Feuerwehrauto in überfluteter Straße.
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Unwetter

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Unwetter in Unterfranken: Das große Aufräumen am Tag danach

Überflutete Keller, mit Schlamm überzogene Straßen, hunderte Einsätze: Das ist die Bilanz des Unwetters in Unterfranken. In vielen Gemeinden dauern die Aufräumarbeiten noch an. Was die Kommunen gegen Hochwasser und Sturzfluten planen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Starkregen hat viele Gemeinden in Unterfranken in der Nacht zum Donnerstag getroffen. Die Wassermassen sorgten für überflutete Straßen in Aura im Landkreis Main-Spessart, für vollgelaufene Keller in Leidersbach im Landkreis Miltenberg und für einen Hangrutsch in Frammersbach im Landkreis Main-Spessart. Die Aufräumarbeiten sind noch nicht abgeschlossen. Manche Gemeinden denken bereits über Sturzfluten-Konzepte nach.

Unterdessen bestehen bereits neue Warnungen des Deutschen Wetterdienstes. Mehr dazu lesen Sie hier.

Aura: Wasser schoss ins Dorf

Das Unwetter in Unterfranken mit heftigem Regen hat der knapp 1.000-Einwohner-Gemeinde Aura im Sinngrund im Landkreis Main-Spessart stark zugesetzt. Dort schoss das Wasser aus dem Wald und den höheren Lagen ins Dorf. Der gleichnamige Fluss Aura konnte das Wasser ebenso wenig aufnehmen wie die Kanäle, schildert Bürgermeister Wolfgang Blum (SPD-FUBA Freie Unabhängige Bürger Aura). Die Folge: Die Deckel der Kanalisation drückten nach oben.

Knietief Wasser im Hof einer Firma

Besonders betroffen war der größte Arbeitgeber der Gemeinde, die Firma Viant Medical, die Edelstahlrohre für die Endoskopie und Medizintechnik herstellt. Im Hof des Werkes direkt neben dem Fluss Aura stand das Wasser knietief und auch in der Produktionsstätte stand es knöchelhoch. Fünf Pumpen waren in der Nacht im Einsatz. Rund 50 Hilfskräfte von Feuerwehr und THW schützten erfolgreich die eigene Trafostation. Klaus Ziessler, Leiter der Produktion, zeigte sich am nächsten Morgen froh darüber, dass die technischen Einrichtungen nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Produktion ist im Laufe des Tages wieder angelaufen.

Straße mit Schlamm überzogen

Außerdem war die Staatsstraße oberhalb des Dorfladens in Richtung hessische Grenze dick mit Schlamm überzogen. Der Straßendienst hatte mit Schaufeln und technischem Gerät versucht, den Schlamm so schnell wie möglich zu beseitigen.

Besonders getroffen hatte es auch die Bewohner in der Mühlstraße – wie etwa den 82-jährigen Kurt Heinz. Er wohnt dort seit 47 Jahren und hatte bislang noch nie Probleme. Mittwochnacht lief das Wasser dann in kürzester Zeit rund einen Meter hoch in seine Garage und in die angrenzenden Keller. Der Rentner rechnet mit einem Totalschaden am Fahrzeug und räumte stundenlang mit der Familie zusammen das beschädigte Mobiliar aus.

Hochwasserschutz für Gemeinde Aura

Bürgermeister Blum teilte auf Anfrage mit, dass bereits ein von der Gemeinde beauftragtes Gewässer-Entwicklungskonzept in Arbeit ist, zu dem auch Maßnahmen des Hochwasserschutzes gehören. Nun hofft der Bürgermeister von Aura, dass auch ein Sturzfluten-Projekt mitfinanziert werden kann.

Reinigungsarbeiten in Frammersbach

In der Marktgemeinde Frammersbach im Spessart sind weiterhin die Mitarbeiter des Bauhofs sowie einer Baufirma im Einsatz, um die Unwetterschäden der Nacht zu bereinigen. Im Ortskern war ein Hang im Bereich Linderbach-/Altvaterweg gerutscht. Dort wurde das Erdreich auf die Fahrbahn gespült und teilweise waren Keller vollgelaufen. Rund 110 Helfer von fünf Feuerwehren und des AC-Zugs Main-Spessart und der Bergwacht sowie des Technischen Hilfswerks waren im Einsatz. Die Schäden an der Infrastruktur des Marktes Frammersbach hielten sich glücklicherweise in Grenzen, bilanziert Rathauskämmerer Dominik Zachrau. Allerdings könne er nichts über die Schäden bei Privatleuten sagen.

Aufräumarbeiten in Leidersbach laufen weiter

Auch in Leidersbach im Landkreis Miltenberg laufen die Aufräumarbeiten weiter. Bürgermeister Michael Schüßler (Christliche Wähler Gemeinschaft, CWG) sagte BR24, dass die Arbeiten rund ein bis zwei Wochen dauern würden, bis alles bereinigt sei. In Leidersbach ist es die sechste Überschwemmung innerhalb von 20 Jahren. Einige Bürger hätten sich schon daran gewöhnt und vorsorglich Spundwände an den Türen und Kellerfenstern angebracht. Doch die würden auch nur den gröbsten Dreck aufhalten, so der Bürgermeister.

Sturzfluten-Schutzplan in Leidersbach

Derzeit arbeitet die Gemeinde Leidersbach an einem Sturzfluten-Schutzplan. Der soll am 14. September bei einer Bürgerversammlung vorgestellt werden. Für Bürgermeister Michael Schüßler ist der Klimawandel mitverantwortlich dafür, dass die Starkregenereignisse immer mehr zunehmen und häufiger auch in Leidersbach vorkommen. Dazu hat die Kommune eine Kessellage, das heißt, mehrere Bäche fließen hier zusammen. Solche Überschwemmungen könnten in den nächsten Jahren immer häufiger auf die Gemeinde zukommen. "Davor muss man sich schützen", so Schüßler.

Hunderte Einsätze in ganz Unterfranken

Der Starkregen hat in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in ganz Unterfranken für Schäden gesorgt. Neben Aura, Frammersbach und Leidersbach gab es Einsätze in Würzburg, Schweinfurt und in weiteren Gemeinden am Bayerischen Untermain. Allein in dieser Region rückten Helfer zu 500 Einsätzen aus, teilt die zuständige Integrierte Leitstelle mit. In Aschaffenburg wurde der Stadtring überschwemmt und musste gesperrt werden. In einer Unterführung staute sich das Wasser und Autos blieben in den Fluten stecken.

Nach dem Unwetter in Aura ist die Staatsstraße mit Schlamm überzogen.
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Nach dem Unwetter in Aura ist die Staatsstraße mit Schlamm überzogen.

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