Beate Leopold (Weinbauring Franken), Dr. Matthias Mend (LWG), Artur Steinmann (Fränkischer Weinbauverband), Anna-Lena Zehnter (Weinprinzessin Sommerach) und Ralf Schwarz (Bezirk Unterfranken) waren zur Erntebilanz in Sommerach.
Bildrechte: Fränkischer Weinbauverband/Michael Bock

Nach gut drei Wochen Weinlese haben die Verantwortlichen jetzt Bilanz gezogen.

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Viel Sonne, viel Regen: Winzer zufrieden mit Wein-Jahrgang

Es gab viel Regen, aber auch genügend Sonne: Alles in allem gute Bedingungen für den Weinbau. In der Bilanz für 2023 zeigten sich Winzerinnen und Winzer zufrieden, trotz der Herausforderungen durch den Klimawandel.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Überall in den fränkischen Weinbergen waren in den letzten Wochen fleißige Helferinnen und Helfer im Einsatz – bei der diesjährigen Weinlese. Mit Scheren haben sie die reifen Trauben einzeln abgeschnitten. Mit dem Traktor ging es dann ins Weingut.

Nach gut drei Wochen Weinlese: Bilanz gezogen

Vor drei Wochen ist die Weinlese in Franken offiziell gestartet, jetzt ist es Zeit für die Bilanz. In Sommerach im Landkreis Kitzingen haben die Verantwortlichen die aktuellen Zahlen bekannt gegeben. Dabei waren der Fränkische Weinbauverband, der Weinbauring Franken, die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau aus Veitshöchheim bei Würzburg und der Bezirk Unterfranken.

Erntemenge beim Frankenwein mehr als letztes Jahr

Die Erntemenge beim Frankenwein liegt heuer im langjährigen Durchschnitt. Experten gehen von einer Weinernte in Höhe von durchschnittlich 78 Hektoliter pro Hektar aus, also insgesamt rund 468.404 Hektoliter in ganz Franken. Das ist etwas mehr als im vergangenen Jahr. ​Weinbaupräsident Artur Steinmann rechnet mit rund 50 Millionen Flaschen Wein.

Weinbau-Betriebe, Expertinnen und Experten sind generell zufrieden mit dem aktuellen Jahrgang.

Weinjahr 2023: Viel Hitze, aber auch viel Regen

Eine Herausforderung war zum Beispiel das Wetter: viel Sonne, aber auch viel Regen. Auf einen eher milden Winter und ein kühles Frühjahr ist ein heißer Sommer gefolgt – mit Tagen, an denen es um die 40 Grad hatte. Die Weinberge waren im Trockenstress. Junge Rebanlagen haben Bewässerung gebraucht, ältere konnten sich durch ihre tieferen Wurzeln gegen die Trockenheit behaupten. Nach der Trockenperiode ist viel Regen gefolgt. Die kühlen Nächte vor Lesebeginn haben allerdings dafür gesorgt, dass sich Aromen gut ausprägen konnten.

Säuregehalt im Wein etwas höher

"Der Wein dieses Jahr ist charaktervoll, hat eine schöne Säure und eine schöne Aromenausprägung", sagte Beate Leopold im Gespräch mit BR24. Sie ist Geschäftsführerin des Vereins Weinbauring Franken e.V., der die Betriebe fachlich betreut und finanziell unterstützt. Außerdem sei heuer die Zuckereinlagerung nicht so hoch gewesen, weshalb die Frankenweine des Jahrgangs 2023 leichter sind. Der Säuregehalt der Weine sei im Durchschnitt etwas höher, als in den Vorjahren.

Etwa drei Wochen Weinlese in Franken

Die Hauptlese in diesem Jahr war in Franken zwischen dem 13. und 27. September. Die Lese sei zügig vorangegangen, da waren sich alle Beteiligten einig. Etwa drei Wochen habe die Weinlese heuer gedauert. Der Großteil der insgesamt etwa 3.400 Winzerinnen und Winzer in Franken hat diese inzwischen abgeschlossen. In diesem Jahr haben die Betriebe insgesamt auf einer Fläche von etwa 6.000 Hektar Frankenwein angebaut und gelesen. Das durchschnittliche Mostgewicht in diesem Jahr beträgt 86 Grad Oechsle. Das ist ein Grad höher als 2022.

Weinbaupräsident: Trauben gut gewachsen

Auch Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbands, zeigte sich mit Blick auf den aktuellen Weinjahrgang optimistisch. Die Trauben seien unter sehr guten Voraussetzungen gewachsen. "Die kühlen Nächte haben dazu beigetragen, dass die Fruchtausprägung besser geworden ist. Die Säuren sind erhalten geblieben – das gibt Frische und Lebendigkeit", so Steinmann im Gespräch mit BR24.

Nach Problemen: 2022 und 23 wieder gute Jahrgänge

Im Vergleich sei der Jahrgang 2020 durch Spätfröste geprägt gewesen, viele Betriebe in Franken hatten Einbußen. Im Jahr 2021 hat der Schadpilz "Falscher Mehltau" Probleme gemacht. 2022 und 2023 seien nun wieder gute Jahrgänge gewesen. Franken ist das größte Weinbaugebiet in Bayern. Die meisten Weinberge sind in Unterfranken, einige aber auch in Mittelfranken.

Klimawandel als Herausforderung für Weinbau

Mit Blick in die Zukunft dürfte vor allem der Klimawandel eine enorme Herausforderung für Winzerinnen und Winzer werden. Unterfranken gilt jetzt schon als eine der trockensten Regionen in Bayern. Und starke Trockenheit macht auch den Weinstöcken zu schaffen. Der für Franken typische Silvaner komme aber als Rebsorte in der Regel gut mit dem Klimawandel zurecht, sagte Weinbaupräsident Artur Steinmann. Der Bacchus hingegen hat bekanntlich Probleme mit Sonnenbrand.

Ohne Bewässerung geht es nicht mehr im Weinbau

Klar ist: In Hitzeperioden benötigen gerade junge Rebanlagen eher Bewässerung, weil ihre Wurzeln noch nicht tief genug sind. Und gerade im trockenen Unterfranken ist Wasser eine knappe Ressource. Steinmann hatte schon bei der Bilanz-Pressekonferenz vor einem Jahr betont, dass es in den Weinbergen ohne Wasser künftig nicht mehr gehen werde. Das habe der Sommer 2022 mehr als deutlich gemacht.

Weinmarkt angespannt, Trend zu alkoholfreiem Wein

Generell sei der Weinmarkt weltweit aktuell eher angespannt, wissen die Verantwortlichen bei der Weinlese-Bilanz in Sommerach. Der Konsum ist zurückgegangen, die Menschen trinken weniger Wein.

Der fränkische Wein könne sich in den Markt generell aber gut einbringen, sagte Ralf Schwarz, der neue Weinfachberater des Bezirks Unterfranken. Auch ein Trend, an den sich Winzerinnen und Winzer in Zukunft womöglich anpassen müssen: Alkoholfreier Wein und Sekt sind immer gefragter.

Im Video: Start der Weinlese 2023

Sonne strahlt über den Weinbergen
Bildrechte: BR
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Offizieller Start der Weinlese in Franken: Aussichten und Sorgen

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