Der Gebärdensprach-Avatar Livian zeigt, wie künftig Texte in digitalen Anwendungen und Webseiten in Gebärdensprache übersetzt werden.
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Der Gebärdensprach-Avatar Livian zeigt, wie künftig Texte in digitalen Anwendungen und Webseiten in Gebärdensprache übersetzt werden.

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Barrierefreiheit: Bayern setzt auf KI-Gebärdensprachdolmetscher

Der "Kommunale Gebärden-Avatar" soll Behörden helfen, auch digital barrierefrei mit Gehörlosen zu kommunizieren und langfristig auf KI-Basis übersetzen zu können. München, Fürth, Bamberg, Regensburg und weitere Kommunen beteiligen sich daran.

Über dieses Thema berichtet: Sehen statt Hören am .

Für viele Gehörlose in Deutschland ist es keine Selbstverständlichkeit, deutsche Grammatik, Satzbau und Wortschatz ganz intuitiv zu beherrschen. Für sie ist die deutsche Schriftsprache oft eine Fremdsprache, die nicht jeder gleich gut beherrscht. Denn ihre Muttersprache ist zumeist die Deutsche Gebärdensprache mit ihren ganz eigenen Regeln.

Digitalisierung führt zu Verschriftlichung

Auch geschriebene Texte müssen deswegen häufig in Gebärdensprache übersetzt werden, gerade bei behördlichen Angelegenheiten. Das leidlich umgesetzte Onlinezugangsgesetz (OZG) führt nun einmal dazu, dass viele Behördendienstleistungen vor allem digital angeboten werden. Um diese digitalen Barrieren abzubauen, beteiligen sich mehrere bayerische Kommunen am Pilotprojekt "Kommunaler Gebärdensprach-Avatar (KGA)".

Im Video: Livian - ein Gebärdensprach-Avatar der nächsten Generation

Der kommunale Gebärdensprach-Avatar

Der Landkreis München, auch Bamberg, Fürth, Regensburg, der Bezirk Schwaben sowie rund 40 weitere Städte, Kreise, Gemeinden und Bezirke aus ganz Deutschland sind bereits Partner des Projekts. Rund zwei Millionen Euro und drei Jahre Entwicklungszeit sind zuvor in die Umsetzung dieses Gebärdensprach-Avatars geflossen (Projektname: AVASAG), gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

In der aktuellen "Beteiligungsprojekt"-Phase soll der Avatar die oft sehr ähnlichen Website-Inhalte von Kommunen per Art Baukastensystem übersetzen und damit barrierefrei zugänglich machen. Dazu wird der Gebärdensprach-Avatar auf Portalen wie stadt.muenchen.de oder stadt.bamberg.de eingebunden – bislang ist davon allerdings nicht viel zu sehen.

Langfristig soll KI trainiert werden

Der positive Nebeneffekt daran: Langfristig wird mit den Daten, die beim Auf- und Ausbau dieses Baukastens generiert werden, eine KI trainiert. Die soll den Avatar perspektivisch selbstständig Texte in Gebärdensprache übersetzen lassen und damit noch flexibler einsetzbar machen. Das ist dringend notwendig, denn ab 2025 müssen digitale Produkte und Dienstleistungen, die europaweit angeboten werden, barrierefrei sein – so will es das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz.

Noch ist der Avatar kein Chatbot

Was der Gebärdensprach-Avatar indes noch nicht beherrscht: Er ist kein Chatbot, der live und direkt auf Text- oder Spracheingaben reagieren kann und er erkennt auch selbst noch keine Gebärden. Echte Gebärdensprachdolmetscher werden sich also nicht um ihren Berufsstand sorgen müssen.

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