Eine Gewitterwolke schwebt am Abend des 19.06.2013 über Melsungen (Hessen). Fo
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Gewitterzellen können eine gewaltige Zerstörungskraft entwickeln.

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Gewitter: Was ist eine Superzelle und wie erkennt man sie?

Oft ist bei Gewittern von sogenannten Superzellen die Rede. Verbunden ist damit in der Regel eine Wetterwarnung. Doch was sind Superzellen überhaupt und was macht sie so gefährlich?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Superzellen sind die räumlich und zeitlich größten und gefährlichsten Gewittergebilde. Sie erreichen einen Durchmesser von 20 bis 50 Kilometern. In höheren Luftschichten sogar von über 200 Kilometern. Meist beträgt ihre Lebenszeit wenige Stunden. In extremen Fällen wüten Superzellen sogar bis zu zwölf Stunden.

Was treibt Superzellen an?

Nicht jedes starke Gewitter ist automatisch eine Superzelle. Weist aber ein Gewitter klar getrennte Auf- und Abwindbereiche auf, kann es sehr intensiv werden. Rotiert der Aufwindbereich der Gewitterzelle, entsteht eine "Meso-Zyklone". Gemeint ist damit ein Tiefdruckgebiet mittlerer Größe, zwischen zwei und 2.000 Kilometern. Diese Meso-Zyklone stellt sozusagen den Motor des Unwetters dar. Hält sie sich länger als eine halbe Stunde, spricht man von einer Superzelle. In Deutschland werden jedes Jahr einige Dutzend solcher Superzellen beobachtet.

Welche Wetterbedingungen braucht eine Superzelle?

Wesentlich für die Entstehung von Superzellen ist hohe Luftfeuchtigkeit. Nur so entwickeln sich an der untersten Schicht der Troposphäre Wolken. Sind die Temperaturunterschiede nach oben hin sehr groß, steigt leichte Luft schneller auf. Die mittransportierte Feuchtigkeit kondensiert, es bilden sich Wolken. Je schneller der Lufttransport in große Höhen erfolgt, desto wahrscheinlicher entstehen Schauer- und Gewitterwolken. Weht zudem der Wind weit oben kräftig, zieht das Gewitter nicht nur schneller weiter, es bleibt auch länger bestehen. Und: Ist der Wind sehr stark, bringt er die Gewitterwolke in Schieflage. Auf- und Abwindbereich werden so getrennt, es kommt zur Rotation, eine Superzelle kann entstehen.

Insgesamt unterscheiden Meteorologen verschiedene Arten von Gewitterzellen: Einzelzellen, Multizellen und eben Superzellen. Das typische Merkmal all dieser ist der Amboss: Die Wolke sieht in etwa blumenkohlförmig aus. Die Ambossform ergibt sich, weil die aufsteigende warme und feuchte Luft irgendwann nicht mehr aufsteigt, sondern sich horizontal ausbreitet. In unseren Breitengraden passiert das meist in einer Höhe von acht bis zwölf Kilometern.

Was macht eine Superzelle so gefährlich?

Fegt eine Superzelle übers Land hinterlässt sie oft verheerende Spuren: Überschwemmungen, verwüstete Felder oder umgestürzte Bäume. Häufig bringen Superzellen Großhagel. Die Hagelkörner kommen auf einen Durchmesser von bis zu fünf Zentimetern. Zudem treten Gewitterfallböen auf, im Extremfall erreichen diese Windgeschwindigkeiten von weit über 200 km/h. Etwa zehn bis 20 Prozent aller Superzellen erzeugen Tornados. Die meisten Tornados der Stufe F3 (oberhalb von 250 km/h) entstehen im Bereich von Superzellen. Nicht selten erreichen diese Tornados sogar über 500 km/h. Entsprechend bedeuten Superzellen eine hohe Gefahr für die Öffentlichkeit und die Luftfahrt.

Warum ist die Vorhersage so schwer?

Eine Prognose, wann und wo ein Gewitter exakt auftreten wird, ist für Meteorologen nicht möglich. Das liegt daran, dass Gewitter in ihrer Entstehung sehr kleinräumige Wetterphänomene sind, die von den Wettermodellen der Expertinnen und Experten nur schlecht "aufgelöst" werden können. Vergleichbar ist das mit einem Fischernetz. Je kleiner die Maschen des Netzes ausfallen, desto kleinere Fische kann man fangen. Das hochauflösende Wettermodell des Deutschen Wetterdienstes DWD (ICON-D2) hat aktuell eine Maschenweite von Knoten zu Knoten von 2,2 Kilometern. Gewitter sind aber vor allem während ihrer Entstehung viel kleiner und haben nur wenige Hundert Meter Durchmesser. Damit werden sie, wenn überhaupt, erst relativ spät erfasst. Was sich hingegen ganz gut vorhersagen lässt, sind die Regionen, in denen Schauer und Gewitter auftreten können und mögliche Begleiterscheinungen wie Starkregen, Böen oder Hagel.

Im Video: Schmidt Max und die bayerischen Gewitter-Jäger

Schmidt Max unterwegs mit den bayerischen Gewitterjägern
Bildrechte: André Goerschel
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Blitz und Donner

Dieser Artikel ist erstmals am 01.07.2022 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut aktualisiert.

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