Eine Schülerin sitzt in Sportklamotten auf dem Boden.
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Sport- statt Bundesjugendspiele: Am Gymnasium MWG wollen sich viele Schülerinnen und Schüler nicht im Wettkampf mit anderen messen. (Symbolbild)

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Zu hoher Leistungsdruck: Viele Schüler gegen Bundesjugendspiele

Sind Bundesjugendspiele noch zeitgemäß? Diese Frage wird aktuell immer wieder diskutiert. Weil an einem Bayreuther Gymnasium zuletzt viele Schüler nicht an dem Wettkampf teilgenommen haben, bietet die Schule dieses Jahr erstmals eine Alternative an.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Die Schüler knien in den Startblöcken, dann knallt die Startklappe, der Sprint beginnt – im Hans-Walter-Wild-Stadion in Bayreuth sieht es auf den ersten Blick nach einer ganz normalen Veranstaltung aus, bei der die Bundesjugendspiele ausgetragen werden. Das Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium (MWG) bietet in diesem Jahr aber auch erstmals ein Alternativprogramm an. Denn: Die Freude an der Bewegung ist wichtig – und nicht immer nur das Ergebnis, heißt es vonseiten der Schule.

Tag der Bundesjugendspiele am MWG: Schüler sollen Spaß haben

"Variante 1: Bundesjugendspiele, Variante 2: Sportspiele": Diese zwei Optionen hatten die Schüler des MWG vorab zur Auswahl. Neben den klassischen Wettkämpfen durften die Kinder und Jugendlichen sich also auch für Miniturniere anmelden. "Uns geht es darum, dass die Schüler Spaß haben und den Tag der Bundesjugendspiele mit etwas Positivem verbinden", erklärt Andre Kästner, der die Sportspiele am MWG organisiert.

Auslöser für das neue Angebot war die übersichtliche Teilnehmerzahl der Schüler des MWG an den Bundesjugendspielen im vergangenen Jahr: Viele Schüler fehlten entschuldigt. "Wir vermuten, dass sie auch deshalb nicht gekommen sind, weil sie sich nicht vergleichen wollten", so Kerstin Zimmermann, Sportfachschaftsleiterin des Gymnasiums. Mit dem zusätzlichen Angebot scheint der Plan der Lehrer aufgegangen zu sein. Erste Auswertungen hätten ergeben, dass in diesem Jahr viel mehr Schüler teilnehmen – und dass die Sportspiele gut angenommen werden. Knapp 150 Schüler messen sich bei den Bundesjugendspielen, etwa 400 nehmen an diesem Julitag an den Sportspielen teil.

Die Sportspiele können als sogenannte Fairnesskooperationsnote dann mit in die Schulnote einfließen, erklärt Zimmermann. Die leichtathletische Leistung wird ohnehin nicht bei den Bundesjugendspielen, sondern im Sportunterricht abgenommen, sagt Kästner: "Wer hier Lust an Leichtathletik hat, für den gibt's heute keine Note." Die Schüler würden das nur machen, weil sie sich messen und um die Urkunde kämpfen wollten.

"Teilnehmerurkunde sollte ein Zeichen sein"

Kästner sagt zwar, dass "wir keinen Leistungsdruck ausüben wollen". Komplett weglassen würde er die Bundesjugendspiele aber nicht. Die Möglichkeit müsse weiterhin gegeben sein, dass die Kinder sich messen könnten. "Denn manche von ihnen fordern das ein."

So wie beispielsweise ein Neuntklässler, der bei seinen bisherigen Bundesjugendspielen nur Ehrenurkunden erhielt und diese Serie ausbauen möchte. Er ist der Meinung, dass auch unsportlichere Schüler an den Wettkämpfen teilnehmen müssten. "Die Teilnehmerurkunde sollte ein Zeichen sein, dass die Leute etwas ändern", so der 15-Jährige. Manche Schüler bekämen diese Urkunde zwar deshalb, weil sie für ihr Alter körperlich unterentwickelt seien, räumt er ein. "Aber die meisten sind vergleichsweise unsportlich. Mit der Urkunde kriegen sie eine objektive Bewertung ihrer Leistung und können darauf aufbauend mehr Sport machen oder sich verbessern."

Eine Einstellung, die nicht jeder teilt. Am Beachvolleyballfeld erklärt ein Mädchen zum Beispiel, dass es das Angebot der Sportspiele angenommen hat, weil ihr der Leistungsdruck bei den Bundesjugendspielen zu hoch gewesen sei. An die Vergleiche, die sie im Anschluss an die Wettkämpfe unter den Schülern miterlebt hat, erinnere sie sich zudem nicht gerne, so die 14-Jährige, die zuletzt eine Ehrenurkunde – also die höchstmögliche Auszeichnung – erhielt.

Änderungen ab neuem Schuljahr für untere Klassen

Ob Bundesjugendspiele, die bis zur 10. Klasse verpflichtend sind, noch zeitgemäß sind, war in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert worden. Einen ersten Teilerfolg gibt es für die Kritiker des Sportwettbewerbs inzwischen: "Ab dem Schuljahr 2023/24 ist der Wettkampf für Klassenstufen 1 bis 4 in Leichtathletik und Schwimmen nicht mehr zulässig – bisher galt dies nur für die Klassenstufen 1 und 2", heißt es auf Anfrage von BR24 aus dem Bundesfamilienministerium. Statt Wettkampf soll dann also Wettbewerb in den ersten vier Jahrgangsstufen ausgeübt werden. Der Unterschied: Beim Wettbewerb werden zum Beispiel Sportarten präsentiert. Beim Wettkampf hingegen erfolgt eine Wertung, wie eben bei den Bundesjugendspielen.

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