Schüler in Baiersdorf führen durch die Demokratie-Ausstellung
Bildrechte: BR/Michael Reiner

Demokratie im Alltag: Schülerinnen und Schüler der Mittelschule in Baiersdorf haben sich intensiv mit dem Thema beschäftigt.

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Schüler in Franken: "Dann werden wir halt alle abgeschoben"

Seit den Recherchen von "Correctiv" ist das Thema auch in Schulen präsent: Rechtsextreme Kreise und Politiker der AfD sprechen über massenhafte Abschiebungen. Das macht vielen jungen Menschen Angst. Wie damit umgehen? Ein Beispiel aus Baiersdorf.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8b sitzen an diesem Abend in der Aula der Mittelschule in Baiersdorf in Mittelfranken. Sie haben sich den ganzen Tag mit dem Thema Demokratie und Rechtsextremismus auseinandergesetzt. Dabei ging es auch um den Plan von rechtsextreme Kreisen und der AfD, Ausländer massenweise abzuschieben, erzählt der 15-jährige Erik. Das Recherche-Netzwerk "Correctiv" hatte den Plan enthüllt. Seine Klasse besuchen fast nur Schülerinnen und Schüler mit ausländischen Wurzeln, ihn eingeschlossen, erzählt Erik. "Wir wären in der Klasse, wenn wir alle abgeschoben werden würden, nur noch drei bis vier Leute."

Erik macht das Angst. "Das ist beunruhigend. Wenn die AfD an die Macht käme, werden wir halt alle abgeschoben", sagt er. In der gesamten Oberstufe der Mittelschule Baiersdorf wären dann nur noch 20 bis 30 Jugendliche da. Derzeit sind es mehr als 60. Insgesamt werden mehr als 250 Schülerinnen und Schüler in der Baiersdorfer Mittelschule unterrichtet.

Die Achtklässler führen durch die Ausstellung

Erik steht in einem Nebenraum der Aula. Dort ist die Wanderausstellung "Demokratie stärken, Rechtsextremismus bekämpfen" der Friedrich-Ebert-Stiftung Brandenburg aufgebaut. Auf beleuchteten Plakatsäulen geht es beispielsweise um Jugendliche und Rechtsextremismus und es wird die Frage gestellt, wie Demokratie im Alltag funktioniert. Die Achtklässler werden zu Guides ausgebildet. Sie sollen als Expertinnen und Experten in den kommenden Tagen Gleichaltrigen aus anderen Schulen die Ausstellung erklären.

Warnung vor Gefahren in den sozialen Medien

Ein Thema auf den Stellwänden sind die verschiedenen Social-Media-Kanäle, die von rechtsextremen Gruppen gezielt genutzt werden. Zum Beispiel TikTok. Die 14-jährige Zeynep erzählt von einem sogenannten Abschiebekalender, der ihr dort vor kurzem vorgespielt wurde. "Die zeigen da die besten Abschiebe-Flugzeuge, wie sie Flüchtlinge oder generell Migranten abschieben wollen", sagt sie.

Auch Schülersprecherin Reka spürt in letzter Zeit eine Verrohung in den sozialen Netzwerken. Sie ist 16 Jahre alt und besucht die zehnte Klasse. "Der Hass wird immer mehr. Vor allem auf Social Media bemerke ich immer mehr Kommentare, die für die AfD sprechen und gegen Ausländer sind."

All das lässt die jungen Menschen nicht kalt. Viele in der Schule seien beunruhigt darüber, dass jetzt öffentlich und laut über massenhafte Abschiebung debattiert werde, sagt die Schülersprecherin. "Ich bin selber keine Deutsche und ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Und ich würde sehr gerne hierbleiben. Ich mag die Menschen hier. Und ich finde, diesen Hass sollte man nicht haben."

Lehrkräfte beziehen Stellung

Als Lehrerin müsse sie eigentlich neutral bleiben, sagt die Klassenleiterin Inger Holndonner. Doch nachdem die Recherche von "Correctiv" zu den sogenannten Remigrations-Plänen bekannt wurde, geht es für sie um mehr. "In so einem Fall, wo es um Grundrechtsbruch geht, also um die Würde des Menschen, die angegriffen wird, da kann man nicht neutral sein. Da muss man ganz klar sagen: Hier wird unsere Verfassung angegriffen, unsere Demokratie ist in Gefahr." Eine Haltung, die beispielsweise auch der Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverband mit einem Manifest unterstützt.

Jugendliche fühlen sich gestärkt

Den ganzen Tag hat sich die Klasse 8b mit den Themen der Ausstellung beschäftigt. Angeleitet wurden sie dabei von der Nürnberger Rechtsextremismus-Expertin Birgit Mair. Es war anstrengend, erzählt Hannah, aber auch interessant: "Das muss ich erst alles mal sacken lassen. Es war auf jeden Fall sehr lehrreich." Ihr Fazit: Die Schülerinnen und Schüler der 8b können nun gut durch die Ausstellung führen. Und: Wenn es um die Verteidigung der Demokratie geht, können sie jetzt besser mitreden.

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