Ein Gewitter zieht in den Abendstunden mit Blitzen über die Dächer der bayerischen Landeshauptstadt und den bayerischen Landtag.
Bildrechte: Peter Kneffel/dpa

Ein Gewitter zieht in den Abendstunden mit Blitzen über die Dächer der bayerischen Landeshauptstadt und den bayerischen Landtag.

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Warnung vor Gewittern, heftigem Starkregen und Hagel in Bayern

Eine Unwetterfront hält Bayern in Atem. Der Deutsche Wetterdienst warnt vor orkanartigen Böen, extremem Starkregen und Hagel - teils bis in die frühen Freitagmorgenstunden. Aufenthalte im Freien sollten vermieden werden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

In Bayern muss laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) teils noch bis in die frühen Morgenstunden des Freitags hinein mit schweren Gewittern, heftigem Starkregen und Hagel gerechnet werden.

Vielerorts könnten Böen Geschwindigkeiten von bis zu 110 Stundenkilometern erreichen, Niederschlagsmengen zwischen 30 und 40 Litern pro Stunde und Quadratmeter sowie kräftiger Hagel auftreten.

Was der Deutsche Wetterdienst jetzt rät

Der DWD warnt zudem, dass in diesen Regionen Bäume entwurzelt und Dächer beschädigt werden könnten. Insbesondere sollte auf herabstürzende Äste, Dachziegel oder Gegenstände geachtet werden. Überflutungen von Kellern und Straßen sowie örtliche Überschwemmungen an Bächen und kleinen Flüssen seien demnach möglich. Auch Erdrutsche könnten auftreten.

Auch wird dazu geraten Fenster und Türen zu schließen, sowie Gegenstände im Freien zu sichern. Vor allem sollte Abstand zu Bäumen, Gerüsten und Hochspannungsleitungen gehalten und ein Aufenthalt im Freien vermieden werden. Während des Platzregens seien auch kurzzeitig Verkehrsbehinderungen möglich.

Polizei: Bisher vergleichsweise ruhige Lage in Bayern

Im oberbayerischen Valley gingen am Donnerstagabend bereits golfballgroße Hagelkörner nieder. Von Schäden war bei der Polizei aber zunächst nichts bekannt. Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord verzeichnete umgestürzte Bäume und überflutete Straßen. "Keine größeren Sachschäden", hieß es dort dennoch. Auch sei niemand verletzt worden.

Im Münchner S-Bahn-Verkehr kam es laut der Deutschen Bahn witterungsbedingt zu Beeinträchtigungen. Betroffen waren am Abend Streckenabschnitte zwischen Gilching und Herrsching sowie zwischen München-Lochhausen und Olching, wo ein umgestürzter Baum die Strecke blockierte. Zwischen Puchheim und Fürstenfeldbruck verkehren die Züge mit verminderter Geschwindigkeit.

Auch in Franken habe es mehrere Alarme, hieß es von Seiten der Polizei. Ein Baum sei im Landkreis Kulmbach über eine Nebenstraße gekippt. Über Schwaben regnete es, jedoch registrierte die Polizei keine erhöhten Einsatzzahlen aufgrund des Wetters, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd sagte. Beim Polizeipräsidium Schwaben Nord hieß es: "Bei uns war gar nichts. Wir haben keine Unwettereinsätze." Ähnlich war die Lage am Abend in Mittelfranken.

Nordhessen am frühen Abend besonders betroffen

Nicht nur im Freistaat sondern ebenso in weiten Teilen Deutschlands schauen die Menschen aktuell besorgt auf Wetterkarten und Warnmeldungen. Vielerorts war und ist laut Deutschem Wetterdienst (DWD) mit Starkregen, Gewittern, Hagel und Sturm zu rechnen.

Der Zwischenstand am frühen Abend: Vor allem Nordhessen wurde bisher kräftig gebeutelt. Abgedeckte Dächer, umgestürzte Bäume, vollgelaufene Keller - "die Feuerwehr kommt mit ihren Einsätzen nicht hinterher", so ein Einsatzleiter. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hatte am Nachmittag die höchste Unwetterwarnstufe für den Norden Hessens ausgerufen. Am Abend gaben die Behörden dann teilweise Entwarnung.

"Das Unwetter hat Kassel voll getroffen", schrieb die Stadt Kassel im Onlinedienst Twitter und warnte vor einem möglichen weiteren Gewitter. Neben zahlreichen überschwemmten Straßen seien auch Bäume entwurzelt worden, der Nahverkehr in der Stadt wurde vorübergehend eingestellt, lief am Abend aber teils wieder an. In Online-Netzwerken wurden Aufnahmen verbreitet, die heftige Sturmböen und überschwemmte Straßen zeigten.

