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Herz statt Hetze Fünf Jahre "Omas gegen Rechts"

Überall demonstrieren Menschen gegen Rechtsextremismus, auch die "Omas gegen Rechts" mitten drin, und das schon seit fünf Jahren. In Deutschland gibt es laut eigenen Angaben über 100 Ortsgruppen und über 15 000 Mitglieder. Julia Smilga hat die "Omas gegen Rechts" in München besucht.

Von: Julia Smilga

Stand: 02.02.2024

"Ich war schon immer politisch interessiert und beobachte den Rechtsruck in diesem Land schon sehr lange und habe mir überlegt, wenn ich jetzt in Rente gehe, ich möchte mich doch stärker engagieren und bin damit auf die „Omas gegen rechts“ gestoßen."

Konstanze

Auch Reinhilde machte sich nach der Landtagswahl in Bayern große Sorgen über das Erstarken der AFD:

"Ich musste an meine Oma denken, wie ich mit ihr als Teenager diskutiert hab: 'Warum habt ihr denn nicht früher was gesagt? Und warum habt ihr nicht aufgepasst?' Und dann habe ich immer gedacht - das geht jetzt gar nicht. Du musst reagieren, du kannst nicht so etwas sagen und dann nichts tun. Jetzt ist die Zeit, etwas zu verändern und aktiv zu werden."

Reinhilde

Seit den vergangenen Landtagswahlen wächst die Gruppe "Omas gegen rechts" kontinuierlich, sagt Elisabeth, die diese Gruppe vor fünf Jahren in München mitgegründet hat. Viele ältere Frauen möchten aktiv mitmischen und trauen sich im Schutz der Gruppe auf die Straße. Sie nutzen dabei gerne das Image der älteren, weisen Frau, das ihnen dabei sehr zugutekommt.

"Wir sind einfach vertrauenswürdig. Das, glaube ich, erleben wir auch in den Begegnungen, dass die Menschen das von uns denken."

Elisabeth

Und wir konterkarieren so dieses Bild von älteren Menschen, Rentnern und Rentnerinnen, die nur an sich, ihre Rente, ihre Gesundheit und so weiter denken. Gegen die Interessen der mittleren und jüngeren Generation. (..) Wir machen es aus einer Verantwortung für die kommenden Generationen." Elisabeth

Nach den Osterferien wollen die Omas gegen Rechts sich einmal pro Woche an verschiedenen Orten in München aufstellen und so mit Menschen in Kontakt kommen. Sie wollen sie anspornen, wählen zu gehen und sich so aktiv für die Demokratie zu entscheiden. Die Gruppe hat sich dabei explizit Münchener Bezirke ausgesucht, in denen auffallend viele Bewohner bei der letzten Europawahl für die AFD gestimmt haben.

Es braucht eine genaue Vorbereitung, und auch immenses Wissen, um mit Menschen auf der Straße zu diskutieren, wenn man sie überzeugen möchte, gegen Rechts zu stimmen. Einmal die Woche trifft sich die Gruppe, zu der mittlerweile über 100 Personen gehören. Es gibt Fachvorträge, Planungstreffen, oder auch einen gut besuchten Stammtisch. Die Omas gegen Rechts sind regional gut vernetzt, und helfen einander auch mal bei Demos in anderen Städten.

Jede interessierte Frau kann Oma gegen Rechts werden - über das Kontaktformular auf der Website. Zum näheren Kennenlernen gibt es persönliche Treffen. Stimmt die Chemie, werden die neuen Omas in die Gruppe aufgenommen und können sich gemäß ihren Interessen, Talenten und Kapazitäten aktiv einbringen. Enkel zu haben ist keine Voraussetzung, betont Elisabeth. Auch wenn die Aktionen viel Zeit und Kraft erfordern, und sie dafür nicht nur Lob, sondern auch Hass ernten, denkt die 74-Jährige nicht ans Aufhören.

"Ich bin Slawistin und gucke immer mal wieder nach Polen, wie schnell das ging, den Rechtsstaat zu demontieren, (…) also diese Sorge um den Bestand dessen, was wir schätzen. Das treibt die Frauen an, sich zu engagieren."

Elisabeth

Opas übrigens dürfen auch mitmachen- aber nur als Helfer bei den Demos. Omas gegen Rechts möchten auch weiterhin eine reine Frauentruppe bleiben. Die Münchener Gruppe hat jetzt sogar ihre eigene Hymne bekommen.

Nach fünf Jahren sind Omas gegen Rechts mit ihren weißen Schirmen und weißen Ansteckzeichen mittlerweile berühmt und bekannt geworden. Aber es liegt noch viel Arbeit vor ihnen, sagt Elisabeth.

"Wir haben schon viel erreicht. Wir sind jetzt keine belächelte Gruppe mehr. In München kam kein Vorbericht ohne Erwähnung der Omas gegen Rechts (..) Wir müssen sicher noch weiterarbeiten, im Sinne von Bündnissen schmieden, damit wir noch stärker in die Gesellschaft hineinwirken können. Und ich persönlich hoffe, dass das jetzt ein Wendepunkt war, dass die Menschen aufgewacht sind und dann bei den Wahlen vernünftige Entscheidungen treffen. Das ist mein Wunsch."

Elisabeth

 


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