Passanten sind an den Maximiliansanlagen unterwegs und gehen an verschneiten parkenden Pkw vorbei.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Peter Kneffel

Wintereinbruch in Süddeutschland

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Teile Bayerns stehen still – Vorsicht in Bergen und Wäldern

Besonders vorsichtig sein – darum bittet der Lawinenwarndienst Bayern alle, die in den Alpen unterwegs sind. Ein Sprecher sprach im BR von einer erheblichen Lawinengefahr. Forstministerin Kaniber warnt vor dem Betreten der Wälder in Südbayern.

Über dieses Thema berichtet: Nachrichten am .

  • Aktuelle Nachrichten zum Schnee-Chaos in Bayern im Ticker

Langanhaltende Schneefälle brachten Bayern auch Chaos auf den Straßen und bei der Bahn. Am Hauptbahnhof in München ist der Zugverkehr den ganzen Samstag über eingestellt. Der Flughafen München hat ebenfalls den Flugbetrieb komplett eingestellt. Das Heimspiel des FC Bayern wurde abgesagt.

Zugausfälle und Verzögerungen gibt es auch andernorts: in Oberbayern, Schwaben, Niederbayern und der Oberpfalz.

Bahnverkehr in München eingestellt – Auch S-Bahn fährt teils nicht

Der Zugverkehr von und zum Hauptbahnhof in München wurde vorerst eingestellt. Die Bahn geht davon aus, dass die "Einschränkungen den ganzen Tag andauern werden". Es werde empfohlen, Reisen von und nach München zu verschieben. Reisende können ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen.

Noch bis Montag müssten sich Bahnreisende in Süddeutschland auf starke Beeinträchtigungen einstellen, sagte eine Bahn-Sprecherin. Grund sei der unerwartet heftige Wintereinbruch. Unter anderem seien Oberleitungen vereist.

Die Bahn teilte mit: "Alle Fahrgäste, die ihre am 2. und 3. Dezember in Süddeutschland geplante Reise aufgrund des Wintereinbruchs in Süddeutschland verschieben möchten, können ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen." Außerdem richtete die Bahn unter 08000 996633 eine Hotline ein, an die sich Betroffene wenden können, wenn sie Fragen haben.

Auch die S-Bahn München stellte auf Linien ins Umland den Verkehr vorerst ein. Auf der Stammstrecke zwischen Leuchtenbergring und Pasing ist ein Pendelverkehr im 20-Minuten-Takt eingerichtet. Busse und Trambahnen fahren in München ebenfalls nicht.

Viele Regionalzüge entfallen – Schienenersatzverkehr nicht gewährleistet

Auch außerhalb Münchens ist der Zugverkehr in Bayern erheblich beeinträchtigt. Wie die Deutsche Bahn mitteilt, kommt es in mehreren Regionen seit Freitagabend zu Verspätungen und Zugausfällen. Betroffen sind das Allgäu, Niederbayern und das Werdenfelser Land. Der Zugverkehr der Südostbayernbahn wurde nach behördlicher Anordnung auf allen Linien bis voraussichtlich Sonntag, 14.00 Uhr, eingestellt, heißt es von der Deutschen Bahn.

In allen fünf Netzen der Bayerischen Regiobahn (Chiemgau-Inntal, Berchtesgaden-Ruhpolding, Oberland, Ammersee-Altmühltal, Ostallgäu-Lechfeld) ist der Zugbetrieb derzeit eingestellt. Dies werde, so die Bayerische Regiobahn, mindestens bis 18 Uhr andauern.

Der Verkehr im Netz der Waldbahn im Bayerischen Wald musste vollständig eingestellt werden und auch die Oberpfalzbahn und der alex sind erheblich beeinträchtigt, wie die Länderbahn mitteilte. Die Züge des alex enden derzeit in Landshut, der Münchner Hauptbahnhof kann nicht angefahren werden. Die Verkehrsunternehmen raten von nicht dringend notwendigen Reisen ab.

Zum Teil müssen Züge wegen umgestürzter Bäume an den Bahnhöfen stehen bleiben. Schienenersatzverkehr kann aufgrund der Straßenlage oft nicht angeboten werden.

