Laut Weltwetterorganisation (WMO) war 2020 eines der drei wärmsten je registrierten Jahre. Viele Flüsse vertrockneten. Im Bild: der Río Paraguay
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Laut Weltwetterorganisation (WMO) war 2020 eines der drei wärmsten je registrierten Jahre. Viele Flüsse vertrockneten. Im Bild: der Río Paraguay

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2020 gehört zu den drei wärmsten Jahren

Laut der Weltwetterorganisation (WMO) zählt das Jahr 2020 zu den drei wärmsten je registrierten Jahren. Auf die Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre hat sich die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr nicht ausgewirkt.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die Weltwetterorganisation (WMO) hat ihren Bericht zum Zustand des weltweiten Klimas im Jahr 2020 veröffentlicht. Ihr Fazit: Im vergangenen Jahr ist die Menschheit gleich doppelt gebeutelt worden - zahlreiche Extremwetter-Situationen wurden durch die Corona-Pandemie zusätzlich verschärft. Und, obwohl das Coronavirus SARS-CoV-2 Wirtschaft und Verkehr ausgebremst hat - auf die typischen Einflussgrößen im Klimawandel hat es sich nicht ausgewirkt: Wie die WMO mitteilt, hat sich 2020 zwar der Ausstoß der Treibhausgase kurzfristig verlangsamt, deren Konzentration in der Atmosphäre ist jedoch weiter gestiegen. Ihre Prognose aus dem Zwischenbericht vom Dezember 2020, der den Zeitraum Januar bis Oktober 2020 umfasste, kann die WMO jetzt bestätigen: 2020 war tatsächlich eines der drei wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen Mitte des 19. Jahrhunderts.

2016, 2019 und 2020 sind die drei wärmsten Jahre

Die weltweite Durchschnittstemperatur lag laut WMO 2020 etwa 1,2 Grad über dem vorindustriellen Niveau - und das trotz des La Niña-Phänomens. Es tritt alle paar Jahre auf und sorgt eigentlich für niedrigere Temperaturen. Das wärmste Jahr war und bleibt auch das Jahr 2016. Die Werte von 2019 und 2020 lägen jedoch so dicht beieinander, dass das wärmere davon nicht zu bestimmen sei. Fest steht: Die sechs Jahre seit 2015 waren die wärmsten Jahre überhaupt. Und die Jahre von 2011 bis 2020 waren insgesamt das wärmste Jahrzehnt bislang.

"Der Bericht zeigt, dass wir keine Zeit verschwenden dürfen. Das Klima ändert sich - und die Folgen sind bereits jetzt zu teuer für die Menschen und den Planeten." António Guterres, UN-Generalsekretär

"Unerbittlicher Klimawandel" führt zu Extremwetter

Der Bericht bestätige erneut den "unerbittlichen Klimawandel", sagt WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Die WMO geht davon aus, dass sich der negative Trend unabhängig von Klimaschutzmaßnahmen noch einige Jahrzehnte fortsetzen werde. Deshalb müsse man sich auf häufigere und intensivere Extremwetterlagen einstellen, die erhebliche Schäden anrichten und Millionen Menschen betreffen werden.

„Alle in diesem Bericht enthaltenen wichtigen Klimaindikatoren und die damit verbundenen Auswirkungen belegen den unerbittlichen, anhaltenden Klimawandel, das zunehmende Auftreten und die zunehmende Verschärfung extremer Ereignisse sowie schwere Verluste und Schäden, die die Menschen, Gesellschaft und Wirtschaft betreffen. Der negative Klimatrend wird sich in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen, unabhängig von unserem Erfolg bei der Eindämmung. Es ist daher wichtig, in die Anpassung zu investieren." Petteri Taalas, WMO-Generalsekretär

Steigende Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre

Der Bericht der WMO zeigt, dass die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre 2019 und auch 2020 weiter zunahm - und auch weiter steigen wird, wenn sich der Emissionstrend fortsetzt. 2019 lag der CO2-Volumenanteil in der Atmosphäre bereits bei rund 410 ppm (parts per million) und damit 148 Prozent über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900). Die Konzentration der Treibhausgase habe auch 2020 weiter zugelegt, wenngleich der Ausstoß an Treibhausgasen durch die Corona-Pandemie und deren Einschränkungen vorübergehend gesunken sei, erklärte die UN-Organisation bereits im November 2020. Im Jahr 2021 könnte die CO2-Konzentration 414 ppm überschreiten.

Meere heizen sich auf, der Meeresspiegel steigt

Der WMO-Bericht bestätigt auch, dass sich die Meere noch nie so stark aufheizten wie 2019 und 2020. Mehr als 80 Prozent der Meere machten in 2020 mindestens eine Hitzewelle durch - mit fatalen Folgen für das Ökosystem Meer und seine Bewohner. Auch die Meeresspiegel sind 2020 weiter gestiegen.

