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Europäischer Tag der jüdischen Kultur Grenzenlose Vielfalt

Jüdisches Museum Augsburg Schwaben // Jüdisches Museum Franken // Israel Philharmonic Orchestra in der Isarphilharmonie //

Von: Laura Geigenberger

Stand: 31.08.2023

Jüdisches Museum Augsburg Schwaben

Das Judentum in Augsburg blickt auf eine über 1700 Jahre alte Geschichte zurück. In der Stadt finden sich heute zwei Synagogen, beide werden von der dortigen israelitischen Kultusgemeinde und als Standorte für das jüdische Museum genutzt. Monika Müller, Kuratorin und stellvertretende Leiterin des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben:

"Die große Synagoge in der Halderstraße wurde 1917 eingeweiht und blieb als einzige Großstadtsynagoge in Bayern über die NS-Zeit hinweg erhalten. Gleichzeitig gibt es in Augsburg noch eine zweite historische Synagoge, die ehemalige Synagoge Kriegshaber, die die älteste erhaltene Synagoge im bayerischen Schwaben überhaupt ist."

Monika Müller, Kuratorin und stellvertretende Leiterin des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben

In den kommenden Jahren werden die Bauwerke saniert. Deshalb wird der Europäischen Tag der jüdischen Kultur in Augsburg besonders gefeiert.

"Wir haben ein umfangreiches Programm organisiert, das vielfältige Möglichkeiten bietet, der jüdischen Geschichte und Kultur zu begegnen. Der Europäische Tag der Jüdischen Kultur hat immer ein Motto, dieses Jahr ist es „Erinnerung“ und davon haben auch wir uns inspirieren lassen und uns entschieden, die beiden Synagogen in Augsburg an dem Tag in den Fokus zu rücken."

Monika Müller

Unter anderem mit Führungen durch Synagogen und Museen, einem Erinnerungsgespräch mit Gemeindemitgliedern und einem kostenlosen Workshop, in dem traditionelle jüdische Tänze ausprobiert werden können. Dazu gibt es die Möglichkeit, sich an einer Mitmach-Aktion zu beteiligen und zukünftige Ausstellungen des Museums mitzuprägen, so Monika Müller:

"Wir würden uns nämlich sehr freuen, wenn wir auch aus der Stadtgesellschaft heraus Erinnerungen an die beiden Synagogen erhalten würden, in Form von Fotos, Dokumenten oder niedergeschriebene Anekdoten."

Monika Müller

Zum Abschluss des Festprogrammes in Augsburg lädt das Duo "Nefesch" zu einem Konzert im Festsaal der Synagoge ein. "Nefesch" bedeutet auf Deutsch "Seele", erzählt der aus der Ukraine stammende Maestro Maryan Abramovitsch.

"Viele Lieder gehen von unserer Seele in Seele der Leute, die zu unseren Konzerten kommen. Wir machen verschiedene Musik: jüdische, ukrainische, russische, deutsche… Ich singe am meisten auf Jiddisch."

Maryan Abramovitsch

Die alten Volkslieder, die das Duo Nefesch am 3. September spielen wird, begleiten europäische Juden seit Generationen und vereinen sie unabhängig von ihrer Nationalität. Als fester Teil der jüdisch-europäischen Kultur haben sie auch die deutsche Sprache mitgeprägt. Das Konzert am 3. September im Festsaal der Synagoge beginnt um 17:00 Uhr.

Jüdisches Museum Franken

Auch Fürth war im 18. Jahrhundert eine spirituelle Hauptstadt des europäischen Judentums - die Stadt galt einst sogar als das "fränkische Jerusalem". Dafür sorgte die 1657 eingerichtete Fürther Jeschiwa, eine der bedeutendsten Talmud-Schulen Europas. An diese Zeit der Hochkultur erinnert heute das Jüdische Museum Franken. Es befindet sich in einem Haus, das über Jahrhunderte hinweg von jüdischen Familien bewohnt wurde. Herzstück dort ist eine Mikwe, ein jüdisches Ritualbad, im Keller.

"Da befand sich früher ein erster Raum, in dem man alles abgelegt hat, was die Haut vom Wasser hätte trennen können. Im zweiten Raum hat man ein Bad genommen und dann ist man weiter runter getreten in ein Becken, in das Grundwasser reingelaufen ist. Und dort ist man dreimal untergetaucht und hat einen Segensspruch gesprochen und das Ganze diente dazu, dass man sich rituell reinigt und damit dem jüdischen Religionsgesetz genügt."

Alisha Meininghaus, Kuratorin

In zwei Führungen, die erste ab 13 Uhr, die zweite ab 15 Uhr, führt Kuratorin Alisha Meininghaus am 10. September Interessierte zu den Spuren der jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner des heutigen Museumsgebäudes. Die Führungen sind kostenlos und dauern je eineinhalb Stunden. Um eine Voranmeldung wird gebeten.

Israel Philharmonic Orchestra

1936 ermöglichte der Geiger Bronislaw Huberman, einer der erfolgreichsten Musiker seiner Zeit, zahlreichen jüdischen Musikern die Flucht vor den Nationalsozialisten nach Palästina. Sie gründeten dort das Israel Philharmonic Orchestra - heute der musikalische Botschafter Israels. Am 9. September wird das Orchester unter seinem neuen Dirigenten Lahav Shani und dem Pianisten Igor Levit ein Gastspiel in der Münchner Isarphilharmonie geben.

Der Pianist Igor Levit zog als Achtjähriger mit seiner jüdischen Familie aus Russland nach Hannover. Neben seiner herausragenden Musik ist er vor allem für sein Engagement gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung bekannt. In München wird er unter Lahav Shani spielen, der neue Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra und, ab 2026, auch der neue Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Ihr Konzert in der Isarphilharmonie am Samstag, den 9. September, beginnt um 20:30 Uhr. Auf dem Programm stehen Ludwig van Beethovens “Klavierkonzert Nr. 3 in c-Moll” sowie Johannes Brahms’ “Symphonie Nr. 1 in c-Moll, Opus 68”.


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