Das Logo und der Name des Autozulieferers Bosch
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Keine betriebsbedingten Kündigungen bei Bosch bis Ende 2027

Bei Bosch wurde eine Zukunftsvereinbarung zwischen der Konzernspitze und der Arbeitnehmervertretung getroffen. Das Unternehmen will mit den Beschäftigten den Mobilitätswandel gemeinsam gestalten. Eine gute Nachricht für die Betriebe auch in Bayern.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Seit Langem rumorte es an den deutschen Standorten des weltweit größten Auszulieferers Bosch. Es brauche klare Zusagen des Managements zum Erhalt der Arbeitsplätze und einen Plan, wie in deutschen Werken der Wandel hin zu mehr E-Mobilität geschafft werden könne – so lautete seit Monaten die Forderung des Betriebsrates. Nun gibt es diese Zukunftsvereinbarung und sie schließt betriebsbedingte Kündigungen an den deutschen Mobility-Standorten bis Ende 2027 aus, teilt die Robert Bosch GmbH mit. In Bayern gibt es vier Mobility-Standorte: Neben Nürnberg, Ansbach und Blaichach im Oberallgäu zählt auch Bamberg dazu.

"Vereinbarung ist wegweisend"

An vielen Bosch-Standorten in Deutschland herrschte schon lange die Angst vor dem Wandel hin zur Elektromobilität und dem damit verbundenen Abbau von Arbeitsplätzen. Hinzu kam die Absichtserklärung der Konzernspitze, die Produktion für die Elektromobilität in Tschechien anzusiedeln. Immer wieder forderte der Gesamtbetriebsratschef der Zuliefersparte, Frank Sell, eine klare Zusage des Managements zum Erhalt der industriellen Arbeitsplätze in Deutschland. Nun liegt sie vor. "Die Verhandlungspartner haben eine Einigung erzielt, um die Zukunftsfähigkeit der deutschen Mobility-Standorte langfristig zu sichern", heißt es in einer Pressemitteilung. Demnach seien betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2027 im Unternehmensbereich Mobility ausgeschlossen. Die Vereinbarung sei wegweisend, urteilt auch Mario Gutmann, Betriebsratsvorsitzender des Bamberger Bosch-Werkes. Dort arbeiten zwei Drittel der rund 6.300 Mitarbeiter in der Fertigung von Komponenten für Verbrennungsmotoren.

Betriebsräte fordern Fördergelder

Wichtig in dem nun geschlossenen Zukunftsvertrag sei auch, dass für jeden tarifgebundenen deutschen Mobility-Standort Zielbilder erarbeitet werden sollen, und zwar gemeinsam von Arbeitnehmervertretern und der Unternehmensleitung. Auch das ein wichtiger Punkt für die Gewerkschafter, denn sie fühlten sich ausgeschlossen von den Entscheidungen. "Die Betriebsräte werden vor Standortentscheidungen strukturiert einbezogen und können Handlungsalternativen einbringen", heißt es in einer Pressemitteilung des Stiftungskonzerns. Nun fehle nur noch die politische Unterstützung, so Gutmann.

"Um für die vier bayerischen Standorte tragfähige Ziele durchzusetzen, braucht es jetzt Unterstützung unserer Landes- und Bundesregierung. Auch in Deutschland müssen Fördergelder in Milliardenhöhe bereitgestellt werden." Mario Gutmann, Bamberger Betriebsratsvorsitzender

Bamberger Standort atmet auf

Für den Bamberger Betriebsratsvorsitzenden Gutmann ist die Vereinbarung ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Gerade Produkte für die E-Mobilität würden Konzerne zunehmend im Ausland fertigen lassen, weil die Wirtschaftspolitik dort die Ansiedlung mit Milliarden fördere. Das bedeute den Verlust vieler guter Arbeitsplätze in Deutschland und damit den Verlust des gesellschaftlichen Wohlstandes bei uns, so Gutmann.

"In Nordamerika – Europa – Asien tobt ein Wirtschafts- und Handelskrieg, in der Europa und speziell Deutschland aktuell nicht konkurrenzfähig ist und immer mehr an Boden verliert." Mario Gutmann, Betriebsratsvorsitzender Bosch Bamberg

Innerhalb der bestehenden Transformation werde schon jetzt die Beschäftigung an allen deutschen Standorten bei Bosch 'sozialverträglich' entsprechend der Demografiekurve reduziert. Das bedeute ein Sterben auf Raten und damit verbunden eine Deindustrialisierung des Industriestandorts Deutschland, so Gutmann zu BR24. "Mit der Festlegung der Zielbilder je Standort in Deutschland haben wir jetzt die Chance, im Rahmen des vereinbarten Zukunftstarifvertrags unsere Industriearbeitsplätze in Deutschland zu halten."

Förderungen in Milliardenhöhe im Ausland

Unter dem amerikanischen Präsidenten Biden werden grüne Technologien und die Industrie massiv mit Subventionen und Steuererleichterungen gefördert. Das Investitionspaket "Inflation Reduction Act", das im August vergangenen Jahres in den USA verabschiedet wurde, hat ein Volumen von rund 370 Milliarden Dollar. Damit will die US-Regierung die Konzerne unterstützen, die in den USA, Kanada oder Mexiko produzieren und sich von dort auch Teile zuliefern lassen. China hat ebenfalls Investitionen in saubere Technologien in Höhe von rund 260 Milliarden Euro vorgesehen, wie auch Indien, Japan und Großbritannien.

Audi stellt bereits Überlegungen an, in den USA fertigen zu lassen. Die Volkswagen-Tochter hat bislang kein Werk dort und mit den neuen Subventionen "ist der Bau eines US-Werks für Elektroautos natürlich hochattraktiv geworden", sagte Vorstandschef Markus Duesmann der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Volkswagen verfügt bereits über ein großes Werk in Chattanooga in Tennessee, das bald auch E-Autos bauen soll.

Auch der Bosch-Konzern wird rund 950 Millionen Euro in ein neues Entwicklungs- und Fertigungszentrum im chinesischen Suzhou stecken. Dort sollen Komponenten für die E-Mobilität erforscht werden, speziell für die Nachfrage im lokalen Markt, schreibt Bosch. Und weiter heißt es: "Bosch plant zudem, sein Geschäft stärker als bisher über die Weltregionen hinweg auszubauen, darunter in Ägypten, Indien, Mexiko, den USA und Vietnam".

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