Pole schmelzen weiterhin im Rekordtempo

Nach der Schmelze im Sommer 2020 umfasste das Meereis in der Arktis noch eine Fläche von 3,74 Millionen Quadratkilometer - zum zweiten Mal überhaupt ist es auf weniger als vier Millionen Quadratkilometer geschrumpft.

Das Meereis in der Antarktis schmilzt gerade jährlich um etwa 175 bis 225 Gigatonnen. Ein Verlust von 200 Gigatonnen Eis pro Jahr entspricht etwa dem doppelten jährlichen Abfluss des Rheins in Europa.

Schwere Überflutungen und Dürren

Große Teile Afrikas und Asiens wurden laut WMO 2020 von Starkregen und Überflutungen gebeutelt, in Südafrika hielt die langfristige Dürre trotzdem an.

Von schwerer Dürre war 2020 auch Südamerika betroffen, besonders Nordargentinien, Paraguay und Brasilien: Die geschätzten landwirtschaftlichen Verluste lagen allein in Brasilien bei drei Milliarden US-Dollar.

Hitzerekorde und Waldbrände

In Teilen der sibirischen Arktis lagen die Temperaturen im Jahr 2020 über drei Grad Celsius über dem Durchschnitt. Begleitet wurden die anhaltend hohen Temperaturen von Waldbränden.

In den USA ereigneten sich 2020 die größten jemals verzeichneten Brände. Auch hier trug die weit verbreitete Dürre zu den Bränden bei: Juli bis September waren die heißesten und trockensten Monate, die je im Südwesten der USA verzeichnet wurden. Das kalifornische Death Valley erreichte am 16. August 2020 54,4 Grad Celsius, die höchste bekannte Temperatur der Welt seit mindestens 80 Jahren.

Temperaturrekorde wurden unter anderem auch in der Karibik, in Australien, in Japan und im Nahen Osten geknackt.

Zerstörerische Stürme

Rekorde gab es auch bei den Stürmen zu verzeichnen: Während der Hurrikan-Saison im Nordatlantik ereigneten sich zum Beispiel rund 30 Stürme - so viele wie dort nie zuvor.

Der Zyklon Harold, der am 6. April 2020 unter anderem die Fidschi-Inseln, Tonga und Vanuatu traf, ist einer der stärksten Stürme, die sich je im Südpazifik ereigneten. Fast 100.000 Menschen mussten sich in Sicherheit bringen.

Der Zyklon Amphan, der am 20. Mai 2020 in der Nähe der indisch-bangladeschischen Grenze auf Land traf, gilt bislang als der teuerste tropische Zyklon im Nordindischen Ozean. In Indien wurden wirtschaftliche Verluste von rund 14 Milliarden US-Dollar gemeldet.

Zusätzliche Einschränkungen durch Covid-19

Laut WMO-Bericht waren im Jahr 2020 mehr als 50 Millionen Menschen doppelt betroffen - von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Dürren und Stürmen und der Corona-Pandemie. Dies verschlimmerte die ohnehin schon schwierige Versorgung, zum Beispiel mit Lebensmitteln oder Medizin, und erschwerte und verlangsamte die Evakuierung - etwa, wenn aufgrund der Corona-Maßnahmen ein bestimmter Abstand zwischen Personen eingehalten werden sollte.

WMO-Klimabericht seit 1993

WMO-Generalsekretär Petteri Taalas betont, dass die WMO den weltweiten Klimabericht seit 1993 veröffentlicht. "Die grundlegende Botschaft bleibt dieselbe - und jetzt haben wir 28 Jahre mehr mit Daten, die einen signifikanten Temperaturanstieg, Meeresspiegelanstieg sowie Meereis- und Gletscherschmelze zeigen."

Weltweiter Temperaturanstieg nicht über 1,5 Grad

Petteri Taalas rät den Ländern, in Frühwarndienste und Wetterbeobachtungsnetzwerke zu investieren. Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels einzudämmen, sollte der Temperaturanstieg nach Berechnungen von Wissenschaftlern bis zum Ende des Jahrhunderts 1,5 Grad nicht übersteigen. Dieses Ziel will die Weltgemeinschaft mit dem Pariser Klimaschutzabkommen erreichen. Dazu müssten jedoch der Ausstoß der Treibhausgase bis 2030 nach UN-Angaben um 45 Prozent unter das Niveau von 2010 gebracht werden. Ohne neue und ehrgeizigere Klimaschutzziele wird das nicht gelingen.

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