Goldene Richard-Wagner-Figuren stehen vor dem Festspielhaus auf dem Grünen Hügel.
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Der Freistaat Bayern will künftig mehr für die Bayreuther Festspiele zahlen – und weitere Anteile der Festspiel-GmbH übernehmen.

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Freistaat: Mehr Geld und Mitsprache bei Bayreuther Festspielen

Die Mäzene der Bayreuther Festspiele, die "Freunde von Bayreuth" haben angekündigt, künftig weniger für das Opernspektakel zahlen zu können. Bund und Freistaat wollen dagegen mehr Geld bereitstellen – aber auch mehr Einfluss.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Der Freistaat Bayern will künftig mehr für die Bayreuther Festspiele zahlen – und weitere Anteile der Festspiel-GmbH übernehmen. Das beschloss das bayerische Kabinett am Dienstag in Bayreuth. "Bayern stockt dann auf", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Sitzung. Wie Kunstminister Markus Blume (CSU) mitteilte, soll der Freistaat von 2025 an 37 statt bislang 29 Prozent der Gesellschafteranteile übernehmen.

"Das bedeutet ein höheres finanzielles Engagement des Freistaats für den Grünen Hügel", sagte Blume der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der Beschluss sei ein "Schritt in Richtung neue Gesellschafter-Strukturen der Bayreuther Festspiele". Die Umsetzung solle nun unter den Gesellschaftern besprochen werden.

Gesellschaft der Freunde von Bayreuth will Anteile abgeben

Bislang sind Bund, Freistaat und die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth (GdF) mit je 29 Prozent der Anteile gleichberechtigte Gesellschafter und geben derzeit um die drei Millionen Euro pro Jahr für den Festspiel-Betrieb. Die Stadt Bayreuth hält als vierte Gesellschafterin die restlichen Anteile. Durch das Geld der Gesellschafter werden die Ausgaben gedeckt, die die Festspiele nicht durch Eigeneinnahmen decken können.

Zu Beginn des Jahres hatten die "Freunde von Bayreuth" erklärt, in Zukunft wegen sinkender Einnahmen nicht mehr so viel Geld beisteuern zu können wie bisher. Die jüngsten Preiserhöhungen für Festspieltickets werden auch als ein Grund dafür genannt, dass der Kartenverkauf zuletzt stockte.

16 Prozent Gesellschaftsanteile werden nach Angaben Blumes dadurch frei, die seiner Ansicht nach "paritätisch von Bund und Freistaat Bayern übernommen werden" sollen. Er betonte: "Ein vollständiger Rückzug der GdF aus der Gesellschaft ist nicht beabsichtigt."

Bund und Freistaat künftig je 37 Prozent an Bayreuther Festspielen?

Nach Angaben Blumes hält die Gesellschaft der Freunde künftig noch 13 Prozent – ebenso wie die Stadt Bayreuth. Bund und Freistaat hätten dann je 37 Prozent.

Er gehe davon aus, "dass der Bund bei den anstehenden Veränderungen mitzieht und parallel zum Freistaat Bayern eine größere, zusätzliche Verantwortung übernimmt", sagte Blume. "Mein Appell an Claudia Roth: Bayreuth muss auf der Prioritätenliste des Bundes ganz nach oben."

Kulturstaatsministerin Claudia Roth hingegen knüpft eine stärkere Rolle des Bundes bei den Richard-Wagner-Festspielen an Reformen in Bayreuth. "Ich glaube, dass es wirklich an der Zeit ist, dass historische Strukturen in Bayreuth mit ziemlich viel Mut und Kreativität neu gedacht werden", sagte die Grünen-Politikerin der dpa vor Eröffnung der Festspiele.

Einfluss der "Freunde von Bayreuth" wird schwinden

Derzeit haben die "Freunde" großen Einfluss auf die Festspiele und begleiten die Arbeit von Festspiel-Chefin Katharina Wagner durchaus kritisch. Unter anderem an der Personalie Christian Thielemann wurde das zuletzt deutlich. Während der Vorsitzende des Freundesvereins, Georg von Waldenfels, sich öffentlich dafür aussprach, Thielemann "unbedingt langfristig" an den Grünen Hügel zu binden, gilt Festspiel-Chefin Katharina Wagner keineswegs als leidenschaftliche Anhängerin des Dirigenten und setzt stattdessen immer öfter auf junges und weibliches Personal. Von Waldenfels ist auch Vorsitzender des Verwaltungsrates, des wichtigsten Gremiums der Festspiel-GmbH.

Dieser Einfluss der GdF wird nun schwinden. "Die Veränderung in der Gesellschafterstruktur muss innerhalb der Gesellschaft beschlossen werden und sich natürlich auch auf die Stimmgewichtung in den Gremien und auf die Größe der Gremien auswirken", sagte Blume. Ob mit der neuen Struktur auch der Vorsitz neu geregelt werden soll, werde der Gesellschafterkreis zunächst intern besprechen, sagte eine Sprecherin des Kunstministeriums auf Nachfrage.

Kunstminister Blume fordert Veränderungen in Bayreuth

Zuletzt hatte Bayerns Kunstminister Blume Veränderungen bei den Bayreuther Festspielen gefordert, gleichzeitig jedoch betont, dass er auch über 2025 hinaus auf Wagner als Festspiel-Chefin hoffe. Einen Automatismus gebe es allerdings nicht.

Jetzt sagte Blume in Bayreuth, der Freistaat Bayern bekenne sich klar zu den Bayreuther Festspielen als eines seiner großen kulturellen Aushängeschilder Bayerns und Deutschlands in der Welt. "Klar ist: Um die Festspiele erfolgreich in die Zukunft zu führen, braucht es eine klare künstlerische Verantwortung und eine klare kaufmännische Verantwortung. Beides ist notwendig", sagte er.

Zuletzt hatten Festspiel-Intendantin Wagner und Geschäftsführer Ulrich Jagels, der seit 2021 im Amt ist, öffentlich Unstimmigkeiten über den Vertrieb ausgetragen. Dass die Festspiele – anders als in Jahrzehnten vorher – in diesem Jahr nicht ausverkauft sind, schob Wagner auch auf Fehler im Vertrieb und auf höhere Ticketpreise, die Jagels als notwendig verteidigte.

Die Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele gelten als berühmtestes Opernfestival in Deutschland. Sie beginnen am Dienstagnachmittag mit einer Neuinterpretation des "Parsifal". Gezeigt wird eine Inszenierung von US-Regisseur Jay Scheib. Seine Neuproduktion ist eine Augmented-Reality-Version der Gralsritter-Oper, bei der das Geschehen auf der Bühne dank entsprechender Brille durch virtuelle Elemente ergänzt wird.

Mit Informationen von dpa

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