In seiner Autosparte plant Bosch die Streichung von rund 500 Stellen, auch das Werk in Ansbach soll betroffen sein.
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In seiner Autosparte plant Bosch die Streichung von rund 500 Stellen, auch das Werk in Ansbach soll betroffen sein.

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Bosch: Zwischen Stellenabbau und Neueinstellungen

Bosch streicht Stellen, unter anderem am Standort Ansbach. In Bamberg wiederum plant der Autozulieferer rund 250 Neueinstellungen in diesem Jahr. Dort haben die Verantwortlichen eine Strategie gewählt, die aufzugehen scheint.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Der Autozulieferer Bosch streicht bis zu weitere 500 Stellen im Autogeschäft. Diesmal gehe es um die Steuergeräte-Sparte, teilte das Unternehmen am Dienstag auf Anfrage von BR24 mit. Bis Ende 2025 fielen Stellen in Verwaltung und Entwicklung weg. Betroffen sei neben Reutlingen, Salzgitter und Schwieberdingen auch der Standort Ansbach in Mittelfranken. "Wir setzen auf die interne Vermittlung von Mitarbeitern in andere Bereiche und die Nichtnachbesetzung bei Personalwechseln", erklärte eine Sprecherin.

"Große wirtschaftliche Herausforderungen" bei Bosch

Insgesamt arbeiten in der Sparte "Mobility Electronics" weltweit etwa 40.000 Menschen, in Deutschland sind es rund 12.500. Der Markt für elektronische Steuergeräte sei stark preisgetrieben, hieß es. Zudem verändere sich die bisherige Wertschöpfungskette: Autohersteller entwickelten die elektronischen Architekturen selbst und ließen die Teile von Auftragsfertigern produzieren. "Dies stellt Systemlieferanten wie Bosch, die bisher Entwicklung und Fertigung von Steuergeräten für Automobilhersteller bündelten, vor große wirtschaftliche Herausforderungen", hieß es.

Es ist der dritte Stellenabbau bei Bosch binnen weniger Wochen: Im Dezember hatte das Unternehmen angekündigt, 1.500 Arbeitsplätze in der Antriebssparte zu streichen, weitere 1.200 Stellen stehen im Geschäft mit autonomen Fahren zur Disposition.

Bosch stellt in Bamberg neue Mitarbeitende ein

Während in anderen Werken Stellen abgebaut werden, stellt Bosch in Bamberg weiter ein. Im vergangenen Herbst konnten bereits 100 neue Mitarbeiter gewonnen werden. Bis Ende dieses Jahres sollen noch einmal mindestens 250 befristete und unbefristete Einstellungen erfolgen. In Summe bedeute das jedoch lediglich, dass die Zahl der Beschäftigten dadurch bei rund 6.300 konstant bleibe, so der Betriebsratsvorsitzende Mario Gutmann im BR24-Gespräch. "Wir haben dafür gekämpft, dass nicht Stellen durch natürliche Fluktuation verloren gehen."

In Bamberg werden damit Arbeitsplätze, die durch Fluktuation oder Verrentung frei werden, weiterhin unbefristet besetzt. "Mir ist wichtig, dass wir nicht nur für die bestehende Belegschaft die Beschäftigung absichern, die Folge wäre ein Sterben auf Raten, sondern auch die Arbeitsplätze für die kommenden Generationen priorisieren", so Gutmann.

Fertigung von Verbrennern sei wichtig für die Zukunft

Gleichzeitig habe Bamberg frühzeitig eine doppelte Strategie eingeschlagen, die sich jetzt bewährt. Zwei Drittel der Mitarbeiter seien in der Fertigung von Komponenten für den Verbrenner beschäftigt. Angesichts des Rückgangs der Verkaufszahlen von E-Autos, sei dies der Bereich, der nach wie vor wichtig sei, um die Zukunft zu finanzieren, so Gutmann.

Das Unternehmen in Bamberg investiert vor allem in die Wasserstofftechnologie. Rechtzeitig vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Bundeshaushalt gab es den positiven Bescheid über Subventionen aus Berlin, Europa und auch von der Landesregierung in Bayern über rund 100 Millionen Euro zur Weiterentwicklung der Zukunftstechnologie in Bamberg. "Unsere langfristig angelegte Strategie ist bisher zum Glück aufgegangen", erklärt Gutmann.

Dem stimmt auch die IG Metall zu. Bei Bosch in Bamberg sei eine langfristige Strategie entwickelt worden, die darauf basiere so lange wie möglich in den alten Verbrennerprodukten aktiv zu bleiben und gleichzeitig mit dem Thema Wasserstoff ein Zukunftsfeld aufzumachen, erklärt Martin Feder von der IG Metall Bamberg. Doch er spart auch nicht mit Kritik an anderen Arbeitgebern: "Generell betrachtet entwickelt sich die Lage in der Automobilindustrie dramatisch. Wir erleben gerade, dass die Arbeitgeber sich an vielen Stellen einen schlanken Fuß machen und Arbeitsplätze in Niedriglohnländer verlagern. Besonders dramatisch ist, dass dies inzwischen auch für Beschäftigung im Bereich Forschung und Entwicklung gilt. Wir erwarten von den Arbeitgebern, dass sie sich ihrer Verantwortung stellen und sich zum Standort Deutschland bekennen."

Der Autozulieferer Bosch zählt im Raum Bamberg zu den größten Arbeitgebern. Die Sicherung der Stellen im Industriebereich ist enorm wichtig, nachdem Zulieferer wie Brose in Bamberg und Hallstadt (Landkreis Bamberg) oder auch Valeo in Ebern (Landkreis Haßberge) einen erheblichen Stellenabbau angekündigt haben. Der Betriebsrat von Bosch in Bamberg konnte bereits Mitte letzten Jahres gemeinsam mit dem Gesamtbetriebsrat der Zuliefersparte eine Vereinbarung mit der Konzernspitze treffen, nach der betriebsbedingte Kündigungen an den deutschen Mobility-Standorten bis Ende 2027 ausgeschlossen wurden.

Automobilzulieferer ächzen auch andernorts

Trotz der Personaleinstellung bei Bosch in Bamberg: Bei anderen großen deutschen Zulieferern herrscht vor dem Hintergrund der Schwäche am Automarkt und dem Umbruch zu Elektromobilität Unruhe in Sachen Beschäftigung. Beim Autozulieferer ZF in Schweinfurt könnten mittelfristig bis zu 2.000 Stellen wegfallen, fürchtet der Betriebsrat des unterfränkischen ZF-Standorts. Bei ZF Friedrichshafen schlug in dieser Woche der Betriebsrat Alarm, weil bis 2030 rund 12.000 Stellen in Deutschland verschwinden könnten. Das Unternehmen bestätigte das nicht. Bei Continental soll eine mittlere vierstellige Zahl an Arbeitsplätzen in der kriselnden Autosparte wegfallen.

Angesichts dieser Situation übt der Bamberger Bosch-Betriebsrat heftige Kritik: "Mich überrascht, dass der massenhaft angekündigte Stellenabbau in Deutschland mit täglich neuen Hiobsbotschaften keine Empörung in der Öffentlichkeit hervorruft. Ich habe das Gefühl, dass unser Wohlstand, der auf unseren gutbezahlten Industriearbeitsplätzen fußt, nur wenig Beachtung findet."

Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters

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