Knapper Wohnraum in Würzburg: Verschärft Airbnb die Situation?
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Knapper Wohnraum in Würzburg: Verschärft Airbnb die Situation?

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Knapper Wohnraum in Würzburg: Verschärft Airbnb die Situation?

Wohnraum in Würzburg ist knapp. Wenn private Wohnungen auf Buchungsplattformen wie Airbnb an Touristen vermietet werden, geht Wohnraum verloren, in dem etwa Studenten unterkommen könnten. Wann muss eine Stadt einschreiten, um Wohnraum zu schützen?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Im Würzburger Frauenland steht Michaels Einfamilienhaus. Seinen Namen hat die Redaktion auf seinen Wunsch geändert. Das Besondere an dem Haus: Es gibt zwei Eingangstüren. Die eine führt in die Wohnräume von Michael und seiner Frau. Die andere führt in eine Einliegerwohnung. Die Wohnung ist hell, hat zwei Zimmer und ist 35 Quadratmeter groß. Küche, Schlafzimmer und Bad sind voll ausgestattet. Bis vor zwei Jahren haben hier Studenten gewohnt. Jetzt vermietet der 59-Jährige die Wohnung über die Buchungsplattform Airbnb an Touristen.

Vermietung über Airbnb ist lukrativer

Die Vermietung über Airbnb hat einen großen Vorteil: "Es ist auf alle Fälle lukrativer", sagt Michael. Von Studenten habe er für die Miete etwa 350 Euro im Monat bekommen. Jetzt verdiene er das Doppelte. Die Nachfrage ist hoch. In zwei von drei Nächten ist die Wohnung belegt. 45 Euro kostet die Übernachtung für eine Person, 60 Euro für zwei. Michael ist nicht der Einzige in Würzburg, der seine Wohnung über Airbnb vermietet. Gibt man "Würzburg" in die Suchleiste der Plattform ein, erscheinen rund 220 Inserate. Viele davon in der Innenstadt.

💡 Bürgerrecherche: Wem gehört die Stadt?

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107 Wohnungen in Würzburg zweckentfremdet

Wird Wohnraum mehr als acht Wochen im Jahr an Touristen vermietet, gilt das als Zweckentfremdung. Um Wohnraum zu schützen, hat der Freistaat Bayern das Gesetz über das Verbot von Zweckentfremdung von Wohnraum erlassen. Je nachdem wie groß die Wohnungsnot ist, legt jede Stadt selbst fest, ob sie Gebrauch von dem Gesetz macht. Um zu entscheiden, ob für Würzburg eine entsprechende Satzung nötig ist, hat die Stadt letztes Jahr eine Studie in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Nur 107 Wohnungen in Würzburg werden durch die Vermietung an Touristen zweckentfremdet. Das entspricht 0,14 Prozent des gesamten Wohnraums. "Aktuell wäre es nicht angemessen, hier entsprechend einzuschreiten, weil man damit auch stark in das Eigentumsrecht eingreifen würde", sagt Claudia Kaspar, Leiterin der Stadtplanung in Würzburg.

Ferienwohnungen müssen genehmigt werden

Trotzdem kann die Stadt gegen die illegale Nutzung von Wohnraum vorgehen. Denn: Wohnungen ohne Genehmigung an Touristen zu vermieten, zähle nach der Bayerischen Bauordnung als Ordnungswidrigkeit, sagt Antonia Derek, Leiterin der Bauaufsicht: "Liegt keine Genehmigung vor, können wir die Nutzung als Ferienwohnung untersagen." Vermieter müssten außerdem mit einem Bußgeld von bis zu 500.000 Euro rechnen.

Michael macht sich darüber keine Sorgen. Er will selbst entscheiden, wie er seine Wohnung nutzt. "Das Haus gehört mir und was ich mit meinem Eigentum mache, da habe ich auch ein Recht, das so zu verwenden wie ich möchte." Die Stadt will weiter beobachten, wie sich Plattformen wie Airbnb auf den Wohnungsmarkt in Würzburg auswirken. In München, Nürnberg und seit kurzem auch in Erlangen gelten bereits Satzungen zur Zweckentfremdung, um die Wohnungsnot zu mildern.

💡 Was ist Zweckentfremdung von Wohnraum?

Wohnraum wird dann zweckentfremdet, wenn er nicht zum Wohnen, sondern anderweitig genutzt wird. Nach bayerischem Gesetz ist das der Fall, wenn Wohnraum für gewerbliche Zwecke genutzt oder beseitigt wird, mehr als drei Monate im Jahr leer steht oder so verändert wird, dass er zum Wohnen nicht mehr geeignet ist. Im Fall von Airbnb spricht man von einer Zweckentfremdung, wenn Wohnraum mehr als acht Wochen im Jahr an Touristen vermietet wird. Je nach Wohnungsnot können Gemeinden eine Satzung erlassen, um die Zweckentfremdung von Wohnraum zu verbieten. In Würzburg gibt es bisher keine Satzung.

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