BR24 - Das interkulturelle Magazin


4

Film, Spendenlauf und Musik Grenzenlose Vielfalt

"Das leere Grab" von Agnes Lisa Wegner und Cece Mlay auf dem DOK.fest München // Spendenlauf "Giro Di Monaco" // CD "Nun v’annammurate" von Suonno d’Ajere //

Von: Viktoria Hausmann

Stand: 03.05.2024

"Das leere Grab" von Agnes Lisa Wegner und Cece Mlay

Eine große Menschenmenge hat sich um das Grab des gemeinsamen Vorfahren Häuptling Nduna Songea Mbano versammelt. Die Menschen weinen, werfen sich auf das Grab und gedenken seiner Ermordung vor ca. 120 Jahren. Nduna Songea Mbanos Schädel wurde damals, wie viele andere afrikanische Gebeine, zu Forschungszwecken nach Deutschland verschifft. Man wollte Beweise liefern, die die Kolonialisierung rechtfertigen sollten. Wo er genau ist, weiß man bis heute nicht.

"Vater, hier schläft du, nur aber dein Kopf ist fort. Er wurde von den Weißen mitgenommen", sagt das heutige Familienoberhaupt der Familie Mbano traurig. Es ist nur eine von vielen Szenen in der Dokumentation "Das leere Grab" des deutsch-tansanischen Regie-Duos Agnes Lisa Wegner und Cece Mlay, die einen sprachlos machen. Das Duo arbeitet darin gemeinsam die deutsche Kolonialgeschichte in Tansania auf und das in drei Sprachen: Suaheli, Englisch und Deutsch.

"Das leere Grab" ist im sogenannten Fly-on-the-Wall-Stil gedreht worden. Das heißt, Zuschauer bekommen sehr intime Einblicke in das Leben von zwei Familien, deren Vorfahren Opfer kolonialistischer Willkür im ehemaligen "Deutsch-Ostafrika" wurden. So erfährt man alles über die Versuche der Familie Mbano, die Schädel ihres Vorfahren aus dem preußischen Kulturbesitz zurückzubekommen. Ein Drama, denn er muss erst mit Hilfe von DNA-Abgleichen überprüft werden. Bis es endlich dazu kommt, haben die Mbanos eine jahrelange Odyssee durch deutsche und tansanische Behörden hinter sich.

Einziger Wermutstropfen beim Zuschauen ist, dass das leere Grab, seine Fly-on-the-Wall-Agenda ein wenig zu sehr durchzieht. So bleiben alle fast interviewten Menschen bis auf den Familiennamen namenlos. Hätte man sie richtig vorgestellt, wäre die Botschaft noch klarer und eindrucksvoller.

"Das leere Grab" von Agnes Lisa Wegner und Cece Mlay läuft am 6. Mai um 18:00 Uhr im City 2, im Rahmen des DOK.fests München und ist zusätzlich online verfügbar. Am 23. Mai kommt er deutschlandweit in die Kinos.

Spendenlauf "Giro Di Monaco"

Es ist eine der buntesten Veranstaltungen in ganz München. Mitte Mai wird wieder über den Münchner Altstadtring gelaufen, gerannt, getrampelt und gerollt. Alles für den guten Zweck. Beim Giro di Monaco, dem Spendenlauf für das Kultur- und Wohnprojekt "Bellevue di Monaco", nehmen jedes Jahr Einheimische und Zugroaste, Geflüchtete, Queere, sowie Menschen mit und ohne Einschränkungen teil. Für Till Hofmann, den Geschäftsführer des Lustspielhauses und Mitinitiator des Laufs, ist der Giro auch angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung ein Zeichen für mehr Solidarität und Offenheit.

"In einer Zeit, die so ein bisschen aufgeregter ist und so spalterische Tendenzen in der Gesellschaft herbeigeredet werden, ist der Lauf genau das richtige Zeichen. Für München oder auch fürs Land, für Bayern, dass man gemeinsam optimistisch sein kann und dass man für eine offene Gesellschaft steht."

Till Hoffmann

Für Läufer und Zuschauer gibt ein buntes, kulturelles Unterhaltungsprogramm. Mit dabei "Café Unterzucker" und die "Spider Murphy Gang". Schirmherr ist Oberbürgermeister Dieter Reiter.

Der Giro di Monaco findet am 12. Mai ab 10:00 Uhr vor dem Bellevue di Monaco statt.

"Nun v’annammurate" von Suonno d’Ajere

Leicht melancholisch, voller Schwingungen und zutiefst neapolitanisch, das ist die Musik von "Suonno d’Ajere", was so viel wie der "Traum von gestern" bedeutet. Die Band besteht aus der Sängerin Irene Scarpato, die neben zahlreichen Musikpreisen auch viele italienische Lyrikpreise gewonnen hat, dem Mandolinisten Marcello Smigliante Gentile und dem Gitarristen Gian Marco Libeccio.

Auf ihrem neuen Album "Nun v’annammurate" beweisen die drei Musiker, dass das neapolitanische Liedgut noch sehr lebendig ist und ungewöhnlich wandelbar. Neben sanften Balladen finden sich auch flotte Lieder, auf die man gut tanzen kann.

Das der neapolitanischen Dialekt sich stark von normalen Italienisch unterscheidet, muss aber keinen Italien-Liebhaber abschrecken. Man kann auch ganz ohne Sprachkenntnisse beim Hören in den schönen, vielfältigen Klangwelten versinken.

"Nun v’annammurate" von "Suonno d’Ajere" ist am 3. Mai bei Italian World Beat erschienen.


4