Am Main in Würzburg hängen Plakate für die Landtags- und Bezirkstagswahl.
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Am Main in Würzburg hängen Plakate für die Landtags- und Bezirkstagswahl.

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Wie sinnvoll sind Wahlplakate in Zeiten der Digitalisierung?

Wahlplakate hängen an Ortseinfahrten oder an Laternen – und zeigen lächelnde Kandidaten für die Landtagswahl. Doch wie sinnvoll ist diese analoge Werbung in Zeiten der Digitalisierung? Die Einschätzung eines Politikwissenschaftlers.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

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"Zusammenhalten, statt spalten" oder "Wasser und Klima schützen": Solche Slogans stehen in großen Lettern auf den Wahlplakaten, die jetzt überall in Bayern hängen. Sie zeigen auch die lächelnden Gesichter der Kandidatinnen und Kandidaten der verschiedenen Parteien, die bei den Landtags- und Bezirkstagswahlen am 8. Oktober antreten.

Politikwissenschaftler: Nicht jeder Mensch ist online

Doch wie zeitgemäß ist diese analoge Werbung an Laternen oder auf Verkehrsinseln – in Zeiten der Digitalisierung? Könnte man den Wahlkampf nicht komplett ins Internet verlegen? Immerhin könnte man so das Papier oder den Kunststoff für die Werbung sparen, aber auch Kosten für die Produktion und die Zeit derer, die sie aufhängen.

"Das klingt zunächst einmal recht vernünftig. Allerdings ist zu beachten, dass nicht alle Leute einen digitalen Zugang haben, beziehungsweise in den digitalen Medien nach Politik suchen", sagte Hans-Joachim Lauth, Professor für vergleichende Politikwissenschaften an der Universität Würzburg, zu BR24.

Wahlplakate informieren auch, dass die Wahl stattfindet

Vielmehr hätten die Plakate die Funktion, über die bevorstehende Wahl zu informieren. "Die Hauptfunktion ist die Erinnerung an einen gemeinsamen öffentlichen Akt, nämlich die Landtags- und Bezirkstagswahl, und zwar für alle gleichzeitig. Das ist ein wichtiger Effekt", so der Politikwissenschaftler.

Deswegen wäre ein rein digitaler Wahlkampf nicht denkbar. Viele Bürgerinnen und Bürger würden gar nicht mitbekommen, dass der Wahlkampf begonnen hat. Es besteht die Gefahr, dass sie die Wahlen sogar verpassen würden.

Wahlentscheidung wohl eher nicht beeinflusst durch die Plakate

Dass sich die Menschen durch die Plakate beeinflussen lassen – das bezweifelt Lauth: "Ich glaube nicht, dass die Wahlentscheidung selbst stark davon beeinflusst wird, wenn überhaupt." Hier würden die Parteien vielmehr die sozialen Netzwerke nutzen, um Stimmen zu gewinnen und inhaltliche Wahlwerbung zu machen.

"Inzwischen hat Social Media natürlich einen großen Einfluss. Jede Partei ist auf Facebook oder Twitter präsent – und versucht hier, ihr Klientel anzusprechen. Diese Funktion wird in Zukunft wahrscheinlich noch wichtiger werden", so die Einschätzung von Hans-Joachim Lauth.

Diskussionen über Wahlplakate in Unterfranken

In Unterfranken sind Wahlplakate aktuell Grund von Diskussionen. In Würzburg gab es etwa einen Streit zwischen CSU und SPD. Der Vorwurf der Sozialdemokraten: Die CSU soll ihre Plakate zu früh aufgehängt und sich so die besseren Plätze gesichert haben. In Schweinfurt hatten Unbekannte mehrere Plakate der Grünen beschmiert. Die Partei hat daraufhin Anzeige erstattet.

Polizei Unterfranken: Plakate beschmieren ist eine Straftat

Wenn Menschen Plakate beschmieren, bekritzeln oder zerreißen, dann stellt das eine Straftat dar. Darauf weist die unterfränkische Polizei hin. "Die Beschädigung von Wahlplakaten ist keine adäquate Form der politischen Meinungsäußerung – sondern eine Straftat, die konsequent verfolgt wird", so die Polizei.

Die Verantwortlichen rechnen mit Sachbeschädigungen oder der "Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, wenn etwa ein Plakat mit einem Hakenkreuz beschmiert wird". Das zieht Ermittlungen der Kriminalpolizei nach sich.

Dieser Artikel ist erstmals am 30.08.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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