Ein Auto wird vom Abschleppdienst aus einer überfluteten Unterführung  in Nordrhein-Westfalen geborgen.
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Ein Auto wird vom Abschleppdienst aus einer überfluteten Unterführung in Nordrhein-Westfalen geborgen.

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Schäden nach Unwetternacht, auch in Oberfranken und Oberbayern

Golfballgroße Hagelkörner in Oberbayern, überflutete Straßen und umgestürzte Bäume vor allem in Oberfranken. Deutschlandweit gab es nach der Gewitternacht vielerorts Schäden. Der Deutsche Wetterdienst rechnet auch am Freitag mit Unwettern.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Am Donnerstagabend und in der Nacht gingen heftige Gewitter über Deutschland nieder, die in vielen Bundesländern Schäden verursacht haben. In Bayern waren vor allem Oberfranken und Oberbayern betroffen. Einige Bahnstrecken sind noch gesperrt. Der Deutsche Wetterdienst erwartet auch heute Unwetter.

Überschwemmte Bundesstraßen und Blitzeinschlag in Oberfranken

Zahlreiche Schäden in Oberfranken, die Einsatzkräfte rückten insgesamt 106 Mal aus: Ab 21 Uhr am Abend entlud sich die von Südwesten kommende Gewitterfront über den Landkreisen Bayreuth und Kulmbach und zog weiter Richtung Nordosten. Besonders zwischen Bindlach und Bad Berneck im Landkreis Bayreuth brachen Äste ab und stürzten Bäume auf die Straßen. 40 Anwohner von Bad Berneck waren ohne Strom, nachdem ein Stromversorger einen unter Wasser stehenden Stromkasten abschalten musste. Im Landkreis Kulmbach wurde das Einsatzfahrzeug eines Notarztes auf der Straße von einer Wasserwelle erfasst und mehrere Meter weit von der Straße gespült. Der Wagen war fahruntauglich und musste abgeschleppt werden. Wie ein Sprecher der Leitstelle sagte, war der Notarzt auf dem Weg zu einem Verkehrsunfall im Bad Bernecker Ortsteil Blumenau, bei dem ein Auto von herabstürzenden Ästen erfasst wurde und zwei Personen eingeklemmt waren. Fahrer und Beifahrer blieben unverletzt und konnten sich aus eigener Kraft aus dem Wagen befreien. Einsatzkräfte der Feuerwehr bargen das Auto und brachten die Menschen in Sicherheit. Ein weiterer Einsatzwagen der Feuerwehr wurde von einem umstürzenden Baum getroffen und beschädigt.

In Marktschorgast im Landkreis Kulmbach standen Straßen und ein Kuhstall unter Wasser. Alle Tiere konnten in Sicherheit gebracht werden. In Stadtsteinach wurde das Dach eines Wohnhauses teilweise abgedeckt.

In Bad Berneck sorgte der heftige Regen für einen Sturzbach, der vom Steinbruch im Rimlasgrund oberhalb der Stadt kommend die Bundesstraße 303 überschwemmte und mit Geröll blockierte. Das Wasser flutete etliche Keller, darunter den eines Altenpflegeheims. Auch eine Werkstatt lief voll Wasser. Einige geparkte Autos konnten nicht mehr geborgen werden. Im Bad Bernecker Ortsteil Neudorf wurde zeitweise die Bundesstraße 2 überschwemmt.

Auf einem landwirtschaftlichen Anwesen in Rehau im Landkreis Hof brach wegen eines Blitzeinschlags am späten Donnerstagabend Feuer aus, konnte aber schnell von der Feuerwehr gelöscht werden. Verletzt wurde niemand. Den Schaden schätzt die Polizei auf rund 40.000 Euro.

Verkehrsstörungen auf der A9 bei Bayreuth

Auf der A9 sorgte der Starkregen für Verkehrsstörungen. In Eckershof bei Bindlach musste die Staatsstraße zwischen Bindlach und Ramsenthal gesperrt werden, weil die ablaufenden Wassermassen von der A9 die dortige Autobahnunterführung fluteten.

Aus Hollfeld im westlichen Landkreis Bayreuth wurden drei Zentimeter große Hagelkörner gemeldet. Auch im Stadtgebiet von Bayreuth kam es stellenweise zu Hagelschlag. Gegen ein Uhr beruhigte sich die Lage im Raum Bayreuth wieder. Über Personenschäden ist derzeit nichts bekannt.

Oberbayern: Gesperrte Strecken und abgesagte Flüge

In Oberbayern setzte der starke Regen einige Straßen unter Wasser, Sturmböen rissen vereinzelt Bäume um, der Flugverkehr am Münchner Flughafen und der Münchner S-Bahn-Verkehr waren erheblich beeinträchtigt. Mehr als 20 Flüge, die am Abend in München landen sollten, wurden zu anderen Flughäfen im In- und Ausland umgeleitet, etwa nach Stuttgart, Zürich oder Mailand. Es kam zu Flugausfällen und Verspätungen - auch wegen Gewittern an anderen deutschen Flughäfen. 60 Flüge wurden annulliert. Bis zum Mittag soll es zu weiteren Verzögerungen am Flughafen München kommen.

