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Von Anderen lernen Clara Schaksmeier und ihr Kindersachbuch

Klar getakteter Frontalunterricht prägt noch immer mehrheitlich den deutschen Schulalltag. Aber Unterricht geht auch anders, mit Mikrophon und gemeinsamem Mittagsschlaf zum Beispiel. Die Lehrerin Clara Schlaksmeier hat das miterlebt, denn sie war in verschiedenen Schulen auf der ganzen Welt unterwegs und hat dort unterrichtet.

Von: Kristina Dumas

Stand: 04.08.2023

Titel: "Heute geh ich in die Schule"
Autorin: Clara Schaksmeier | Bild: Knesebeck Verlag, Montage: BR

Während hier in Bayern Ferien sind, gehen Kinder in Australien, Indien oder Afrika zur Schule. Wie sieht ihr Alltag aus, was spielen sie und von wovon träumen sie? Clara Schaksmeier hat als Lehramtsstudentin jede Möglichkeit genutzt, ihre Semesterferien an Schulen im Ausland zu verbringen.

"Ich war mit dem PAD in Kanada, über das Goethe-Institut in Vietnam, Indien und Georgien und habe da in verschiedenen Klassenzimmern unterrichten dürfen und entsprechend auch den Schulalltag miterleben können. Das war für mich eine große Erfahrung, diese kleinen Unterschiede auch wahrzunehmen. Also ich bin nach Hause gekommen, zurück von diesen Erfahrungen und habe gemerkt, dass ganz viel in mir nachgearbeitet hat. Denn Schule war so anders und doch auch gleich."

Clara Schaksmeier

Ihre Erfahrungen hat sie in dem Kinderbuch "Heute geh ich in die Schule" verarbeitet und gibt sie als Coach weiter. Auch möchte sie damit andere Lehrerinnen und Lehrer ermutigen, in Schulen im Ausland zu unterrichten, weil die Erfahrungen so prägend und inspirierend seien.

"In Vietnam fand ich es enorm faszinierend, dass die Lehrerin ihr Mikrofon in die Hand nahm, um mit der Klasse zu sprechen. Dort habe ich wahrgenommen, dass Disziplin ein sehr großer Wert ist, im vietnamesischen Schulalltag. Und ich finde auch bei uns könnte man den Mittagsschlaf einführen als Unterrichtsfach. Das war auch eine so schöne Erfahrung zu sehen, wie alle ihre Matratzen ausgepackt haben und sich hingelegt haben. Das gemeinsame Schlafen war ein Teil des Tages und gehörte auch dazu, weil sich auszuruhen und zu entspannen einfach enorm wichtig für die Konzentration ist."

Clara Schaksmeier

Pro Land werden in dem Buch zwei Kinder vorgestellt, die steckbriefartig aus ihrem Leben erzählen, welche Hobbys sie haben, wovon sie träumen. In Sprechblasen kann man auch ein paar Sätze in ihrer Landessprache lesen und dabei die vielen exotischen Buchstaben entdecken. Weiter erfährt man, welche Tiere in dem jeweiligen Land leben und wie dort die Natur aussieht.

20 Kinder aus zehn Ländern

Zehn Länder werden vorgestellt, 20 Kinder erzählen von ihrem Schulalltag und ihrem Leben. Davon zum Beispiel, dass es in Kamerun mittags Kochbananen und Bohnen zum Essen gibt oder dass in Japan die Schüler für die Sauberkeit ihrer Schule selbst verantwortlich sind.

"Es gibt keine Reinigungsfachkräfte, es gibt keinen Hausmeister oder Hausmeisterin. Das machen alle Lernenden und Lehrenden selber. Das schafft natürlich ein gemeinsames Verständnis von den Lernräumen, von dem Wert der Ordnung und was es bedeutet für einen ordentlichen Raum selbst verantwortlich zu sein."

Clara Schaksmeier

Clara Schaksmeier hat viele Klassenzimmer der Welt besucht und dort selbst Deutsch unterrichtet. Die vielen Erfahrungen fand sie auch persönlich sehr bereichernd.

"In Indien waren es die Morgenversammlungen, die mich nachhaltig beeindruckt haben. Jeden morgen stellten sich alle Schülerinnen und Schüler auf dem Hof auf und sagen dann die indische Nationalhymne, es wurde ein Satz des Tages vorgelesen und dann hat ein Schüler oder Schülerin etwas vorgetragen, was gerade ansteht an Projekten oder was besonders wichtig ist. Es gab eine Art Motivational Speaker, der oder die dann auch Worte an die Schüler:innen gerichtet hat, die motivierend sein sollten und das zu sehen hat mich sehr berührt, dass immer wieder die Gemeinschaft in den Blick genommen wurde. Dieses morgendliche Zusammenkommen war ein schöner Start."

Clara Schaksmeier

Neue Schulregeln, eine ganz andere Art des Unterrichtens, all diese Erfahrungen waren bereichernd. In Indien hat Clara Schaksmeier eine ganz neue Kultur kennengelernt, großartige Erfahrungen von Gastfreundschaft gemacht, sich aber zuerst auch sehr verloren gefühlt.

"Für mich war die Erfahrung fremd zu sein unglaublich prägend. Auch in Vietnam durch die Straßen zu gehen, ich bin relativ groß, 1,75 m, und von allen Seiten angeschaut zu werden, zu sehen wie Menschen auf mich zeigen und anfangen zu tuscheln, das hat etwas mit mir gemacht. Ich habe den Transfer auch geleistet, wie Menschen, die in unserer Kultur noch fremd sind, wie es denen gehen könnte. Gerade in Zeiten von internationalen Klassenzimmern finde ich diese Erfahrung enorm wichtig. Ich bin auf jeden Fall offener geworden. Ich konnte dann auch von meinen Anekdoten und meinen Erfahrungen erzählen und das war eine große Bereicherung für den Unterricht, weil ich auch realisiert habe, wie ich auch z.B. im Referendariat gelernt habe, wie Unterricht zu sein hat, der kann auch komplett ander sein und genauso gut. Also es gibt ganz verschiedene Möglichkeiten Themen zu vermitteln und für Inhalte zu begeistern. Das hat mich in meinem Bewusstsein nochmal gestärkt, dass es nicht den einen Weg zu unterrichten und zu lernen gibt."

Clara Schaksmeier

Mit dem Kindersachbuch "Heute geh' ich in die Schule" kann man auch, wenn man die Ferien z.B. auf dem Balkon verbringt, um die Welt reisen und eine Menge über das Leben und den Alltag anderer Kinder erfahren. Die wunderbar gezeichneten Bilder und die vielen Details lassen Große und Kleine zu Weltenbummlern werden.


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