Das ist Bayerns größte zusammenhängende Photovoltaikanlage. Sie ist fast so groß wie 180 Fußballfelder.
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Bayerns größte zusammenhängende Photovoltaikanlage ist fast so groß wie 180 Fußballfelder.

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Riesiger Solarpark im Landkreis Haßberge geht in Betrieb

Bayerns größte zusammenhängende Photovoltaikanlage in der Gemeinde Bundorf im unterfränkischen Landkreis Haßberge wird offiziell eingeweiht. Der 125-Megawatt-Solarpark ist fast so groß wie 180 Fußballfelder. Ergänzt durch "Dein Argument".

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

230.000 Solar-Module, die Strom für 40.000 Haushalte erzeugen sollen – in der Gemeinde Bundorf im Landkreis Haßberge geht am Donnerstag Bayerns größter Bürger-Solarpark offiziell in Betrieb. Nach gut einem Jahr sind die Bauarbeiten dort fast abgeschlossen.

Solarpark so groß wie 180 Fußballfelder

Die Sonne meint es gut mit Bundorf. Davon sind die Einheimischen fest überzeugt. Und so stieß die Idee, hier Bayerns größte zusammenhängende Photovoltaikanlage zu bauen, auf vergleichsweise wenig Gegenwehr. Fast 180 Fußballfelder oder 125 Hektar umfasst die Fläche. Vom Dorf aus sieht man davon nichts. Denn der Solarpark liegt hinter einer Kuppe und in einer Senke versteckt.

Mehr Einnahmen als mit Ackerbau

Die Gemeinde hat ein Konzept für das Großprojekt gefunden, von dem alle profitieren: Die Besitzer müssen zwar auf einen Teil der Pachteinnahmen verzichten. Doch die Landwirte, deren Flächen nun zum Großteil von Solarmodulen überdacht sind, kommen mit den geminderten Pachterträgen immer noch auf mehr Einnahmen als mit Ackerbau. Und die Pachteinnahmen, auf die die Besitzer verzichten, werden in der Gemeinde Bundorf investiert, wie Bürgermeister Hubert Endres erklärt: "Und dadurch hat es überhaupt keine Probleme gegeben mit Bürgerbegehren oder sonst was."

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In der Gemeinde Bundorf sind Blühwiesen für Insekten und Weideflächen für Schafe im Solarpark geplant.

Rund um das Thema Sonnenstrom und Artenschutz wird viel geforscht. Etwa im Projekt EULE, an dem die Universität Weihenstephan beteiligt ist, und das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wird. Demnach kommen besonders gute, ertragreiche Äcker nicht als PV-Standorte in Frage – wegen der Nahrungskonkurrenz.

Auf schlechten, wenig ertragreichen Äckern sind Photovoltaikanlagen nach EULE-Standards ein echter Gewinn. Zum einen, weil Dünger und Pestizide wegfallen. Zum anderen, weil sich mit Blühwiesen, die nur ein- oder zweimal im Jahr gemäht werden, Humus aufbauen kann, der CO2 speichert. 💬

Aber auch die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde haben etwas davon. Sie hatten das Vorkaufsrecht, wenn sie genossenschaftliche Anteile erwerben wollten, kommen aber in jedem Fall in den Genuss der neuen Ladeinfrastruktur für E-Autos. Auch die PV-Anlagen für öffentliche Gebäude in allen Ortsteilen - egal ob Rathaus, Dorfgemeinschaftshaus oder Kindergarten - entlasten künftig den Haushalt der Gesamtgemeinde und damit alle.

Sonnenstrom auch für Nahwärmenetz

Als besonderen Erfolg betrachtet Bürgermeister Endres die Tatsache, dass der Betreiber des Solarparks für den Hauptort ein Nahwärmenetz bereitzustellen hat. Das hatte die Gemeinde zur Bedingung für die Genehmigung gemacht. Der Sonnenstrom wird künftig in Bundorf eine Großwärmepumpe sowie einen Elektrokessel speisen.