Die Stadtwerke Augsburg (SWA) haben nach den starken Schneefällen der Nacht den Nahverkehr bis auf Weiteres eingestellt. Busse und Straßenbahnen könnten "wegen der hohen Schneelast" nicht fahren, sagte SWA-Sprecher Jürgen Fergg auf BR-Anfrage. Teils stehen die Fahrzeuge auf den Strecken und könnten nur nach und nach geborgen werden. Auch der Regionalbus-Verkehr vom Augsburger Verkehrsverbund AVV ist am Samstag komplett eingestellt.

Flughafen München stellt Betrieb am Samstag komplett ein

Der Flughafen München hat für Samstag seinen Betrieb komplett eingestellt. Das bestätigte ein Airport-Sprecher dem BR. Bis Sonntag 6 Uhr werden am Flughafen keine Flugzeuge starten und landen. Alle Passagiere werden dringend gebeten, nicht mehr zum Flughafen München zu kommen und sich bei ihren jeweiligen Airlines zu informieren.

Von gestern auf heute übernachteten am Flughafen laut eines Sprechers zahlreiche Passagiere. Auch für Sonntag wird mit Verspätungen und Flugausfällen gerechnet.

Ein Sprecher der Lufthansa verwies darauf, dass sich die Sperrung des Flugverkehrs in München auf andere Flughäfen auswirke. Auch in anderen europäischen Ländern kommt es zu witterungsbedingten Beeinträchtigungen im Luftverkehr.

Der Allgäu Airport in Memmingen stellte bis 15 Uhr den Flugbetrieb ein, versucht aber am Nachmittag einige Starts hinzubekommen. Am Albrecht-Dürer-Airport in Nürnberg hingegen läuft alles nach Plan.

Bayernweit zahlreiche Unfälle

Auf den Straßen gab es bayernweit zahlreiche Unfälle. Im Allgäu zum Beispiel spricht die Einsatzzentrale Kempten von "Hunderten Unfällen" seit Freitagabend. Personen seien nur leicht verletzt worden. Die Lage sei durchaus "angespannt", wegen der hohen Schneelast auf den Bäumen. Größere Äste und umgestürzte Bäume blockieren die Straßen, Polizei und Feuerwehr seien durchgehend im Einsatz.

In Niederbayern war die Polizei bei 80 Verkehrsunfällen im Einsatz und ist zu rund 350 witterungsbedingten Einsätzen ausgerückt. In der Oberpfalz berichtet die Polizei allein im Landkreis Cham von 200 Einsätzen seit Freitagabend.

Lange Staus auf Autobahnen in Bayern

Auf den Autobahnen kam es zu langen Staus. Auf der A8 in Richtung Salzburg erstrecke sich nahe München ein Stau bereits auf 30 Kilometer, sagte eine Sprecherin des ADAC am Samstagvormittag. Deutschlandweit gab es an die 100 Staus mit mehr als zehn Kilometern Länge – sämtliche in Bayern. Auch die A6 und die A9 waren stark betroffen.

Wie der ADAC rät auch die Polizei in München von nicht notwendigen Autofahrten ab. Fußgänger sollten auf herabfallende Zweige oder Schnee von Hausdächern achten. Die Polizei in Niederbayern berichtete auch von Einsätzen wegen eingestürzter Carports oder wegen Schäden durch heruntergefallene Äste.

Stromausfälle "in vielen Tausend Haushalten"

In Teilen Bayern ist es zu Stromausfällen gekommen. Wie das Bayernwerk mitteilt, sind wegen des Schnees mancherorts Bäume in Leitungen gefallen. In Niederbayern und der Oberpfalz sind Parsberg, Vilshofen, Eggenfelden und Regen betroffen. Teilweise könne es sein, dass beschädigte Leitungen gerissen sind und am Boden liegen. Das Bayernwerk warnt davor, sich den beschädigten Leitungen zu nähern. Die Reparaturarbeiten würden sich wegen des Wetters verzögern. Laut dem Bayernwerk kann es wegen des anhaltenden Schnees zu weiteren Stromausfällen kommen.

