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30 Jahre Bosnienkrieg Ehemalige Feinde begegnen sich

Frühling 1992: In Sarajevo beginnt der Krieg und damit die längste Belagerung einer Stadt im 20. Jahrhundert. Insgesamt 1.425 Tage lang kesselten bosnische Serben die Stadt ein, mehr als 10.000 Menschen wurden in dieser Zeit getötet. Was ist geblieben vom Hass und der Kriegspropaganda? Zwei damals jugendliche Soldaten, die an der Front gegeneinander gekämpft haben, blicken zurück. Beide sind heute Familienväter. Ihre eigenen Kinder würden sie niemals in den Krieg schicken.

Von: Srdjan Govedarica

Stand: 05.08.2022 00:19 Uhr

Kemal und Srdjan: Die beiden ehemaligen Soldaten sind in etwa gleich alt, haben beide Jobs, Familien, Kinder. Im Krieg haben sie aufeinander geschossen – hier treffen sie zum ersten Mal aufeinander
| Bild: BR/Srdjan Govedarica

Kemal Salaka war 1992 minderjährig, meldete sich aber freiwillig und kämpfte bis zum Frühling 1995. Kemal hat inzwischen drei Kinder. Als vor acht Jahren sein Sohn Faruk zur Welt kam, war es in Sarajevo nur möglich, ihn als Bosniaken, Serben oder Kroaten ins Geburtsregister eintragen zu lassen. Mit Hilfe eines Anwalts gelang es Kemal, gegen diese Vorschrift juristisch vorzugehen, so dass sein Sohn das erste Nachkriegsbaby in Sarajevo ist, das als Bürger Bosnien und Herzegowinas ins Geburtenregister eingetragen wurde.

Der ehemalige serbische Soldat heißt Srdjan Kenjic, bei Kriegsausbruch 21 Jahre alt. Auch er hat inzwischen Familie und lebt in dem Stadtteil von Sarajevo, der jetzt zur Republika Srpska, dem serbischen Landesteil, gehört.

ARD-Korrespondent Srdjan Govedarica berichtet über die Begegnung zweier ehemaliger Feinde, heute Bürger der gleichen Stadt, die zum ersten Mal aufeinander treffen.


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