Die B5 Reportage Viel Neues im Osten

Erinnerung an Deutsche Bevölkerung in Tschechien. Foto von Jonas Lüth Zur B5 Reportage "Viel Neues im Osten
Tschechien entdeckt "seine" Deutschen.
| Bild: Jonas Lüth / BR

Sonntag, 27.06.2021
14:35 bis 14:58 Uhr

BR24

Tschechien entdeckt "seine" Deutschen
Von Jonas Lüth

Wiederholung um 22.35 Uhr.
Als Podcast verfügbar

„Sie sind an ihrer Vertreibung selbst schuld!“, meint Jiøí Hráèek, ein junger Kommunist aus Brno (dt.: Brünn), wenn er über die gewaltvolle Aussiedlung der Sudetendeutschen in den Nachkriegsjahren 1945 und 1946 spricht. Die Nazis hatten zuvor das Land zerstört. Die Vertreibung war nach Meinung vieler Tschechen damals eine logische Folge. Die Deutschen weg. Und damit Schluss mit der Diskussion. Bis zum Fall der kommunistischen Diktatur im Jahr 1989 war das auch Staatsräson. Legitimierendes Schweigen prägte die Erinnerung an die Nachkriegsgewalt in der ehemaligen Tschechoslowakei.
Heute, 75 Jahre nach der Vertreibung und 30 Jahre nach der Maueröffnung, steht die einst unversöhnliche Position in der tschechischen Öffentlichkeit Deutschen gegenüber zunehmend in der Kritik. Eine junge Generation versucht lautstark die vergessene deutsche Geschichte des Landes mit all ihren Widersprüchen ins nationale Bewusstsein zurück zu rufen. Filme, Bücher, Theaterstücke, Ausstellungen und Erinnerungsveranstaltungen prägen zunehmend die kulturelle Landschaft des Landes und rühren damit unverheilte Wunden wieder auf. Die Kulturschaffenden versuchen damit nicht weniger als einen Wandel der Erinnerungskultur des Landes. Sie fordern die selbstkritische Anerkennung tschechischer Verbrechen an den Sudetendeutschen und die Einsicht, dass die vertriebene Minderheit ein Teil tschechischer Identität und Kultur ist. Jonas Lüth über das schwierige Bemühen die dunklen Seiten tschechischer Geschichte aufzuarbeiten.

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