet. Seinen christlichen Glauben lebt er seit seiner Jugend. Als junger Mann habe er dann im Kirchenvorstand "eine junge Frau kennengelernt, mit der ich dauernd gestritten habe - daraus ist meine Ehe mit drei Kindern entstanden." Er sei ein treues, manchmal aber auch kritische Kirchenmitglied, dessen Glaube ihn sein ganzes Leben begleitet hat und dafür ist er dankbar.

Hubertus Heil sagt, dass die Religion für ihn Privatsache ist. Er schaffe es zwar nicht jeden Sonntag in die Kirche, aber ihm hat der Glaube oft geholfen, beispielsweise um mit Zweifeln oder Gewissenskonflikten umzugehen und das habe ihm den Rücken gestärkt.

Kirchentag 2023: Heil und Beckstein nehmen wieder teil

Die beiden Kirchentagsveteranen von 1979, Günther Beckstein und Hubertus Heil haben auch nach 1979 an Kirchentagen teilgenommen und selbstverständlich kommen sie auch 44 Jahre nach ihrem ersten Treffen wieder zum Kirchentag nach Nürnberg. Beide beteiligen sich am umfassenden Programm und stehen dann ab und zu auch selbst auf dem Podium – und (liegen) nicht nur davor.

Günther Beckstein (CSU), Ministerpräsident a.D.
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Günther Beckstein wurde von Hubertus Heil auf den Kirchentag 1979 angesprochen - damals übernachtete Heil mit seiner Mutter bei den Becksteins.

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