Bayreuth: Der Rote Teppich wird für die Eröffnung der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele, vor dem Festspielhaus auf dem Grünen Hügel befestigt.
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In Bayreuth beginnen die Richard Wagner-Festspiele. Zur Premiere des "Parsifal" wird EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erwartet.

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Bayreuther Festspiele: Mit virtuellen Welten in die Zukunft?

Auf dem Grünen Hügel von Bayreuth wird in diesem Jahr einiges anders: Der "Parsifal" erschließt virtuelle Welten und zwei Frauen stehen am Dirigentenpult. Dafür fehlt einer, der sonst immer dabei war.

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In Bayreuth beginnen am Nachmittag die Richard-Wagner-Festspiele. Zur Premiere des neu inszenierten "Parsifal" werden unter anderem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet. Doch trotz des hohen Besuchs sind es schwierige Zeiten für die Bayreuther Festspiele.

Von der Leyen besuchte die Bayreuther Festspiele bereits 2018 – damals noch als Verteidigungsministerin im Kabinett von Angela Merkel. Merkels Nachfolger Olaf Scholz unterdessen wird nicht am Grünen Hügel erwartet. Bereits vergangene Woche verabschiedete er sich in den Sommerurlaub.

Angekündigt haben sich dafür Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und die Grünen-Parteichefin Ricarda Lang.

Ebenso zu Gast in Bayreuth sein wird Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der von zahlreichen Kabinettsmitgliedern aus München begleitet wird. Söder lädt traditionell auch nach der Premiere zu einem Staatsempfang ins Neue Schloss.

Erwartet werden zudem auch Schauspieler wie die "Tatort"-Ermittlerinnen Maria Furtwängler und Margarita Broich.

Neuinszenierung des "Parsifal" mit AR-Brillen

Wenn sich um 16 Uhr die Türen des Festspielhauses schließen, werden die Gäste sich die neue "Parsifal"-Inszenierung von US-Regisseur Jay Scheib ansehen. Die musikalische Leitung des Stückes hat Pablo Heras-Casado.

Scheib ist Professor am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Seine Neuproduktion ist eine Augmented-Reality-Version der Gralsritter-Oper, bei der das Geschehen auf der Bühne dank entsprechender Brille durch virtuelle Elemente ergänzt wird. Allerdings stehen längst nicht allen Gästen die AR-Brillen zur Verfügung. Aus Kostengründen gibt es nur 330 Brillen. Zur Premiere erwartet werden aber knapp 2.000 Zuschauer.

Scheib ließ bereits 2021 für das Projekt "Sei Siegfried" auf dem Grünen Hügel den Drachen virtuell fliegen. Der nun teils virtuelle "Parsifal" ist das wohl größte Augmented-Reality-Projekt an einer deutschen Bühne – und eins, das Signalwirkung haben könnte. Denn am Grünen Hügel erwartet man Reaktionen, unter anderem auf den zuletzt ungewohnt schleppenden Kartenverkauf.

Kartenverkauf für Bayreuther Festspiele stockte

Wartete das Publikum früher oft jahrelang auf Karten für das Opernspektakel, gab es in diesem Jahr noch eine Woche vor Beginn einige Restkarten. Und das, obwohl die Festspiele mit einer großen Tradition brachen und die vier "Ring"-Opern - "Rheingold", "Walküre", "Siegfried" und "Götterdämmerung" - einzeln verkaufte. Dazu gibt es mit dem Angebot "Wagner für Anfänger" erstmal auch günstigere Tickets für junge Leute.

Hinzu kommt: Die Bayreuther Festspiele wurden in diesem Jahr von besonders vielen Sänger-Ausfällen getroffen. Auch Star-Dirigent und Wagner-Spezialist Christian Thielemann ist in diesem Jahr erstmals seit einem Vierteljahrhundert nicht mit von der Partie. Im vergangenen Jahr sah er sich unbewiesenen Belästigungsvorwürfen ausgesetzt, wie ganz allgemein Sexismus-Vorwürfe am Grünen Hügel die Runde machten, von denen auch Festspiel-Chefin Katharina Wagner zu berichten wusste. Die Verfahren in der Sache wurden aber allesamt eingestellt.

Personelle Baustellen am Grünen Hügel

Beobachter prophezeiten bereits einen Machtkampf zwischen Thielemann und Festspiel-Chefin Katharina Wagner. Grund ist unter anderem ein Interview des Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Bayreuther Festspiele, Georg von Waldenfels, aus dem vergangenen Jahr. Darin sagte er im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur, es gelte Thielemann "unbedingt langfristig" an den Grünen Hügel zu binden, wohl wissend, dass Wagner selbst keineswegs als leidenschaftliche Anhängerin des Dirigenten gilt.

Die setzt inzwischen auf jüngere Leute – und mehr Weiblichkeit. Nach Oksana Lyniv ist Nathalie Stutzmann in diesem Jahr die erst zweite Frau am Bayreuther Dirigentenpult. Mit Joana Mallwitz gibt es Gespräche für ein Engagement zum Festspiel-Jubiläum 2026. "Wir sind mit den aktuellen und zukünftigen musikalischen Leiterinnen sehr gut aufgestellt", so Wagner.

Finanzielle Sorgen auf dem Grünen Hügel

Dazu kommen immer wieder auch Hinweise auf Finanzsorgen. Zu Beginn des Jahres hatten die "Freunde von Bayreuth" eingeräumt, in Zukunft wegen sinkender Einnahmen nicht mehr so viel Geld beisteuern zu können wie bisher. Die jüngsten Preiserhöhungen für Festspieltickets werden auch als ein Grund dafür genannt, dass der Kartenverkauf zuletzt stockte.

Zu guter Letzt sorgt jüngst ein Zeitungsinterview für Irritationen am Grünen Hügel. Darin hatte Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) Veränderungen bei den Bayreuther Festspielen gefordert, gleichzeitig jedoch betont, dass er auch über 2025 hinaus auf Katharina Wagner als Festspiel-Chefin hoffe. Einen Automatismus gebe es allerdings nicht. Noch ist unklar, ob Richard Wagners Urenkelin über 2025 hinaus Festspiel-Chefin bleiben will und soll. Sie selbst sagte dem BR, dass sie grundsätzlich weiter zu Verfügung stehe, hatte jedoch dafür Bedingungen genannt. So drängt sie darauf, eine Marketing- und Sponsoring-Abteilung einzurichten.

Die Festspiele enden in diesem Jahr am 28. August mit Tobias Kratzers gefeiertem "Tannhäuser".

Mit Informationen von dpa

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