PKW-Montage im Audi-Werk Ingolstadt
Bildrechte: picture alliance / SvenSimon

PKW-Montage im Audi-Werk Ingolstadt

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Wirtschaftsstandort Bayern: Firmen nehmen Politik in die Pflicht

Die deutsche Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen - auch bayerische Unternehmen sind gefordert. Viele verlangen in einer Umfrage der Münchner Runde nun großen Einsatz von der Politik, etwa in Sachen Energiekosten. Doch es gibt auch Lob.

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Fachkräftemangel, hohe Energiepreise und die Digitalisierung: Diese drei Problemfelder wurden von beinahe allen Unternehmen genannt, die auf die Anfrage der Münchner Runde geantwortet haben. Mit dem Verweis auf den aktuellen Landtagswahlkampf baten einige Unternehmen aber auch um Verständnis, sich nicht zur bayerischen Wirtschaftspolitik äußern zu wollen.

Aus den eigegangenen Antworten geht hervor, dass Bayern für die Konzerne ein wichtiger Standort sei, an dem sie gerne weiter tätig sein wollen. Der Autobauer Audi spricht bezogen auf seinen Stammsitz in Ingolstadt gar von "der Herzkammer unseres internationalen Erfolgs". Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 betont, mit seinem derzeitigen Neubauprojekt in Unterföhring bei München ein starkes Commitment zum Wirtschaftsstandort Bayern abzugeben. Und die Siemens AG verweist in ihrer Antwort auf die jüngst angekündigte Investition von 500 Millionen Euro am Standort Erlangen.

Herausforderung Energiewende

Insbesondere die befragten Industrieunternehmen sorgen sich jedoch um die hohen Energiepreise. Für den Münchner Flugzeugtriebwerk-Bauer MTU Aero Engines ist das Sicherstellen einer verlässlich verfügbaren und bezahlbaren grünen Energieversorgung deshalb eine vordringliche Aufgabe der Politik. Der Halbleiterhersteller Infineon bezeichnet "die im internationalen Vergleich hohen Energiekosten an unseren Fertigungsstandorten" als ein großes Problem.

Auch die in Bayern traditionsreiche Automobilindustrie ächzt unter den hohen Energiepreisen, sieht aber gleichzeitig auch Bedarf beim schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur für die E-Mobilität. "Der Erfolg der Elektromobilität hängt ganz entscheidend vom Ausbau der Ladeinfrastruktur ab", stellt Audi in seiner Stellungnahme klar. Für die Zukunft sei es wichtig, dass Flächen für Schnellladesäulen zur Verfügung gestellt und Genehmigungsfahren beschleunigt würden, so eine Sprecherin des Ingolstädter Autobauers. Gleichzeitig müsse sich der Anteil der erneuerbaren Energien im Strommix schnell erhöhen, um nationalen Nachhaltigkeitszielen gerecht zu werden.

Der Lkw- und Bus-Fabrikant MAN verweist auf seine Anstrengungen im Bereich der E-Mobilität. Seit 2020 habe der Konzern batterieelektrische Stadtbusse im Angebot, 2024 werde die Serienproduktion eines neuen E-Trucks in München gestartet. Hierfür habe sich die bayerische Staatsregierung stets als wichtiger Partner erwiesen, über den man auch Fördergelder in Höhe von rund 25 Millionen Euro erhalten habe, so ein MAN-Sprecher.

Herausforderung Fachkräftemangel

Der Wettbewerb um gut ausgebildete Fachkräfte wird immer schwieriger für bayerische Unternehmen. Auch das wird übereinstimmend von beinahe allen Firmen berichtet. Wichtig sei hierbei, dass Bayern auch weiterhin für Fachkräfte attraktiv bleibe. Der Rüstungshersteller Hensoldt sieht Bayern hier auf einem guten Weg: "Durch die insgesamt guten Rahmenbedingungen werden Fachkräfte nach Bayern angezogen, was uns bei der Personalgewinnung hilft."

Und auch der Medizintechnik-Hersteller Siemens Healthineers betont in seiner Antwort, dass attraktive Rahmenbedingungen die Grundlage für die Gewinnung von Fachkräften sei: "Nur durch einen attraktiven und zukunftsgerichteten Standort mit digitalen, innovationsoffenen Rahmenbedingungen, wird es globalen Firmen auch langfristig möglich sein, hochqualifizierte Fachkräfte und Experten gewinnen und halten zu können."

Herausforderung Digitalisierung

Bayern versteht sich als Hightech-Standort. Das betonen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) immer wieder. 2020 beschloss die Bayerische Staatsregierung, 100 Professuren für Künstliche Intelligenz im Freistaat zu schaffen; im März 2023 waren 75 von diesen bereits besetzt. Für die Wirtschaft sind solche Initiativen wichtig, wie die Nemetschek AG in ihrer Antwort betont - das Unternehmen bietet Softwareprodukte für Architekten, Ingenieure und Immobilienunternehmen an: "Gerade bei der Digitalisierung und der Einführung und Etablierung neuer Technologien kann die Politik mithilfe von Regularien und Initiativen entscheidende Schwerpunkte setzen – für mehr Effizienz und Nachhaltigkeit in der Baubranche." Denn diese gehöre zu den größten Verursachern von CO2-Emissionen und sei gleichzeitig eins der Schlusslichter bei der Digitalisierung, so ein Firmensprecherin.

Politik verspricht Anstrengungen

Aiwanger betonte in der Münchner Runde im BR Fernsehen, die Probleme der Unternehmen zu kennen. Um den Wirtschaftsstandort Deutschland attraktiv zu halten, müssten Energiepreise und Unternehmenssteuern gesenkt werden. Sollte dies nicht zeitnah passieren, drohe eine Abwanderung der Industrie ins Ausland, mahnte Aiwanger.

  • Aktuelle Nachrichten und Hintergründe zur Landtagswahl 2023 in Bayern

Auch Ludwig Hartmann, Spitzenkandidat der Grünen für die Landtagswahl, plädierte für schnelle Lösungen. Zwar sprach er sich gegen Steuersenkungen aus, betonte aber die Bedeutung von grünem Industriestrom. Hier sei Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bereits dabei, Lösungen zu finden.

Im Video: Die Münchner Runde zum Nachschauen

v.l.n.r. : Ökonomin Prof. Veronika Grimm, Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw, Moderator Christian Nitsche, Dorothea Sick-Thies Miteigentümerin der Sick AG und Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bayerischen Landtag
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Die Münchner Runde vom 26.07.2023

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!