Feierliche Wiedereröffnung der Dokumentation Obersalzberg
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Feierliche Wiedereröffnung der Dokumentation Obersalzberg

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Naziverbrechen im Bergidyll: Dokumentation Obersalzberg eröffnet

Mit viel Prominenz ist die Dokumentation Obersalzberg wiedereröffnet worden. Eine Ausstellung an Hitlers damaligem zweitem Regierungssitz widmet sich dem dort geplanten Überfall auf Polen, zeigt aber auch schreckliche Schicksale jüdischer Menschen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Mit Reden von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, ist die neue Dokumentation Obersalzberg in einem Festakt wiedereröffnet worden. Sie und weitere Redner betonten, wie wichtig das Erinnern an das einzigartige Verbrechen des Holocausts am Täterort Obersalzberg in Zeiten einer immer stärkeren Rechten sei.

Ursprünglich sollte die neue Ausstellung 2020 eröffnet werden. Der Neubau und der Aufbau der neu konzipierten und gestalteten Ausstellung verzögerten sich jedoch mehrmals.

Knobloch: Bedeutung von "steinernen Zeitzeugen" wächst

Charlotte Knobloch wies bei der feierlichen Wiedereröffnung darauf hin, dass die Bedeutung von "steinernen Zeitzeugen" wie Museen zunehme, weil es bald keine Holocaustüberlebenden mehr gebe. Markus Söder ging in seiner Rede auf das Erstarken der AfD ein und rief dazu auf, das Land nicht antisemitischen und rassistischen Kräften zu überlassen.

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, warnte vor einer Umdeutung des Holocausts durch die politische Rechte, in der Deutsche als Opfer eines vermeintlichen Schuldkults dargestellt würden.

Idyll und Verbrechen auf dem Obersalzberg

Die neue Dauerausstellung auf dem Obersalzberg trägt den Titel "Idyll und Verbrechen". Dabei wollen die Ausstellungsmacher auf die Spannung zwischen der Postkartenidylle der Berchtesgadener Alpen und den Verbrechen hinweisen, die auf dem Obersalzberg geplant wurden.

Adolf Hitler nutzte den zur repräsentativen Residenz umgebauten "Berghof" als zweiten Regierungssitz. Hier leitete er zum Beispiel die sogenannte Euthanasie in die Wege, den systematischen Mord an Menschen mit Behinderung.

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Täter und Tatorte des Naziregimes – Vom Überfall Polens

Die neue Dauerausstellung verknüpft stärker als die bisherige Ausstellung aus dem Jahr 1999 den historischen Ort mit den Verbrechen des Naziregimes. So sehen die Besucher am Beginn der Ausstellung die Propagandabilder vom Privatmann Adolf Hitler beim Kaffeetrinken auf der Terrasse des Berghofs, damals gefilmt von Hitlers Partnerin Eva Braun. Ein Durchbruch in der Wand bildet eine Sichtachse auf das Innere der Ausstellung, das die Täter und Tatorte des Naziregimes thematisiert.

Der Blick fällt auf eine Stele mit der Aufschrift "Warschau". Denn für die Nazigrößen war das Kaffeetrinken mit Bergblick die Pause von den Kriegsvorbereitungen: Auf dem Obersalzberg fällte Hitler beispielsweise die Entscheidung für den Überfall auf Polen und plante diesen.

Das Schicksal der Jüdin Dora Reiner

Außerdem neu: Die Ausstellungsmacher vom Institut für Zeitgeschichte erzählen die Geschichten von Opfern aus der Region. Zum Beispiel von der Jüdin Dora Reiner. Sie lebte in Schönau am Königssee, bis sie ins Judenlager Milbertshofen deportiert und schließlich erschossen wurde. Ihr Besitz wurde per Annonce im Berchtesgadener Anzeiger versteigert.

Die neue Dauerausstellung ist inhaltlich komplett überarbeitet. Zudem ist sie deutlich größer als die Ausstellung von 1999. Die war für die vielen Besucher zu klein geworden und wissenschaftlich sowie museumspädagogisch veraltet.

Teurer, verspäteter Neubau für die Dokumentation Obersalzberg

Der Grundstein für den Neubau wurde im Herbst 2017 gelegt. Die Eröffnung war ursprünglich für 2020 geplant. Doch der Neubau verzögerte sich und war erst Ende 2021 fertig. Das Projekt wurde mit 30,1 Millionen Euro zudem mehr als doppelt so teuer als geplant. Die Kosten trägt der Freistaat.

Im Video: Wiedereröffnung der Dokumentation Obersalzberg

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