ChatGPT in der Staatsverwaltung?
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ChatGPT in der Staatsverwaltung?

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Bayern prüft Einsatz von KI in der Staatsverwaltung

KI-Sprachmodelle wie ChatGPT verändern die Welt. Nun will das bayerische Digitalministerium prüfen, ob Sprachmodelle die öffentliche Verwaltung schneller und effizienter machen können. Auch Schleswig-Holstein hat erste Schritte angekündigt.

Das Bayerische Staatsministerium für Digitales prüft, ob KI-Sprachmodelle wie ChatGPT die bayerische Verwaltung verstärken können. Ein "Einsatz von KI-Systemen in der Staatsverwaltung ist grundsätzlich denkbar", bestätigte ein Sprecher auf Anfrage von BR24. "Wir prüfen hier aktuell verschiedene Einsatzmöglichkeiten."

Was könnte KI in der Verwaltung tun?

Sprachmodelle wie GPT-4, das wie ChatGPT vom amerikanischen Startup OpenAI stammt, sind seit dem vergangenen Jahr in aller Munde. Denn die künstliche Intelligenz kann vieles, was bisher nur Menschen konnten: Gedichte schreiben, Texte korrigieren und Arbeitspapiere analysieren zum Beispiel. Experten erwarten deshalb große Veränderungen in den kommenden Jahren - einer Studie von Goldman Sachs zufolge könnte jede vierte Arbeitsaufgabe automatisiert werden.

In der öffentlichen Verwaltung sind die Möglichkeiten besonders groß: Hier könnte KI etwa Prozesse automatisieren, große Mengen an Material sichten und einfache Texte formulieren – und das alles in nur wenigen Sekunden. Auch könnten digitale Chatbots Behördengänge leichter machen. Da im öffentlichen Dienst händeringend Fachkräfte gesucht werden, würde digitale Unterstützung an der richtigen Stelle wohl wertvolle Dienste leisten.

Welche Aufgaben Bayern für die KI im Sinn hat, ist noch nicht bekannt. Dem BR sagte ein Sprecher: "Hochgradig automatisierte KI-Systeme wie ChatGPT haben das Potential, unser Leben in vielen Bereichen grundlegend umzugestalten, positiv wie negativ. Es kommt deshalb darauf an, diese neuen Technologien so einzusetzen, dass sie das Leben der Menschen verbessern." Es sei wichtig, technologische Innovation mit Grundrechtsschutz zu kombinieren.

Schleswig-Holstein als digitaler Vorreiter?

Ein anderes Bundesland ist vielleicht schon weiter: Bereits in der vergangenen Woche hatte der Digitalminister von Schleswig-Holstein Dirk Schrödter (CDU) angekündigt, KI-Modelle wie ChatGPT in die öffentlichen Verwaltung bringen zu wollen. "Der Einsatz von Sprachmodellen wie ChatGPT wird Verwaltungsprozesse revolutionieren", sagte Schrödter. "Die Zukunft der Verwaltung ist automatisiert, algorithmisiert, cloudifiziert und datenbasiert.“

Im Gespräch mit dem Magazin heise online zeigte sich Schrödter zuversichtlich: ChatGPT könne im Alltag zur Recherche und zum Erzeugen von Dokumenten verwendet werden. Ganze Reden solle es nicht schreiben, sondern sich in bestehende Arbeitsprozesse integrieren. "Es bleibt dabei, dass die von Systemen wie ChatGPT generierten Inhalte wie jede andere externe Quelle durch die Fachleute der Landesverwaltung überprüft werden müssen, bevor diese in die weitere Arbeit der Landesverwaltung einfließen können."

Was steht im Weg?

Genau wie Schleswig-Holstein dürfte auch Bayern jedoch nicht im Handumdrehen auf ChatGPT als Arbeitswerkzeug umsteigen. Zwar zeigen KI-Modelle gerade rasante Fortschritte, doch für den Einsatz im Alltag müssen auch rechtliche Fragen geklärt sein - und davon ist man noch weit entfernt.

Aktuell prüfen die Datenschutzbeauftragten der Bundesländer, ob ChatGPT möglicherweise gegen die Datenschutzgrundverordnung verstößt. Gut möglich, dass erst Klarheit herrscht, wenn die Europäische Union den großen AI Act fertiggestellt hat, der die Nutzung von künstlicher Intelligenz europaweit regulieren soll. Bis dahin könnte aber schon die nächste Welle an KI-Tools vorhanden sein - und ChatGPT ein alter Hut.

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