Menschenmenge in einer Großstadt mit Zoom-Effekt.
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In der Wirtschaft läuft es überraschend schlecht. Im ersten Quartal ist das BIP gesunken und Deutschland damit in die Rezession gerutscht.

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Rezession in Deutschland – Was bedeutet das?

In der Wirtschaft läuft es überraschend schlecht. Im ersten Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt gesunken und Deutschland damit in die Rezession gerutscht. "Rezession" hört sich erstmal schlimm an. Doch was bedeutet das wirklich für die Bundesbürger?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Konjunktur in Deutschland hat eine kritische Phase erreicht. Das Statistische Bundesamt hat sich die Daten zum Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal noch einmal genauer angesehen und festgestellt, dass die Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal gesunken ist und zwar um 0,3 Prozent. In einer ersten Schätzung waren die Statistiker noch von einer Stagnation ausgegangen. Bereits im Vorquartal war das BIP um 0,5 Prozent zurückgegangen. Wenn die Wirtschaft zwei Quartale in Folge schrumpft spricht man von einer "technischen" Rezession, die Schlimmeres befürchten lässt. Doch wie steht es wirklich um die deutsche Wirtschaft?

Wenig Licht und viel Schatten in den Prognosen

Die Daten und Analysen scheinen sich zu widersprechen: Der ifo-Geschäftsklimaindex zeigt nach unten. Dagegen ist die Bundesbank zumindest für das laufende zweite Quartal einigermaßen optimistisch. Das GfK-Konsumklima hat sich immerhin verbessert. Das heißt: Die Kauflaune der Verbraucherinnen und Verbraucher war schon schlechter, sie ist aber immer noch nicht gut.

Die hohe Inflation bleibt das beherrschende Thema für die gesamte Wirtschaft. Der Preisanstieg bewegt sich immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Die Energie mag vielleicht nicht mehr der größte Preistreiber sein wie zu Beginn des Ukraine-Kriegs. Dafür werden Nahrungsmittel im Schnitt immer teurer.

Verbraucher halten sich zurück

Die Konsumenten reagieren darauf mit Kaufzurückhaltung und haben bereits viele Anschaffungen zurückgestellt. Einige warten noch auf hohe Nachzahlungen für Strom und Gas. Das alles wirkt sich negativ aus auf die Wirtschaftsleistung. Da sind zum Beispiel die privaten Autokäufe, die auch zurückgegangen sind, weil der Bund seine Förderung für die E-Autos verringert hatte zum Jahreswechsel.

Hohe Unsicherheiten über den Klimaschutz und die damit verbundenen Kosten für Unternehmen, Investoren und Vermieter tragen ebenfalls zu einer Lähmung der deutschen Wirtschaft bei.

Wirtschaftsweise Grimm: Ampelkoalition muss Unsicherheiten verringern

Die Unklarheiten über die Pläne der Berliner Ampelkoalition bei der Förderung von Wärmepumpen und energetischen Sanierungen belasten zusätzlich die Baukonjunktur. Gerade der Wohnungsbau leidet ohnehin schon unter dem schnellen Anstieg der Zinsen, die viele Projekte gefährden. Bislang war die Bauwirtschaft noch mit vielen Aufträgen aus dem Vorjahr ausgestattet. Aber es kommt wenig nach, daher ist es absehbar, dass auf den Bauboom der vergangenen Jahre nun eine Flaute folgt. Alleine dieser Faktor könnte schon ausreichen, um das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr ins Minus zu drücken.

Im Wesentlichen gelte es für die Bundesregierung deshalb nun, Unsicherheiten zu nehmen, so die Ökonomin und Wirtschaftsweise, Veronika Grimm, im BR24-Interview. Es müssten die richtigen Rahmenbedingungen für Investitionen geschaffen werden- besonders im Energiesektor und anderen Zukunftsbranchen.

Möglicher Einbruch am Bau könnte Wachstum 2023 stark gefährden

Auf der Habenseite lassen sich die Lohnsteigerungen verbuchen, die wegen der Inflation höher ausgefallen sind als in normalen Zeiten. Zusammen mit Energieprämien und anderen Sondermaßnahmen hat das die Kaufkraft der Beschäftigten gestärkt und dafür gesorgt, dass der Konsum doch nicht so stark einbrechen dürfte. Auch die Exportwirtschaft ist bislang auf Wachstumskurs geblieben trotz aller außenpolitischen Schwierigkeiten vor allem zwischen den USA und China.

Eigentlich gäbe es nach den schwierigen Corona-Jahren in der gesamten Wirtschaft immer noch einen großen Nachholbedarf an Investitionen und aufgeschobenen Projekten. Wenigstens beim Reisen scheinen die Menschen das jetzt nachzuholen, was sie in letzter Zeit versäumt haben.

Auch an der Börse herrscht inzwischen keine Rekordlaune mehr

Der Spielraum für große Ausgaben bleibt aber begrenzt durch die anhaltende Inflation. Und die Europäische Zentralbank hat diese Woche zum 25. Jahr ihres Bestehens bekräftigt, dass sie wegen der hohen Preise die Zinsen weiter anheben will. Ähnlich äußerte sich zuvor bereits die US-Notenbank Fed.

An der Börse hatte man dagegen auf ein baldiges Ende der Zinserhöhungen spekuliert. Das Beispiel zeigt, dass auch für Anleger die Zeiten wieder schwieriger werden.

Im Video: Rezession in Deutschland

Menschen in einer Fußgängerzone
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Deutschland steckt in der Rezession - die Wirtschaft schwächelt. Die Verbraucher sparen wegen der noch immer hohen Inflation.

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