Überflutete Straßen im Dorf Michelau (Lkr. Schweinfurt)
Bildrechte: Carina Hein, ILE Steigerwald

Hochwasser im Juli 2021 in Michelau im Steigerwald

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Kommunen in Mainfranken planen gemeinsames Hochwasserkonzept

Gemeinsam gegen das nächste große Hochwasser wollen neun Kommunen an Mainschleife und Steigerwald vorgehen. Die Pläne wurden jetzt vorgestellt. Eine Umsetzung würde geschätzte 34 Millionen Euro kosten.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Michelaus Bürgermeister Michael Wolf steht am Volkachbach und lässt sich von Ingenieur Leandro Mücke erklären, was zu tun ist. Gerade einmal zwei Jahre liegt das letzte große Hochwasser im Steigerwaldort Michelau zurück. Damals wurde der Ort innerhalb kurzer Zeit von einer braunen Welle geflutet. Knietief stand er an der Hauptstraße im Wasser, erinnert er sich.

Volkach schwillt zu reißendem Strom an

Die meiste Zeit des Jahres ist die Volkach ein ein bis zwei Meter breites lustig plätscherndes Bächlein, das im Steigerwald entspringt und im namensgebenden Städtchen Volkach in den Main mündet. 30 Liter fließen dort derzeit pro Sekunde vorbei. Nach einem Starkregen aber können es mehr als 10.000 Liter pro Sekunde sein, sagt Leandro Mücke. Er und sein Team schlagen vor, dass die Volkachbrücke in Michelau erweitert und das Hochwasser über das rechts abgeflachte Ufer auf ein Feld geleitet wird.

40 Maßnahmen zum Hochwasserschutz

Mücke und sein Team eines Aachener Ingenieurbüros haben für die insgesamt neun Kommunen und zehn Ortsteile entlang der Volkach aus den Landkreisen Kitzingen und Schweinfurt ein gemeinsames Hochwasserschutzkonzept entwickelt. Die Planung sieht rund 40 Maßnahmen mit geschätzten Kosten von rund 34 Millionen Euro vor. Damit sollen Fluten wie vor zwei Jahren, als nach Starkregen im Juli die Volkach und die Schwarzach über die Ufer traten, künftig vermieden oder zumindest vermindert werden. Das Konzept beinhaltet unter anderem, dass Uferböschungen abgetragen werden, damit der ansteigende Bach auf Felder statt in die angrenzenden Dörfer fließt. Außerdem werden an neuralgischen Punkten Dämme vorgeschlagen, die das Wasser in natürlichen Rückhaltebecken aufstauen.

Projekt mit Vorbildcharakter

Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein nennt das Projekt ein "Paradebeispiel für interkommunale Zusammenarbeit". Ein Hochwasser mache nicht an der Gemeindegrenze Halt. "Volkach würde sehr stark von dem Hochwasserkonzept profitieren. Je mehr Wasser in Retentionsflächen verbleibe, desto weniger komme flussabwärts an.

Finanzierung hängt an Wirtschaftlichkeit

Was in den nächsten Jahren in den einzelnen Gemeinden tatsächlich umgesetzt wird, hängt aber auch davon ab, ob die jeweiligen Kosten über den Schäden eines Hochwassers liegen. Die Förderquote ist dabei grundsätzlich hoch. Bis zu drei Viertel der Kosten übernähme der Freistaat Bayern.

"Wenn es ans Bauen geht, und sechs- bis siebenstellige Beträge werden fällig, dann wird es noch einmal spannend", prophezeit der Bürgermeister von Gerolzhofen Thorsten Wozniak. Denn dann müsse ausgehandelt werden, welche Gemeinde sich wie beteiligt. Er sei aber zuversichtlich, weil bei dem Konzept alle Kommunen an einem Strang zögen. Die Umsetzung des interkommunalen Hochwasser-Konzepts wird voraussichtlich Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern.

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