Seit dem Jahreswechsel sind in vielen Restaurants die Gerichte teurer geworden.
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Seit dem Jahreswechsel sind in vielen Restaurants die Gerichte teurer geworden (Symbolbild).

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Mehrwertsteuer-Erhöhung in der Gastro: Sind Gäste weggeblieben?

Mit dem Jahreswechsel ist die Mehrwertsteuer in der Gastronomie unter Protest wieder auf 19 Prozent gesetzt worden. Viele Gastwirte erhöhten die Preise, um keine Verluste einzufahren. Blieben jetzt die Gäste aus?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Seit gut einem Monat liegt die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wieder bei 19 Prozent. Nach so einer kurzen Zeit sei es schwierig, eine Bilanz zu ziehen, sagt Thomas Förster, der 1. Vizepräsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga. Zudem sei der Januar immer ein "ruhigerer" Monat in Restaurants. Von direkt spürbaren Auswirkungen in der Branche habe er bisher noch nicht gehört.

Großteil der Wirte hat Preise erhöht

Allerdings, so berichtet er, hätten inzwischen rund 80 Prozent der Wirtinnen und Wirte in Bayern die Steuer direkt über die Preise an die Kunden weitergeben. Das hat laut Förster eine Umfrage durch Dehoga Bayern ergeben. "10 bis 15 Prozent planen die Weitergabe auf die Preise in den nächsten drei bis sechs Monaten – was auch völlig richtig ist."

Die Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie war während der Pandemie Mitte 2020 auf den ermäßigten Satz von sieben Prozent gesenkt worden. Mit dem Jahreswechsel lief die befristete Regelung aus. Dass der Steuersatz wieder auf 19 Prozent steigen würde, besorgte im Vorfeld nicht nur die Gastronomie: Im Dezember lehnten 69 Prozent der Befragten in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov die Anhebung ab. Ein Großteil befürchtete Preissteigerungen und Restaurantschließungen. Man wolle künftig seltener essen gehen, auf günstigere Restaurants ausweichen, billigere Gerichte bestellen oder auch beim Trinkgeld sparen, ergab die Befragung.

Im Video: In der Gastronomie sind wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig

Ein Kellner trägt einen Teller mit Essen durch einen leeren Gastraum
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Ein Kellner trägt einen Teller mit Essen durch einen leeren Gastraum

Kostenentwicklung sei "exorbitant schlimm"

Im Restaurant von Dehoga-Vize Thomas Förster, dem Restaurant "Bratwurst Röslein" in Nürnberg, habe man allerdings bisher keinen Kundenrückgang bemerkt. Es gebe hier schon immer einige Gerichte, die man günstiger anbiete, so will man als Restaurant auch für große Familien oder Geringverdiener attraktiv bleiben.

Dennoch, so Förster, sei die Entwicklung der Kosten in den letzten Jahren "exorbitant schlimm" für Gastronomen. So seien die Einkaufspreise für die Restaurants gestiegen, aber auch die Energiekosten. "Wenn der Gastronom die 12-prozentige Steigerung nicht auf die Preise umlegt, dann fehlt das natürlich am Jahresende im Geldbeutel des Unternehmers."

Auf dem Land: Viele Restaurants sind mittags zu

Und auch im ländlichen Raum machen die Mehrkosten und die Mehrwertsteuererhöhung weiter Sorgen: Christian Unbehauen, der Kreisvorsitzende der Dehoga in der Kreisstelle Ansbach, betreibt das Hotel und Restaurant Burg Colmberg. Auch er sagt, für eine Bilanz sei es noch viel zu früh, erst in einigen Monaten würden sich die Folgen zeigen. Seit einiger Zeit beobachte er aber auf dem Land gerade mittags einen deutlichen Rückgang: Viele Restaurants blieben mittags geschlossen, erst abends, wenn die Hotelgäste da seien, gebe es dann warme Küche.

Dieses Problem hängt aber nicht nur mit der Kostensteigerung durch die Mehrwertsteuererhöhung zusammen. Hier spielen auch andere Faktoren wie Personalnot, Mindestlohn und CO₂-Steuer eine Rolle.

In der Stadt: Höhere Mieten führen zu höheren Preisen

Dass letztendlich gerade auf dem Land einige Gastronomen aufgeben müssen, das befürchtet Dehoga-Vize Förster. Und gerade dort seien die Landgasthöfe oftmals die einzigen Begegnungsstätten und Orte für soziale Kontakte.

In der Stadt habe man natürlich höhere Mieten und Pachten, man könne aber auch etwas höhere Preise für die Gerichte verlangen. Auf dem Land sei es schwieriger, für das Schnitzel fünf Euro mehr zu verlangen, so Förster.

Konsumenten reagieren unterschiedlich

"Man merkt es, aber wir gehen trotzdem noch essen", erzählt eine Passantin in der Nürnberger Innenstadt, angesprochen auf die erhöhten Preise auf der Speisekarte. "Es ist sehr teuer geworden und ich finde es auch falsch, dass die Mehrwertsteuer angehoben worden ist, eben gerade nach der Corona-Pandemie", sagt ihre Begleitung. Doch nicht jeder kann oder mag sich den Restaurantbesuch noch leisten: "Wir gehen jetzt weniger essen", erzählt ein Ehepaar. "Wir sind beide Rentner, es ist nicht so, dass man sich das jeden Monat einmal leisten könne."

Auch im schwäbischen Augsburg sind sich viele der Befragten einig: Die Preise auf den Speisekarten sind definitiv höher als früher, der Restaurantbesuch sei daher seltener geworden. "Man kann sich das heutzutage kaum noch leisten, ins Restaurant zu gehen - vor allem mit einer großen Familie", erzählt eine Frau. Sie überlege es sich zweimal, ob sie mit ihren Enkelkindern essen gehe.

Dieser Artikel ist erstmals am 31. Januar 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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