Weinlese mit einem Traubenvollernter in Unterfranken.
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Weinlese mit einem Traubenvollernter in Unterfranken.

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Offizieller Start der Weinlese in Franken: Aussichten und Sorgen

Der Startschuss ist gefallen: Im unterfränkischen Rödelsee hat offiziell die Weinlese begonnen. Frühere Rebsorten werden in Franken seit August gelesen und die Trauben zu Federweißer verarbeitet. Insgesamt scheinen die Aussichten heuer gut zu sein.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Silvaner, Bacchus, Müller-Thurgau: Franken ist vor allem für seine Weißweine bekannt. Fast die ganze Weinanbaufläche Bayerns liegt in Franken – und im Spätsommer wird geerntet. Trauben für Federweißer werden schon seit Ende August gelesen. Im unterfränkischen Rödelsee ist jetzt auch ganz offiziell die Weinlese eröffnet worden – auch ohne Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der den Termin wegen einer Landtagsdebatte zu seinem Vize Hubert Aiwanger (Freie Wähler) kurzfristig abgesagt hat.

Weinbauverband: Gute Aussichten für Wein-Jahrgang

"Wir erwarten eine durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Erntemenge, aber eine hervorragende Qualität mit gesunden, saftigen rebsortentypischen Weinen", sagte Horst Kolesch, Vizepräsident des Fränkischen Weinbauverbands. Auf die Wettereinflüsse hätten die Winzerinnen und Winzer heuer gut reagieren können. Die gefürchteten Spätfröste blieben aus, auf den heißesten Juli seit Wetteraufzeichnung folgte zum Monatsende und bis in den August hinein Regen. Jetzt hängen an den Rebstöcken gesunde, gut entwickelte Trauben.

Die Voraussetzungen für die Weinlese 2023 könnten nicht besser sein. Die tatsächliche Qualität des aktuellen Jahrgangs werde sich aber erst im Laufe der Weinlese herausstellen. Dann will der Weinbauverband eine entsprechende Erntebilanz veröffentlichen. Die Weinlese in Franken dauert je nach Wetter voraussichtlich noch den ganzen September. Im mittelfränkischen Ipsheim ist die Lese früher Weißweinsorten wie dem Bacchus schon fast abgeschlossen, heißt es vom Weinbauverein auf Anfrage von BR24 und weiter: "Bei uns hat es im Vergleich zur Mainschleife fast das Doppelte geregnet. Normalerweise sind die Winzer dort schneller, dieses Jahr dafür wir", so Bernd Hofmann vom Weinbauverein Ipsheim.

Bayerns Landwirtschaftsministerin kritisiert Bund

Der Weinbau stünde in Zeiten des Klimawandels vor besonderen Herausforderungen, hieß es vor Ort in Rödelsee von Horst Kolesch und von Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). Hier sei die Bundespolitik gefragt, die nötigen Gelder bereitzustellen, damit der Weinbau für die Folgen des Klimawandels gerüstet werden könne. Der Bund arbeitet aktuell an gesetzlichen Rahmenbedingungen für Fördergeldanträge. Ministerin Kaniber kritisierte hierbei zeitliche Verzüge. Die Umsetzung sei viel zu bürokratisch, komme viel zu spät – mit der Folge, dass nun Fördergelder der EU nicht mehr beantragt werden könnten. Außerdem sei mit Bayern und den anderen Ländern nichts abgestimmt gewesen, so Kaniber.

Dem widerspricht das Bundeslandwirtschaftsministerium. Ein Sprecher teilt mit, die Länder seien "bei der Umsetzung der gemeinsamen Agrarpolitik sowohl im Vorfeld der nationalen Umsetzung über die Agrarminister*innenkonferenz, die einstimmige Beschlüsse fasst, als auch im Rahmen der Gesetzgebung in Form von Länderanhörungen und über den Bundesrat umfassend eingebunden und nehmen maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung." Das gelte selbstverständlich auch für die Umsetzung der Regelungen im Sektor Wein, so das Bundesministerium.

Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber kündigte am Donnerstag in Rödelsee an, dass der Freistaat die Umsetzung jetzt allein bewerkstelligen wolle. "Wir werden (....) unsere Winzerschaft auf keinen Fall allein lassen."

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Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (li.) und Weinprinzessin Anna Deppich schneiden die ersten Trauben vom Rebstock.

Weinkonsum in Deutschland verändert sich

Sorgen bereitet den Winzerinnen und Winzern der Weinkonsum: Laut EU-Kommission haben die Verbraucher in diesem Jahr in Deutschland 22 Prozent weniger Wein getrunken. Auch die Weingüter und Genossenschaften in Franken spüren das: Weniger Kunden in den Vinotheken, weniger Absatz im Supermarkt und eher mal der Griff zum günstigeren Wein.

Erfolgreich ist Franken inzwischen mit alkoholfreiem Secco und Wein. Da tue sich momentan viel in Franken, sagt Cornelius Lauter, geschäftsführender Vorstand der Winzergemeinschaft Franken GWF. "Wir besetzen damit neue Marktnischen und erreichen eine neue, junge Zielgruppe, die bewusst auf Alkohol verzichten will – ein immer stärker wachsender Markt, der auch für die GWF immer mehr an Bedeutung gewinnt."

Der Weinbau ist in Franken ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Laut Weinbauverband liegt der Großteil des bayerischen Anbaugebiets in Franken: etwa 6.300 Hektar Rebfläche von insgesamt etwa 6.400 Hektar. In drei fränkischen Winzergenossenschaften sind etwa 2.900 Winzerfamilien organisiert. Typisch für Frankenwein sind der Bocksbeutel und die Rebsorte Silvaner.

Im Video: Start der Weinlese in Franken

Sonne strahlt über den Weinbergen
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Offizieller Start der Weinlese in Franken: Aussichten und Sorgen

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