Ein Bus wird an einer Wasserstofftankstelle mit Wasserstoff betankt.
Bildrechte: BR/Katharina Häringer

Die Stadtwerke Bayreuth sind nach einer Testphase mit Wasserstoffbussen im städtischen Busverkehr von deren Effizienz überzeugt.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Wasserstoffstrategie: Debatte im Bund, Entscheidung in Bayreuth

Nach monatelangen Tests ist klar: 65 Stadtbusse in Bayreuth sollen künftig mit Wasserstoff fahren. Den wollen die Stadtwerke selbst produzieren. Die Stadt hat also ihre eigene Wasserstoffstrategie - während der Bundestag über genau diese diskutiert.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Die Stadtwerke Bayreuth sind nach einer Testphase mit Wasserstoffbussen im städtischen Busverkehr von deren Effizienz überzeugt. In einer Mitteilung heißt es, im Vergleich zum Elektroantrieb hätten die wasserstoffbetriebenen Busse sowohl im Praxistest als auch in einer eigens angefertigten Machbarkeitsstudie die Nase vorn. Sie könnten wegen des geringen Gewichts mehr Fahrgäste transportieren, kämen weiter und würden schneller betankt. Für die Stadtwerke Bayreuth ist damit klar: Sie wollen mit Wasserstoff in die Zukunft fahren.

Stadtwerke wollen grünen Wasserstoff selbst produzieren

Den Wasserstoff, den sie für ihre Busse brauchen, wollen die Stadtwerke auf ihrem eigenen Betriebsgelände selbst herstellen. Man plane einen Elektrolyseur, der grünen Wasserstoff mithilfe von Strom aus erneuerbaren Energien herstellen soll, so Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer. Der Strom wiederum soll unter anderem von einer großen Photovoltaikanlage kommen.

Debatte zur Wasserstoff-Strategie im Bundestag

Immer mehr Städte in Bayern entscheiden sich für die Umrüstung ihrer Busflotte auf Wasserstoff-Fahrzeuge. Zu Beginn des Jahres hatte beispielsweise die Stadt Aschaffenburg zwölf wasserstoffbetriebene Busse bestellt. Und während in Bayern die Wasserstoff-Busse fahren, spricht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Berlin vom Wasserstoff in einer Eisenbahn-Metapher. "Wenn man sich anschaut, was im Moment passiert im Bereich von Wasserstoff, so muss man sagen, dass der Zug den Bahnhof verlassen hat. Überall sind Investitionen unterwegs", sagte Habeck am Freitag im Bundestag. Dort debattierten die Abgeordneten über die Nationale Wasserstoffstrategie, die das Kabinett Ende Juli beschlossen hatte. Und Habeck machte deutlich, dass er im Aufbau der Wasserstofftechnologie in Deutschland enormes wirtschaftliches Potenzial sieht.

Strittige Frage: Geld nur für grünen Wasserstoff?

Doch wie die Wasserstoffstrategie aussehen soll, darüber gehen die Meinungen auseinander. Soll nur klimaneutraler Wasserstoff finanziell gefördert werden, der mit Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt wird - so wie die Stadtwerke Bayreuth es planen? Mehrere CDU-Abgeordnete forderten bei der Bundestagsdebatte am Freitag, auch klimaschädlichere Arten von Wasserstoff finanziell zu fördern, um beim Ausbau schneller voranzukommen. Laut der nationalen Wasserstoffstrategie will die Bundesregierung zwar auch Wasserstoff aus fossilen Energien in Deutschland einsetzen, aber nur grünen Wasserstoff mit Geld fördern.

Stadtwerke Bayreuth: Strom in Form von Wasserstoff speichern

Die Stadtwerke Bayreuth wollen die Produktion des grünen Wasserstoffs für ihre Busse noch anderweitig nutzen. So solle Strom aus erneuerbaren Energien gespeichert werden können und Windräder und PV-Anlagen müssten nicht mehr abgeschaltet werden, wenn Haushalte und Industrie die Energie an sonnigen und windreichen Tagen nicht mehr abnehmen könnten, heißt es. Erst Mitte September hatte der Stromnetzbetreiber Bayernwerk etliche Photovoltaikanlagen vom Netz genommen, weil zu viel Strom produziert wurde und die Netze zu überlasten drohten.

Aus der Abwärme des Elektrolyseurs, in dem mit Strom Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt wird, werde zudem die Firmenzentrale beheizt. Und den Sauerstoff wollen die Stadtwerke den Kläranlagen in der Region anbieten, damit diese ihn wiederum für die Abwasseraufbereitung nutzen können.

Reichweite und Gewicht sprechen gegen Elektrobusse

Die Entscheidung für Wasserstoff ist auch eine Entscheidung gegen Elektrobusse. Gegen sie spreche deren Reichweite sowie das hohe Gewicht der Akkus, das dazu führe, dass weniger Fahrgäste befördert werden könnten, so Stadtwerke-Geschäftsführer Bayer: "Insgesamt betrachtet müssten wir mehr Busse kaufen und mehr Personal beschäftigen."

65 neue Busse - Einsparung von 2.000 Tonnen CO₂ jährlich

Geplant sei nun, die bisherigen gas- und dieselgetriebenen Fahrzeuge nach und nach durch die neuen Busse zu ersetzen. Perspektivisch sollen rund 65 Busse der Stadtwerke Bayreuth und deren Partnerunternehmen auf emissionsfreie Antriebe umgestellt werden – allein die Stadtwerke Bayreuth planen, in den nächsten sieben Jahren 25 neue Wasserstoffbusse zu kaufen. Im Jahr 2038 soll die Umstellung der Stadtwerke-Flotte abgeschlossen sein und so jährlich die Freisetzung von rund 2.000 Tonnen CO₂ vermieden werden.

Für die notwendigen Investitionen rechnen die Stadtwerke mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Bereits 2026 soll der erste Wasserstoffbus durch Bayreuth fahren.

Video: Mit Wasserstoff aus der Klimakrise?

Wasserstoff-Kennzeichnung
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Jens Büttner
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Wird Wasserstoff ein Baustein für den Weg aus der Klimakrise?

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!