Neben Niederbayern und der Oberpfalz sind außerdem Penzberg (Landkreis Weilheim-Schongau), Kolbermoor (Landkreis Rosenheim) und Freilassing (Landkreis Berchtesgadener Land) von den Stromausfällen betroffen. Im Netzbereich von Bayernwerk komme es in "vielen tausend Haushalten zu Stromausfällen."

Polizei ruft zum Daheimbleiben auf – Warnung vor Waldspaziergängen

Die Polizei von Oberbayern Süd forderte die Bevölkerung auf, zu Hause zu bleiben. Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr und Räumdienste seien im Dauereinsatz. Viele kleinere Straßen außerhalb von Ortschaften seien stark verschneit oder durch umgestürzte Bäume blockiert.

Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) rät angesichts der starken Schneefälle insbesondere in Südostbayern vom Betreten der Wälder ab. Herabfallende Äste oder umstürzende Bäume seien eine Gefahr. Viele Bäume könnten derzeit der hohen Last des nassen Schnees nicht mehr standhalten. Besonders gefährlich sei die Lage in den Alpen, am Alpenrand und in den östlichen Mittelgebirgen.

Lawinengefahr in den Alpen

In Teilen der bayerischen Alpen herrscht erhebliche Lawinengefahr. Der Lawinenwarndienst Bayern spricht oberhalb von 1.600 Metern von einer "erheblichen" Gefahr mit der Warnstufe 3, unterhalb liege die Gefahr bei der zweiten Stufe "mäßig". Das Hauptproblem sei der Neuschnee, bei dem schnell Lawinen ausgelöst werden oder sich in felsigem Gelände selbst auslösen können.

Auch in Österreich und der Schweiz sollten Skifahrer vorsichtig sein: Dort herrscht sogar die zweithöchste Lawinenwarnstufe 4.

Der Lawinenwarndienst Bayern bittet alle, die heute und morgen in den Alpen unterwegs sind, besonders vorsichtig zu sein.

Dem Deutschen Wetterdienst zufolge werden im Allgäu mit 30 bis 40 Zentimetern bis Samstagnachmittag die höchsten Neuschneemengen erwartet, wie der Meteorologe Robert Hausen vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Samstag mitteilte.

Bundesligaspiel des FC Bayern abgesagt

Das Bundesliga-Heimspiel des FC Bayern München gegen den 1. FC Union Berlin an diesem Samstag ist abgesagt worden. Das teilte der deutsche Fußball-Meister am Samstagmorgen mit. "Auch, wenn es möglich gewesen wäre, das Spielfeld in der Allianz Arena bis zum Nachmittag in einen Zustand zu bringen, der die Durchführung des Spiels ermöglicht hätte, machten Sicherheitsrisiken und die Verkehrssituation eine Absage unumgänglich", heißt es in der Mitteilung des Fußballvereins.

Einige Weihnachtsmärkte geschlossen

Einige Weihnachtsmärkte in Bayern bleiben am Samstag wegen des Wetters geschlossen: so zum Beispiel die Adventszauber-Märkte am Tegernsee und der Weihnachtsmarkt im Freilichtmuseum Glentleiten. In München blieb am Samstag die Residenz samt Weihnachtsmarkt geschlossen.

Mehrere Schlösser öffneten wegen des starken Schneefalls ebenfalls nicht, wie die Bayerische Schlösserverwaltung mitteilt. Nicht betroffen ist Schloss Neuschwanstein. Dort finden gebuchte Führungen statt.

Auch der Tierpark Hellabrunn in München, der Tiergarten Straubing und der Zoo Augsburg können am Samstag nicht besucht werden. Auf dem Messegelände in München entfallen den Angaben nach wegen des eingeschränkten Verkehrs die Messen Heim+Handwerk und Food&Life.

Video: Schneechaos in Bayern - das BR24live zum Nachsehen

Hohe Schneemassen liegen auf Autos und einer Straße in der Landeshauptstadt.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Lukas Barth
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Wintereinbruch in Süddeutschland - München

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!