Würzburg von oben
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Die Stadt Würzburg hat ihren ersten offiziellen Mietspiegel.

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Würzburgs erster Mietspiegel: Orientierung für 50.000 Menschen

In Würzburg wohnen 60,7 Prozent der Menschen zur Miete, etwa 50.000 Würzburgerinnen und Würzburger, darunter auch viele Studierende. Jetzt hat die Stadt ihren ersten offiziellen Mietspiegel, an dem sich die Menschen orientieren können.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Wie teuer ist meine Wohnung? Liegt der Preis im Durchschnitt oder ist er zu hoch? Bei diesen Fragen soll in Würzburg ab sofort ein sogenannter Mietspiegel helfen. Den ersten offiziellen Mietspiegel hat die Stadt Würzburg jetzt veröffentlicht. Menschen können dort ihre Daten eingeben, zum Beispiel das Baujahr der Wohnanlage, ob sie saniert wurde, ob es einen Aufzug gibt – und bekommen dann einen Wert genannt.

Mietspiegel Würzburg: 9,40 Euro kalt pro Quadratmeter

Der Mietspiegel besagt zum Beispiel, dass die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter in der Mainfranken-Metropole 9,40 Euro beträgt – ein Mittelwert. In Würzburg wohnen 60,7 Prozent der Menschen zur Miete: Die Orientierung an einem Mietspiegel betrifft also gut 50.000 Würzburgerinnen und Würzburger. Darunter sind auch viele Studierende.

Viele Menschen befragt, Daten ausgewertet

Der Berechnung zugrunde liegen Daten von 1.257 Bürgerinnen und Bürgern, die zu ihrer Miet-Situation befragt wurden. Ein ganzes Jahr dauerte die wissenschaftliche Datenerhebung und Auswertung. Beauftragt wurde damit das Institut für empirische Marktanalysen (EMA).

Arbeitskreis aus Haubesitzern und Vermietern beteiligt

Ein Arbeitskreis aus 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat die Erstellung des Würzburger Mietspiegels begleitet. Darunter waren der Haus- und Grundbesitzerverein Würzburg, der Mieterverein Würzburg, das St.-Bruno-Werk, das Bürgerspital und das Immobilienunternehmen Stadtbau Würzburg, das zur Stadt Würzburg gehört. Sie alle haben den Mietspiegel offiziell anerkannt.

Existenz eines Mietspiegels kein Grund für Preistreiberei

Die Befürchtung, dass Mieten aufgrund eines qualifizierten Mietspiegels steigen, habe Oliver Trinkaus, der den Mietspiegel in Würzburg federführend beim EMA-Institut in Regensburg erstellt hat, noch nicht erlebt. Vielmehr sorge der Mietspiegel für mehr Transparenz auf dem Wohnungsmarkt. "Der Mieter kann nachgucken, ob die Miete, die er bezahlt, den gesetzlichen Rahmenbedingungen entspricht. Und er kann feststellen, ob bei Mieterhöhungen, die verlangt werden, die Kriterien im Mietspiegel auftauchen", erklärt Trinkaus.

Höhe der individuellen Miete über Faktoren der Wohnung abzuleiten

Um als Mieter oder Mieterin einen exakten Vergleichswert zu erhalten, gibt es weitere Kriterien: die Wohnfläche, das Baujahr und sogenannte Wohnwertmerkmale. Letzteres bedeutet etwa, ob und wann die Mietwohnung saniert wurde, ob eine Gartenmitbenutzung im Mietvertrag eingeschlossen ist, in welchem Stadtteil sich die Wohnung befindet oder ob die Wohnung im Souterrain liegt. Das sind Merkmale, die den Mietpreis nach oben oder nach unten beeinflussen können.

Mieter können Erklärung für Mieterhöhung fordern

Menschen, die zur Miete wohnen, müssten Miet-Erhöhungsforderungen grundsätzlich nicht zustimmen. Mit dem wohnungspolitischen Instrument des Mietspiegels hätten die Menschen jetzt obendrein die Möglichkeit, eine Begründung für die Erhöhung vom Vermieter zu verlangen. Viele andere Städte haben bereits einen qualifizierten Mietspiegel, so etwa Regensburg, wo die ortsübliche Vergleichsmiete bei knapp zehn Euro liegt.

Aschaffenburg und Schweinfurt haben schon länger Mietspiegel

Die Stadt Aschaffenburg hat bereits seit 1995 einen qualifizierten Mietspiegel. Aktuell ist die fünfte Version davon gültig. Laut der Pressestelle der Stadt wurde er letztmalig im Jahr 2021 aktualisiert und gilt noch bis Anfang Dezember 2023. Ein neuer Mietspiegel für 2024 ist bereits beauftragt. Es sei davon auszugehen, dass dieser etwa Mitte 2024 zur Verfügung steht. Der Mietspiegel der Stadt Schweinfurt wurde zuletzt zum 1. Februar neu aufgelegt, hieß es aus dem dortigen Rathaus.

Mietspiegel in Städten ab 50.000 Menschen bald verpflichtend

Ab dem 1. Januar 2024 ist ein qualifizierten Mietspiegel für Städte mit 50.000 oder mehr Einwohnerinnen und Einwohnern gesetzlich vorgeschrieben. Dieser muss dann alle zwei Jahre aktualisiert und alle vier Jahre neu erhoben und ausgewertet werden.

Neben Würzburg, Aschaffenburg und Schweinfurt gibt es qualifizierte Mietspiegel in Bayern bereits in Augsburg, Hof, München, Neu-Ulm, Nürnberg, Regensburg und Schwabach.

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