Spontan über die A9 nach Bayreuth fahren, vorher im Online-Shop ein Ticket buchen und dann Musik genießen? Bei den Bayreuther Festspielen eigentlich unvorstellbar. Galt hier doch früher: Wer rein wollte ins weltberühmte Haus, musste mitunter jahrelang auf einer Warteliste ausharren. Und auf dem Schwarzmarkt wurden schon einmal hohe Summen aufgerufen.
Und in diesem Jahr? Gibt es knapp dreieinhalb Wochen vor Beginn für alle Aufführungen noch Tickets im Online-Verkauf: Für den "Parsifal", mit dem die Festspiele heuer eröffnet werden, und für den "Tristan" steht die Karten-Ampel auf der Homepages der Bayreuther Festspiele auf rot, es gibt also keine Tickets mehr.
Alle anderen Werke stehen auf gelb. Es sind also - Stand jetzt, drei Wochen vor Festspielbeginn - noch Karten verfügbar. Auch können bis zu 32 Karten, acht pro Werk, bestellt werden. Bislang wurden pro Person nur zwei Karten abgegeben - eine Beschränkung, die heuer nur für die unteren Preiskategorien von G1 bis G4 gilt.
Bayreuther Festspiele: Zwei Ticket-Nova in diesem Jahr
Die Einzigartigkeit Bayreuths fußte bislang auf drei Säulen: Es werden nur Werke Richard Wagners aufgeführt. An der Spitze steht ein Vertreter oder eine Vertreterin der Familie Wagner. Und: Tickets sind immer heiß begehrt, aber nicht mehr für alle Werke und Vorstellungen.
Die Bayreuther Festspiele müssen jetzt also ums Publikum werben anstatt Wartelisten zu verwalten. Ein Indiz: Im Mai wurde eine Aktion vorgestellt, bei der Menschen unter 25 Jahren vergünstigte Tickets kaufen können. Sogar der vierteilige "Ring des Nibelungen" kann dabei einzeln angeschaut werden. Bislang konnte man Karten nur für den kompletten "Ring" kaufen.
"Immer öfter enttäuscht, ja verärgert": Kritik an Wagner-Festspielen
Der frühere Direktor der Wiener Staatsoper, Ioan Holender, kritisierte die Qualität bei den Festspielen, er schrieb in einem Gastbeitrag für die österreichische Zeitung "Die Presse": Das "zahlende Publikum" habe Bayreuth "immer öfter enttäuscht, ja verärgert" verlassen. Das liege an szenischen Gründen, aber auch an "fragwürdigen Dirigenten und Sängerbesetzungen".
Personelle Ausfälle am Grünen Hügel in Bayreuth
Und dann gibt es da noch für die Festival-Verantwortlichen Herausforderungen direkt auf der Bühne: Nach zwei Umbesetzungen bei den Bayreuther Festspielen Mitte Juni war zuletzt bekanntgeworden, dass die Festspiele drei wichtige Partien neu besetzen müssen: Stephen Gould wird auf ärztlichen Rat hin nicht bei dem weltberühmten Festival auftreten. Gould absolvierte bereits 2022 ein Mammutprogramm in Bayreuth, auch in diesem Jahr war er wieder für die Titelpartien in "Tannhäuser" und "Tristan und Isolde" sowie als Siegfried in "Götterdämmerung" vorgesehen.
Immerhin – Ersatz ist schon gefunden. Festspielleiterin Katharina Wagner bedankte sich bei den drei Künstlern, die nun übernehmen, hieß es am Samstag weiter: Andreas Schager springt als Siegfried ein, Klaus-Florian Vogt singt den Tannhäuser und Clay Hilley übernimmt die "Tristan"-Partie.
Mit Informationen von dpa
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