Zwei Aufkleber "Warnung vor heißer Oberfläche" auf einem Modell einer Wärmepumpe.
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Zwei Aufkleber "Warnung vor heißer Oberfläche" auf einem Modell einer Wärmepumpe.

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Wärmepumpen im Test: So schneiden deutsche Modelle ab

Sie sollte zentral fürs klimafreundliche Heizen in Deutschland werden: Die Wärmepumpe ist seit Monaten in der Diskussion. Stiftung Warentest hat jetzt einige Geräte auf Herz und Nieren geprüft. So fällt das Urteil aus.

Über dieses Thema berichtet: Der BR Schlager Morgen am .

Wärmepumpen gelten als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Öl- und Gasheizungen und sind in vielen Teilen der Welt, insbesondere in Skandinavien, bereits weit verbreitet. In Deutschland jedoch gibt es immer wieder Zweifel an ihrer Effizienz und Leistungsfähigkeit.

Vor allem in der Diskussion um das umstrittene Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als "Heizungsgesetz", stand die Wärmepumpe als nachhaltige Lösung für die Zukunft des Heizens im Fokus. Die Stiftung Warentest hat nun einige Wärmepumpen genauer unter die Lupe genommen, um deren Qualität und Leistungsfähigkeit zu überprüfen.

So war der Wärmepumpen-Test aufgebaut

Luft-Wasser-Wärmepumpen zu bewerten, ist natürlich etwas anderes, als einen Spargelschäler zu testen. Deshalb war der Testaufbau auch weit aufwändiger. Montage und Inbetriebnahme wurden von zwei Experten beurteilt und trugen am Ende zu einem Viertel des Gesamturteils bei. Die verschiedenen Modelle wurden anschließend in der Kältekammer auf Herz und Nieren geprüft.

"Da haben wir verschiedene Temperaturen eingestellt, die man aus dem deutschen Durchschnittswinter kennt", erklärt Daniel Kastner von Stiftung Warentest, "das reichte von plus zwölf bis minus 15 Grad und die Pumpen sollten dann das Heizungswasser auf bis zu 55 Grad erwärmen."

Dämmung gibt den Ausschlag

Ziel war es, ein knapp 140 Quadratmeter großes Einfamilienhaus auf mindestens 20 Grad zu erwärmen – bei unterschiedlichen Außentemperaturen und mit möglichst wenig Stromverbrauch. Allen Wärmepumpen gelang das besonders gut, wenn das Haus gut gedämmt war.

Auch für über 200 Quadratmeter Wohnfläche, ausgestattet mit Radiatoren-Heizung, war es dann kein Problem, die Zielmarke von 20 Grad Raumtemperatur zu erreichen. Bei einem sehr schlecht gedämmten Haus wird demgegenüber schon die Hälfte zum Problem.

Sechs Wärmpumpen im Test: Vier davon sind "gut"

Luft-Wasser-Wärmepumpen sind Heizsysteme, die Wärme aus der Umgebungsluft zur Beheizung von Gebäuden nutzen. In der Bewertung der Stiftung Warentest lief dabei die Wärmepumpe von Viessmann (Vitocal 250 A AWO-E-AC 250.A10) am effizientesten: Gesamturteil "gut" mit der Note 2,1.

Knapp dahinter, mit der Gesamtnote 2,3, landete die Wärmepumpe von Wolf (CHA-10/400), mit Sitz im niederbayerischen Mainburg. Auf Platz drei kam die Wärmepumpe von Stiebel Eltron (WPL-A 07 HK 230 Premium) und der Gesamtnote von 2,4. Die Vaillant Arotherm plus-Wärmepumpe (VWL 105/6 A S2) belegte mit dem Gesamturteil 2,5 schließlich den vierten Rang.

Die japanische Konkurrenz ist zwar billiger, aber nicht so effizient, und Daikin (2,6) sowie Mitsubishi (2,9) erhielten von Stiftung Warentest auch nur ein befriedigendes Urteil.

Nicht alle Wärmepumpen waren verfügbar

Überraschend ist, dass gerade Bosch, einer der führenden deutschen Wärmepumpen-Hersteller, beim Test nicht vertreten war. Die neuen Modelle der Compress-Reihe gelten in Sachen "hohe Vorlauftemperatur" und "leiser Betrieb" als wegweisend.

Die Autoren von Stiftung Warentest räumen auch ein, dass nicht alle gewünschten Geräte während des Testzeitraums, im Sommer 2023, verfügbar waren.

Besser: Kältemittel Propan

Ein weiterer wichtiger Faktor, der bei der Prüfung der Wärmepumpen berücksichtigt wurde: die Art der verwendeten Kältemittel. Diese Kältemittel zirkulieren natürlich, im Normalfall, immer im Gerät. Wenn sie austreten, haben sie allerdings einen erheblichen Einfluss auf die Umweltauswirkungen einer Wärmepumpe.

Drei der getesteten deutschen Wärmepumpen, nämlich von Viessmann, Wolf und Vaillant, laufen bereits mit dem umweltfreundlicheren Propan. Stiebel-Eltron setzt auf ein eigenes Kältemittel, welches jedoch nicht an den Wirkungsgrad von Propan heranreicht. "Die anderen Anbieter haben Kältemittel genommen, die teilweise die mehrmals hundertfache Treibhauswirkung haben. Also da es geht rauf bis zu 675-fach", sagt Daniel Kastner.

Der Bruttolistenpreis von Wärmepumpen kann täuschen

Bis auf das Modell von Mitsubishi liegen alle Modelle – preislich – im fünfstelligen Bereich. Allerdings haben die Hersteller jeweils nur den Bruttolistenpreis angegeben. Der tatsächliche Endpreis, nach Einbau und Inbetriebnahme, kann für die Verbraucher stark variieren, schließlich übernimmt in der Regel ein beauftragtes Unternehmen die Beschaffung, Montage und Installation. Das kann zu erheblichen Preisunterschieden führen. Ein scheinbar teureres Modell könnte am Ende tatsächlich kostengünstiger sein als ein billigeres Gerät aus dem Test.

Auch der Grad der Effizienz kann über die Zeit gerechnet viel Geld sparen. Die Stiftung Warentest hat für den Testsieger Viessmann einen Stromverbrauch von knapp 5.000 Kilowattstunden errechnet. Schlusslicht Mitsubishi verbraucht für 140 Quadratmeter rund 1.500 kWh mehr. Das macht bei einem Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde einen Unterschied von mehr als 600 Euro im Jahr.

Schwierig: Lärm unter Laborbedingungen

Die Geräuschentwicklung ist bei Wärmepumpen ein zunehmend wichtiges Thema. Daher wurde auch getestet, wie laut oder leise die jeweiligen Wärmepumpen im normalen Betrieb laufen. Die getesteten Geräte wurden durchweg als gut beziehungsweise befriedigend bewertet.

Allerdings, das räumt Warentest-Autor Kastner ein, sei es schwierig, den Lärm unter Laborbedingungen angemessen zu bewerten: "Wie sich die Pumpe dann wirklich draußen im Garten anhört, das hängt von so vielen Faktoren ab: Wo Sie die genau hinstellen, wie sie ausgerichtet ist, ob da eine Wand irgendwo im Weg steht oder ein Baum. Ob der Schall gebrochen oder zurückgeworfen wird."

Es gibt zwar für die meisten Geräte einen "Silent Modus", der für weniger Geräusche sorgt, aber oft zugleich die Effizienz der Wärmepumpen verringert.

Dieser Artikel ist erstmals am 28. September auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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