Hochwasser in Leidersbach
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Wegen Klimawandel: Unterfranken verstärkt den Hochwasserschutz

Überflutete Keller und Straßen: In Zeiten des Klimawandels ist Unterfranken immer wieder von Hochwasser betroffen. Der Landkreis Bad Kissingen bekommt ein Warnsystem, der Spessart, die Stadt Würzburg und die Mainschleife setzen auf Baumaßnahmen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Regnet es viel? Steigen deshalb die Pegel der Flüsse und Bäche im Landkreis Bad Kissingen? Droht ein Hochwasser in der Region? Das soll ein Frühwarnsystem zeigen, das die Universität der Bundeswehr aus München aktuell im gesamten Landkreis Bad Kissingen entwickelt. Es ist ein Testsystem, das vor Starkregen-Ereignissen warnen soll.

Sensoren überwachen Pegelstände von Flüssen und Bächen

Zehn Sensoren sind bereits installiert, am Ende sollen es 30 werden. Auf diese Weise werden die Pegelstände der Fränkischen Saale, der Sinn, der Thulba und der Lauer überwacht. Die Messdaten sollen dann zeitnah beim Katastrophenschutz und bei der Feuerwehr landen.

Landkreis Bad Kissingen und Bundeswehr-Uni arbeiten zusammen

Der Landkreis Bad Kissingen sorgt dafür, dass die Sensoren installiert werden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundeswehr-Universität erstellen eine Software, damit die per Funk übertragenen Daten visualisiert und mögliche Überflutungsbereiche angezeigt werden können. "Damit erhält der Landkreis für einen überschaubaren finanziellen Aufwand ein leistungsfähiges Messnetz für Hochwasser-Ereignisse. Die Bundeswehr-Universität bekommt reale Messdaten, kann diese in ihre Simulationen einfließen lassen und Algorithmen optimieren", heißt es aus dem Landratsamt Bad Kissingen.

Spessart: Sturzflutkonzept für Leidersbach

Innerhalb von 20 Jahren war die Gemeinde Leidersbach im Landkreis Miltenberg sechs Mal von Überschwemmungen betroffen. Zuletzt stand der Ort Mitte August unter Wasser: Starkregen hatte Straßen zu Bächen werden lassen. Das Wasser konnte nicht versickern. Bürgermeister Michael Schüßler (CWG Leidersbach) geht davon aus, dass in den nächsten Jahren immer häufiger Starkregen-Ereignisse auf die Gemeinde im Spessart zukommen werden – auch wegen des Klimawandels. Daher entwickelte die Gemeinde ihr eigenes Sturzflutkonzept, das Mitte September vorgestellt wurde. Mit baulichen Maßnahmen soll das Wasser vom Ort ferngehalten werden – zum Beispiel durch Rückhaltebecken oder durch die Optimierung der Einläufe in Rohre. Landwirte sollen unter anderem die Bewirtschaftung ihrer Flächen und die Fruchtfolge so anpassen, dass der Boden mehr Wasser aufnehmen kann.

Frühwarnsystem soll Hochwasser-Alarm in Leidersbach geben

Im Ort selbst sollen Engstellen in den Gewässern beseitigt werden. Es ist geplant, leerstehende Gebäude abzureißen und versiegelte Flächen zurückzubauen. Außerdem sind eine Videoüberwachung und ein Frühwarnsystem vorgesehen, das bei einem drohenden Hochwasser Alarm gibt. Die Einsatzkräfte sollen darüber hinaus häufiger Übungen abhalten. Aktuell geht die Gemeinde Leidersbach davon aus, dass die Umsetzung des Konzepts 16 Jahre dauern wird. Insgesamt soll es mehr als zehn Millionen Euro kosten. Dem Leidersbacher Bürgermeister zufolge stelle der Schutz vor Starkregen und Hochwasser-Ereignissen die Kommunen vor große Herausforderungen und müsse vom Freistaat finanziell gefördert werden.

Kapazität der Lohrer Flutmulde erweitert

Die Stadt Lohr am Main im Landkreis Main-Spessart rüstet sich ebenfalls für ein Jahrhunderthochwasser – also ein Hochwasser, das statistisch ein Mal in hundert Jahren vorkommt. Im August hat die Stadt die Flutmulde in Lohr ausbaggern lassen. Dafür sind mehrere Bagger angerückt. In dieser Rinne hatten sich über 30 Jahre hinweg Sedimente abgelagert. Diese Ablagerungen haben dafür gesorgt, dass die Rinne im Fall eines starken Hochwassers nicht mehr genügend Wasser aufnehmen konnte. Deshalb wurden sie nun entfernt. Laut dem städtischen Umweltreferenten Manfred Wirth handelt es sich bei dieser Rinne um kein Biotop, sondern um ein technisches Gerinne, das gewartet werden müsse.

Lohr investiert Millionen in Hochwasserschutz

Bereits vor 13 Jahren hatte die Stadt Lohr rund 1,6 Millionen Euro in ein großes Hochwasserschutzprojekt in der Wöhrde investiert, um vor einem 100-jährlichen Hochwasser zu schützen.

Renaturierte Kürnach soll Wasser vor Würzburg zurückhalten

Die Stadt Würzburg ergreift schon seit vielen Jahren Maßnahmen zum Hochwasserschutz. Neben den typischen Schutzwänden, die im Fall eines Hochwassers am Main in der Innenstadt hochgefahren werden können, setzt die Stadt jetzt auch auf die Renaturierung von Bächen. Im Stadtteil Lengfeld, kurz vor Würzburg, darf die Kürnach beispielsweise aus ihrem begradigten Kanal heraus und bekommt eine neues, breiteres Bachbett. Das heißt, der Bach darf sich wieder natürlich schlängeln. Das sei nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch im Sinne des Hochwasserschutzes. "So entstehen natürliche Auenbereiche, in denen Wasser zurückgehalten wird", heißt es von der Stadt Würzburg. Mitte September haben die Arbeiten an der Kürnach begonnen.

Die Regierung von Unterfranken fördert solche Maßnahmen aktuell im Rahmen des Projekts "Auf zu lebenswerten Bächen".

In Lohr gab es Ende August Maßnahmen zum Hochwasser-Schutz: Die Stadt hat den Fluss Lohr ausbaggern lassen.
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In Lohr gab es Ende August Maßnahmen zum Hochwasser-Schutz: Die Stadt hat den Fluss Lohr ausbaggern lassen.

Mainschleife und Steigerwald planen Konzept für 34 Millionen Euro

Auch Kommunen an der Mainschleife und im Steigerwald planen aktuell ein gemeinsames Hochwasserkonzept. Dort in der Region macht die Volkach immer wieder Probleme. Die meiste Zeit ist die Volkach zwar ein ruhiger Bach, der im Steigerwald entspringt und in der namensgebenden Stadt Volkach in den Main mündet. Vor zwei Jahren hat sie aber für Hochwasser gesorgt: Im Steigerwaldort Michelau hat eine braune Welle innerhalb von kurzer Zeit Straßen und Häuser geflutet. Knietief standen die Menschen im Wasser.

Das geplante Hochwasserschutzkonzept sieht rund 40 Maßnahmen vor und soll rund 34 Millionen Euro kosten. Neun Kommunen und viele Ortsteile in der Region wollen sich beteiligen. Das Konzept sieht zum Beispiel vor, dass Uferböschungen abgetragen werden oder dass an bestimmten Stellen Dämme gebaut werden. So sollen natürliche Rückhaltebecken entstehen.

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