Immer wieder steigt das Thermometer in Bayern auf 30 Grad - oder gar noch höher. Vor allem in den Städten ist die Hitze dann oft schwer erträglich. Seit Januar 2023 gilt eine neue EU-Richtlinie, die besagt: Im öffentlichen Raum soll es in Zukunft mehr Trinkbrunnen geben. Also klares, sauberes Wasser zum Trinken und als Erfrischung.
Solche Trinkbrunnen sind laut dem Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz eine wichtige Maßnahme, um Menschen präventiv vor Hitze zu schützen. Das Gesetz sieht vor, dass das Brunnen-Netzwerk ausgebaut wird, auch in Bayern.
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Flächendeckend Trinkbrunnen
Trinkbrunnen sollen allgemein zugänglich sein und unabhängig von Öffnungszeiten oder Anlässen erreicht werden können. Vor allem an touristischen Plätzen und dort, wo Menschen zusammenkommen, will das bayerische Umweltministerium Trinkbrunnen flächendeckend im Freistaat zur Verfügung stellen.
Wie viele Trinkbrunnen es genau pro Stadt und Fläche geben muss, das ist nicht geregelt. Es besteht auch keine Meldepflicht für Trinkbrunnen. Wie eine Anfrage des BR ergab, liegen dem Umweltministerium deshalb keine Zahlen dazu vor.
Bundesgesetz, aber kommunale Aufgabe
Das Bundesgesetz ist eine grobe Richtlinie. Allerdings ist der Bund nicht für Planung, Umsetzung und Finanzierung der Trinkbrunnen verantwortlich. Das ist Aufgabe der Kommunen und gehört gesetzlich unter anderem zur Daseinsvorsorge der Gemeinden. Die öffentliche Trinkwasserversorgung ist Pflicht der jeweiligen bayerischen Kommune, sofern die Mittel dafür da sind. Denn die Kosten tragen auch die Städte und Gemeinden selbst.
Kostenloses Trinkwasser kostet
Viele Kommunen haben deshalb zwar Ambitionen, aber die finanziellen Mittel fehlen. Um die Zahl von öffentlichen Trinkbrunnen weiter zu steigern, hat das bayerische Umweltministerium 2021 das Sonderförderprogramm "Kommunale Trinkbrunnen" gestartet. Dadurch können pro Gemeinde maximal zwei Brunnen mit bis zu 15.000 Euro gefördert werden. Bislang sind mehr als 120 bayerische Kommunen mit im Förderprogramm. Dazu gehören zum Beispiel Augsburg, Aindling, Freilassing, Fürth, Kastl, Kulmbach, Pinzberg, Rammingen und Thannhausen.
Rund zwei Millionen Euro stehen insgesamt noch bis Ende 2023 für das Sonderförderprogramm bereit. Zukünftige Folgekosten wie Pflege oder Wartung sind dadurch aber nicht abgedeckt. Das Programm bezuschusst ausschließlich die Anschaffung und Installierung von Trinkwasserbrunnen.
Grafik: Orte im bayerischen Sonderförderprogramm für Trinkbrunnen
Positive bayerische Brunnen-Beispiele
Jede Kommune hat freie Hand und plant selbst, wo, wann und wie viele Trinkbrunnen in der Stadt bereitgestellt werden. Die Landeshauptstadt München ist bei der öffentlichen Trinkwasserversorgung schon fast ein Musterbeispiel. Aktuell gibt es 48 Brunnen in der ganzen Stadt verteilt, an denen Menschen ihre Flasche auffüllen können.
Auch Traunstein ist in Sachen Brunnen vorbildlich unterwegs. Bald gibt es dort vier feste Trinkwasserbrunnen. Ihre Installierung kostet rund 25.000 Euro. Einer der drei Brunnen steht schon am Stadtplatz.
Trinkwasserbrunnen-App für Nürnberg
Auch im mittelfränkischen Nürnberg gehören öffentliche Trinkwasserbrunnen bereits zum Stadtbild. Hier gibt es über 13 Brunnen. Damit Suchende schnell den Weg zur nächsten sauberen Wasserstelle finden, gibt es sogar extra eine App. Darin sind alle Trinkbrunnen der Stadt auf einer Karte markiert.
Auch Würzburg und Passau haben erst kürzlich jeweils einen neuen Trinkbrunnen installiert. In Augsburg sprudelt Trinkwasser auch aus öffentlichen Brunnen.
Nicht überall Trinkbrunnen-Paradies
Die Vorgaben vom Bund sind aber generell nicht bindend und verpflichtend genug. Deshalb gibt es in anderen Kommunen gar keinen Trinkbrunnen. Wie zum Beispiel im oberbayerischen Gauting.
Es gäbe Anschlüsse und direkte Wasserstränge von umliegenden Geschäften, aber trotzdem ruhen die Brunnenpläne im Gemeinderat. Die Stadt gab bekannt, dass sie wegen der Kosten keinen Trinkbrunnen bauen könne. Denn die Folgekosten seien zu hoch. Trotz anfänglicher Förderungen sind zukünftige Kosten wie Pflege, Wasserproben oder Wartungen nicht abgedeckt. Auch sei in Gauting kein Trinkbrunnen nötig. Bürgermeisterin Brigitte Kössinger appelliert außerdem an die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger. Es sei auch kein Problem, in Geschäften oder im Rathaus selbst kostenlos Trinkwasser zu erhalten.
Im Audio: Einweihung von kostenlosem Trinkbrunnen in Würzburg
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