Vor einem düsteren Himmel ist ein Richtungspfeil auf dem das Wort Rezession geschrieben steht
Bildrechte: picture alliance / CHROMORANGE | Udo Herrmann

Symbolbild Rezession

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

GfK: Verbraucherstimmung erstmals wieder rückläufig

Nach acht Anstiegen in Folge hat die Verbraucherstimmung in Deutschland im Juni erstmals wieder einen leichten Rückschlag erlitten. Das geht aus der aktuellen Konsumklima-Studie des Nürnberger Marktforschungsunternehmens GfK hervor.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Die Stimmung sei von einer zunehmenden Verunsicherung geprägt, heißt es in dem monatlichen GfK-Bericht. Die Marktforscher stellten zwar eine leichte Zunahme der Anschaffungsneigung fest – Konjunktur- und Einkommenserwartungen müssen dagegen Einbußen hinnehmen.

  • Zu Artikel: Zinserhöhung der EZB: Was das für Sparen und Bauzinsen bedeutet

Verunsicherung sorgt für Sparsamkeit

Als Hauptursache für den Rückgang beim Konsumklima machen die GfK-Experten den erneuten Anstieg bei der Sparneigung aus: "Nach wie vor hohe Inflationsraten von derzeit etwa sechs Prozent knabbern spürbar an der Kaufkraft der Haushalte und verhindern, dass der private Konsum seinen positiven Beitrag leisten kann", bilanziert der GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl.

Einkommenserwartungen sinken

Folglich gehen in diesem Monat auch die Einkommenserwartungen der Konsumenten nach zuvor acht Anstiegen in Folge etwas zurück. Denn die privaten Haushalte gehen davon aus, dass sie in diesem Jahr angesichts anhaltend hoher Inflationsraten reale Einkommenseinbußen hinnehmen müssen, die voraussichtlich durch tarifliche Lohn- und Gehaltssteigerungen nicht vollständig kompensiert werden können.

Konsumflaute schwächt wirtschaftliche Entwicklung

Somit werde der private Konsum in diesem Jahr keinen positiven Beitrag zur konjunkturellen Entwicklung in Deutschland leisten können und niedriger sein als im Vorjahr 2022, prognostizieren die Marktforscher. Ein Lichtblick könne aber immerhin der sich bereits in den letzten Monaten andeutende Trend sein, dass die Inflationsraten weiter zurückgehen. Zwar würden die Kaufkraftverluste dennoch bestehen bleiben, aber weniger gravierend als ursprünglich befürchtet.

Stagnation bei größeren Anschaffungen

Im Gegensatz zu den Einkommensaussichten bleibt die Anschaffungsneigung im Großen und Ganzen stabil, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau. Der Indikator legt zwar im Vergleich zum Vormonat etwas zu, liegt aber weit unter den Werten während der beiden pandemiebedingten Lockdown-Phasen im Frühjahr 2020 sowie Ende 2020/Anfang 2021. GfK-Experte Rolf Bürkl spricht daher eher von einer "Stagnation" bei der Anschaffungsneigung. Denn nach wie vor ist die Konsumneigung sehr schwach.

Verunsicherte Konsumenten

Die Verunsicherung der Verbraucher und daraus resultierende Kaufzurückhaltung werde aktuell von zwei Seiten getrieben: durch anhaltend hohe Inflationsraten sowie die Diskussionen um das nun auf den Weg gebrachte Heizungsgesetz. "Wenn die Haushalte zum Beispiel für Lebensmittel deutlich mehr ausgeben müssen, stehen entsprechend weniger finanzielle Mittel für andere Anschaffungen zur Verfügung", erklärt Bürkl. Hinzu komme, dass vor allem Immobilienbesitzer im Rahmen des neuen Heizungsgesetzes befürchten, dass durch notwendige energetische Sanierungsmaßnahmen erhebliche zusätzliche finanzielle Belastungen auf sie zukommen. Dies dürfte ebenfalls Anschaffungen an anderer Stelle bremsen.

Trübe Konjunkturaussichten

Auch der Konjunkturoptimismus der Deutschen habe sich weiter deutlich abgeschwächt. Nach den leichten Verlusten im Vormonat sind die Rückgänge in diesem Monat deutlich höher. Auch dies spiegele die Verunsicherung der Verbraucher im Hinblick auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung wider, urteilt der GfK-Monatsbericht.

Stabiler Arbeitsmarkt aber komplizierte Zinspolitik

Auf der einen Seite sei die anhaltend stabile Beschäftigungslage eine wichtige Stütze, auf der anderen Seite sorge aber die restriktive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) für Konjunktursorgen. Die Normalisierung des Zinsniveaus sei auch vor dem Hintergrund der hohen Inflation wünschenswert und notwendig. Allerdings bestehe auch die Gefahr, dass mit einer zu starken Leitzinserhöhung in einem sehr kurzen Zeitraum die Investitionsneigung der Wirtschaft zu stark geschwächt werde und Deutschland in eine Rezession abrutschen könnte. Die GfK-Forscher sehen die EZB deswegen auf einer Gratwanderung: Die Zentralbank müsse auf der einen Seite die Inflation auf das gewünschte Niveau von etwa zwei Prozent zurückführen und gleichzeitig eine zu starke Schwächung der Wirtschaft verhindern.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!