Mitte August 2023 stand Leidersbach wieder einmal unter Wasser. Starkregen ließ Straßen zu Bächen werden, Keller liefen mit Wasser voll. Die Gemeinde im Landkreis Miltenberg ist an solche Situationen bereits gewöhnt. Es war die sechste Überschwemmung innerhalb von 20 Jahren. Doch Bürgermeister Michael Schüßler (Christliche Wählergemeinschaft) geht davon aus, dass in den nächsten Jahren immer häufiger Starkregenereignisse auf die Gemeinde zukommen werden – auch wegen des Klimawandels. Mit einem Sturzflutkonzept will sich die Gemeinde künftig davor schützen.
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Rückhaltebecken und Videoüberwachung
Bauliche Maßnahmen sollen etwa dafür sorgen, dass das Wasser vom Ort ferngehalten wird – zum Beispiel durch Rückhaltebecken oder durch die Optimierung der Einläufe in Rohre. Außerdem sieht das Konzept eine Videoüberwachung und ein Frühwarnsystem vor. Direkt in der Gemeinde sollen etwa Engstellen in den Gewässern beseitigt werden. Leerstehende Gebäude sollen abgerissen und sonstige versiegelte Flächen zurückgebaut werden. Die Gemeinde will einen Alarm- und Einsatzplan erstellen. Zusätzlich soll es Übungen für Einsatzkräfte geben.
Gemeinde hofft auf Hilfe von Bürgern und Landwirten
Aus dem Sturzflutkonzept geht klar hervor: Die Gemeinde ist auf die Hilfe der Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Vorgesehen ist zum Beispiel, dass Privatpersonen Fenster- und Türöffnungen in ihren Häusern sichern und sich um eine passende Versicherung kümmern. Auch die Hilfe der Landwirtinnen und Landwirte wird für das Gesamtkonzept benötigt. Sie sollen etwa die Bewirtschaftung ihrer Flächen und die Fruchtfolge anpassen. Wie genau das aussehen kann, will die Gemeinde gemeinsam mit Vertretern der Land- und Forstwirtschaft an "runden Tischen" besprechen. Bei der Umsetzung des Konzepts helfen soll auch der Arbeitskreis "Hochwasser und Starkregenvorsorge", in dem Vertreter von Gemeinde, Bürgern, Industrie, Handel und Gewerbe zusammenarbeiten.
Der Gemeinderat will noch in diesem Jahr über das Konzept entscheiden. 2024 sollen die ersten Maßnahmen umgesetzt werden. Aktuell geht die Gemeinde davon aus, dass die Umsetzung des Konzepts 16 Jahre dauern wird. Insgesamt soll es mehr als 10 Millionen Euro kosten.
Bürgermeister: Kritik an Fördermöglichkeiten
Der Leidersbacher Bürgermeister übt Kritik an den Fördermöglichkeiten für Schutzmaßnahmen. Der Schutz vor Starkregen und Hochwasserereignissen stelle die Kommunen vor große Herausforderungen. "Uns ist nicht damit geholfen, immer wieder die Erstellung neuer Konzepte zu fördern, die Kommunen aber in der Umsetzung alleine zu lassen – mit einem Schutzziel, das schlicht und ergreifend für eine unterfränkische Kommune im ländlichen Raum unbezahlbar ist", so Michael Schüßler. Deshalb fordert Schüßler vom Freistaat Bayern, niederschwellige Schutzmaßnahmen zu finanzieren.
Einige Bürgerinnen und Bürger haben schon vor dem Schutzkonzept gehandelt und Spundwände an den Türen und Kellerfenstern angebracht. Doch die halten laut Bürgermeister Schüßler nur den gröbsten Dreck auf. Dass Leidersbach so häufig von Überschwemmungen betroffen ist, liegt auch an der Kessellage. Außerdem fließen dort mehrere Bäche zusammen.
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