75.000 Liter Wasser sollen so in einem Pufferspeicher auf 80 Grad Celsius erhitzt werden und über Rohrleitungen die angeschlossenen Haushalte mit Wärme versorgen. Zusätzlich kann in den kalten Wintermonaten eine Hackschnitzelheizung zugeschaltet werden. Die Rohrleitungen für das Nahwärmenetz im Hauptort liegen bereits in der Erde. Straßenbauer sind gerade dabei, die letzte Asphaltschicht aufzutragen.

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Besonders einfach ist der Anschluss an das Nahwärmenetz wenn ein Haus neu gebaut wird. Im Neubaugebiet vom Bundorf hat die Gemeinde im ersten Bauabschnitt freigestellt, ob die Häuser an den neuen Solarpark angeschlossen werden. Im zweiten Bauabschnitt wurde der Anschluss verpflichtend. Auch nachträglich gibt es noch für bereits bestehende Häuser die Chance, sich ans Nahwärmenetz anschließen zu lassen. 💬

Audio: Bayerns größte zusammenhängende Photovoltaikanlage geht in Betrieb

Bundorf aus der Vogelperspektive
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Bayerns größte zusammenhängende Photovoltaikanlage geht offiziell in Betrieb. Vom Ort aus ist die Anlage nicht zu sehen.

Nahwärme für stabile Heizkosten

René Bamberger, ortsansässiger Unternehmer, gehört zu den ersten 27 Nahwärmekunden. Als Gemeinderat hatte er gehofft, dass sich mehr Haushalte beteiligen würden. Aber viele seien halt daran gewöhnt, ihre Wärme im eigenen Haus zu erzeugen, entweder mit Holz oder mit Öl. An den Gedanken, die Verantwortung für die Wärmeerzeugung aus der Hand zu geben, müsse man sich wohl erst gewöhnen. Privat ließ Bamberger, neben Werkstatt und Wohnhaus, auch ein künftiges Mietshaus anschließen. So eine Chance müsse man nutzen, meint er.

"Die Ölheizung ist einfach ein nicht mehr tragbares, unkalkulierbares Risiko, weil wir nicht wissen, was der Ölpreis macht, was der CO₂-Preis macht. Wir haben einfach mit der Nahwärme für zehn Jahre die Sicherheit, dass auch unsere Heizkosten so bleiben", sagt Bamberger. Er ist überzeugt davon, dass mancher Bundorfer es bereuen wird, sich nicht gleich für das Nahwärmenetz entschieden zu haben.

Solarpark produziert bereits Strom

Auch wenn Bürgermeister Endres immer noch staunt, wie groß der Solarpark jetzt im fertigen Zustand wirklich ist, so hält er doch den Gemeinderatsbeschluss nach wie vor für richtig und zukunftsweisend: "Wir müssen ja was tun für die Zukunft, für die erneuerbaren Energien. Und das andere, was dazukommt mit dem Nahwärmenetz, mit den E-Ladesäulen, mit der Photovoltaik, das ist für uns absolut wichtig. Und für die Gemeinde Bundorf, die ja sonst kein Gewerbe, sonst gar nichts hat, ist das wirklich ein Sechser im Lotto!"

Noch ist die Heizzentrale neben dem Feuerwehrhaus nicht fertig, soll aber schon im Winter laufen. Samt Großwärmepumpe und Hackschnitzelheizung. Ein ambitionierter Zeitplan, der unter anderem durch den Naturschutz ins Rutschen kam. Denn auf dem Bauplatz wird eine seltene Schmetterlingsart vermutet, der Ameisenbläuling. Jetzt entsteht das Heizgebäude einen Steinwurf vom ursprünglichen Standort entfernt. Mit etwas Glück noch rechtzeitig vor Wintereinbruch. Am Strom wird es jedenfalls nicht scheitern. Das Solarkraftwerk soll ab Oktober produzieren.

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