Im Münchner S-Bahn-Verkehr wurden Streckenabschnitte gesperrt. Zwischen Gilching und Herrsching, zwischen Lochhausen und Olching sowie zwischen Gauting und Tutzing verkehrten keine Züge. Im oberbayerischen Valley sind nach Angaben der Polizei golfballgroße Hagelkörner niedergegangen. Von Schäden war den Beamten aber zunächst nichts bekannt.

Bahnstrecke in der Oberpfalz gesperrt

Auch über die Oberpfalz zogen teils schwere Gewitter hinweg. Laut einem Polizeisprecher gab es dort rund 30 unwetterbedingte Einsätze, meist wegen umgestürzter Bäume. Bei Falkenstein im Landkreis Cham krachte ein Auto in einen umgestürzten Baum, der Fahrer wurde leicht verletzt. Wegen Unwetterschäden ist die Bahnstrecke zwischen Schwandorf und Cham zunächst gesperrt. Hier dauern die Reparatur-Arbeiten am Morgen noch an, hieß es seitens der Bahn.

Relativ ruhige Nacht in Mittelfranken

In Mittelfranken verlief die Nacht weitaus ruhiger, wenngleich auch nicht ohne Einsätze der Rettungskräfte. Insgesamt zählt die Integrierte Leitstelle Mittelfranken Süd für die Regionen Schwabach, Roth und Weißenburg-Gunzenhausen rund 30 Einsätze, die meisten davon im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Dabei handelt es sich um klassische Unwettereinsätze wie vollgelaufene Keller oder auf die Straßen gestürzte Bäume. Auf der B2 bei Roth ist ein Autofahrer, wie er der Polizei mitteilte, wegen Aquaplaning von der Straße abgekommen und mit seinem Auto im Gebüsch gelandet. Der 26-Jährige Fahrer wurde leicht verletzt. Für die Region Nürnberg meldet die Leitstelle acht Unwettereinsätze. In der Region Ansbach gab es keine Einsätze.

Stromausfälle in Niederbayern

In Niederbayern haben Gewitter zu rund zwei Dutzend Einsätzen geführt. Verletzt wurde dabei niemand. Verkehrsschilder, Äste und Bäume seien auf Fahrbahnen geflogen, heißt es auf Nachfrage bei der Polizei. Im Kreis Freyung-Grafenau und in Schöllnach im Kreis Deggendorf gab es zwei Stromausfälle. Das Fazit der Polizei: Niederbayern kam glimpflich davon.

Kaum Unwettereinsätze in Unterfranken und Schwaben

In Unterfranken blieb es bis auf kleinere Gewitter ruhig. "Kein einziger Unwettereinsatz", so lautet übereinstimmend die Auskunft der Integrierten Leitstellen der Rettungsdienste und Feuerwehren in Aschaffenburg, Würzburg und Schweinfurt. Das gilt offenbar auch für Schwaben. Eine Nacht ohne besondere Vorkommnisse, heißt es aus den Polizeipräsidien.

Schäden in vielen Bundesländern - gesperrte Bahnstrecken

Im Rest von Deutschland gab es viele Feuerwehr- und Polizeieinsätze, es sind bisher keine Verletzten bekannt geworden. In Duisburg rettete die Feuerwehr nach eigenen Angaben mehrere Menschen aus Fahrzeugen, die auf überschwemmten Straßen feststeckten. Im Kreis Neuwied in Rheinland-Pfalz stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto. Außerdem mussten in Neuwied Personen in einer vollgelaufenen Unterführung aus ihrem Auto gerettet werden.

In vielen Teilen Deutschlands kam es während der Nacht aufgrund von Unwetterschäden zu Verspätungen und Zugausfällen. Für gestrandete Fahrgäste hatte die Deutsche Bahn am Donnerstagabend in mehreren deutschen Städten Züge zum Übernachten zur Verfügung gestellt.

Es seien große Regensummen gefallen, meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD).

Bahnverkehr am Freitag weiter eingeschränkt

Der Zugverkehr in mehreren Teilen Deutschlands bleibt am Freitag infolge der Unwetter weiter beeinträchtigt. Das gelte unter anderem für die Strecke zwischen Hamburg und Berlin, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn am Freitagmorgen. Sämtliche Züge würden derzeit über Stendal umgeleitet, die Bahnreisenden müssten mit zusätzlichen 60 Minuten kalkulieren. Auch die Strecken zwischen Kassel und Göttingen und die zwischen Bebra und Kassel seien gesperrt, ICE- und IC-Züge würden umgeleitet. Auf der Strecke zwischen Siegen und Letmathe in Nordrhein-Westfalen gibt es der Sprecherin zufolge ebenfalls keinen Zugverkehr. Die IC-Verbindungen von Frankfurt (Main) über Siegen nach Münster fielen aus.

Weitere Gewitter mit Starkregen

Für heute kündigt der DWD weitere Gewitter mit Starkregen an - in Bayern soll nur noch der Alpenraum betroffen sein. Für das Wochenende ist für Bayern wieder ruhiges Sommerwetter gemeldet.

Mit Informationen von dpa

Grafik: Bayernkarte - Wetterwarnungen des DWD

Anmerkung der Redaktion: Die Wetterkarte des Deutschen Wetterdienstes war zwischenzeitlich nicht zu erreichen.

Im Audio: Unwetterschäden im Landkreis Bayreuth

Bei schweren Unwettern kam es in Oberfranken unter anderem zu überfluteten Straßen.
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Bei schweren Unwettern kam es in Oberfranken unter anderem zu überfluteten Straßen.

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