Die Feuerwehren des nordrhein-westfälischen Landkreises Soest meldeten 75 Einsätze im Zusammenhang mit dem Unwetter. Es seien Straßen überflutet worden und Keller vollgelaufen. Es habe aber zunächst keine Verletzten gegeben.

Die Polizei Ravensburg meldete mehrere Notrufe aus dem Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg. Mehrere kleinere Bäume seien auf die Straße gestürzt, ein umgefallener Strommast habe einen kleineren Flächenbrand verursacht.

Im Frankfurter Vorort Sindlingen stürzten mehrere Bäume auf eine Oberleitung in Bahnhofsnähe. Autos wurden schwer beschädigt. "Die Leute haben ein Riesenglück gehabt", sagte ein Feuerwehrsprecher angesichts der regelrecht platt gedrückten Fahrzeuge in einem Wohngebiet - es blieb bei Sachschaden. Angesichts der Vielzahl der Feuerwehreinsätze war der Notruf überlastet.

Flächendeckend Temperaturen über 30 Grad

Verantwortlich ist das Kaltfront-Tief "Lambert", das sich von Frankreich her nach Deutschland verlagert hat und an seiner Ostseite nochmals sehr warme und feuchte Luft aus dem zentralen Mittelmeerraum lenkt - vor allem nach Bayern.

Die Folge: Mit Ausnahme mancher Tallagen - wie etwa im Frankenwald und im Fichtelgebirge - gab es heute im Freistaat überall Höchstwerte über 30 Grad, in Teilen Ober- und Niederbayerns bis zu 35. Es ist der bisher heißeste Tag dieses Jahres.

Hitze in Niederbayern macht sich in Krankenhäusern bemerkbar

Die hohen Temperaturen der letzten Zeit Tage, die viele beim Baden oder im Biergarten genießen konnten, haben auch ihre "Schattenseiten" - sie machen sich in den Krankenhäusern besonders Niederbayerns bemerkbar. So berichtet Oliver Zorn, Chefarzt am Klinikum Landshut, von vermehrten Fahrradstürzen, Thrombosen und älteren Patienten, die mit Verstopfung zu ihm in die Notaufnahme kämen. Christian Thiel, der leitende Arzt im Notfallzentrum des Klinikum St. Elisabeth in Straubing, teilt mit, dass vor allem Menschen mit Sonnenstich, Hitzeerschöpfung und Flüssigkeitsmangel kämen.

Beide Ärzte raten dazu, viel zu trinken und leichtes Essen zu sich zu nehmen. Das sei insbesondere gut für den Kreislauf. Er selbst, sagt Oliver Zorn, trinke derzeit fünf bis sechs Liter. Und: "Wer Wassertabletten dauerhaft einnimmt, sollte nach Rücksprache mit seinem Hausarzt diese vielleicht an so heißen Tagen pausieren", so der Chefarzt.

Grafik: Bayernkarte - Wetterwarnungen des DWD

Anmerkung der Redaktion: Die Wetterkarte des Deutschen Wetterdienstes war zwischenzeitlich nicht zu erreichen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) informiert über Wetterlagen und gibt auch im Ernstfall amtliche Unwetterwarnungen heraus. Abgestuft werden diese in vier Kategorien:

Stufe 1 (gelb): Gewitter: elektrische Entladung, auch in Verbindung mit Windböen ab 50 km/h.

Stufe 2 (orange): Starkes Gewitter: in Verbindung mit Sturmböen, schweren Sturmböen bis 104 km/h, Starkregen oder Hagel

Stufe 3 (rot): Schwere Gewitter: mit Hagelschlag, heftigem Starkregen oder orkan(artigen) Böen bis 119 km/h, ggf. Tornadogefahr (rot)

Stufe 4 (dunkelrot): Extremes Gewitter: mit Hagelschlag, extrem heftigem Starkregen oder extremen orkan(artigen) Böen ab 120 km/h, ggf. Tornadogefahr.

Lila: Hitzewarnung / Rosa: UV-Warnung / Grün: Keine Warnung / Schraffiert: Vorab-Warnung

Das Wochenende bringt Abkühlung

Im Laufe des Freitags wird die schwül-warme Luft von Westen und Nordwesten her durch deutlich kühlere und im weiteren Verlauf auch trockenere Luft ersetzt. Dann könnte es zu einem Temperatursturz von rund 10 bis 15 Grad kommen, sodass die Höchstwerte morgen nur noch zwischen 18 Grad im Landkreis Hof und 25 Grad an Untermain und am Bodensee liegen.

Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

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