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50 Jahre Nelkenrevolution und DOK.fest München Grenzenlose Vielfalt

"Dies ist das Morgenrot, das ich ersehnte“ - 50 Jahre Nelkenrevolution in Portugal" // 109 Filme aus 51 Ländern auf dem DOK.fest München //

Von: Ulrich Möller-Arnsberg

Stand: 24.04.2024

"Dies ist das Morgenrot, das ich ersehnte“ - 50 Jahre Nelkenrevolution in Portugal"

Das Lied mit dem Titel "Grandola" von dem portugiesischen Poeten und Sänger Jose Alfonso war 1974 im Radio das geheime Signal für die sogenannte "Nelkenrevolution". Zeca, wie er von seinen Anhängern genannt wird, wurde 1929 geboren und lebte einige seiner Jugendjahre in den portugiesischen Kolonien Angola und Mozambique. Zu hören ist "Grandola", das die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit besingt, am 2. Mai im Rahmen eines Konzertabends im EineWeltHaus in München. Damit erinnert der Münchner Verein Lusofonia an die Nelkenrevolution vor 50 Jahren, als sich das diktatorisch regierte Portugal in eine Demokratie verwandelte, durch die die afrikanischen Kolonien unabhängig wurden.

Luisa Costa Hölzl, die Vereinsvorsitzende, war 18 Jahre alt, als die Diktatur in Portugal ins Wanken geriet. Die heute 68-Jährige hat 1974 die Umstände des von den Militärs angeführten Umsturzes in Lissabon miterlebt. Sie mussten, so Costa, auf die Unabhängigkeitsbewegungen reagieren:

"Diese Militärs konnten nur so weiterdenken, weil die Befreiungsbewegung in Afrika, in Angola, Mosambik ja da waren. Diese Befreiungsbewegungen haben sich da eingesetzt, für Unabhängigkeit und für Dekolonisation und dafür, dass das Imperium und die Idee von Imperium aufhören."

Luisa Costa-Hölzl

Von der Nelkenrevolution erzählt auch der Film "Capitaes de Abril", der im Rahmen der Lusofonia-Reihe zu sehen ist: Ein junges Liebespaar verabschiedet sich am Bahnhof. Er muss zurück zu seiner Einheit, sie ist in Sorge. Das Melodrama aus dem Jahr 2000 von Maria de Medeiros zeigt die 24 Stunden nach Beginn der Nelkenrevolution. Eine Diskussionsveranstaltung im Anschluss an die Filmvorführung geht der wichtigen Frage nach, warum in Portugal, wie in anderen Ländern Europas, rechte Kräfte wieder an Boden gewinnen. Alle Infos für die Veranstaltungsreihe im EineWelthaus unter lusofonia-muenchen.de.

DOK.fest München

Eine Szene auf dem Marktplatz im Südthüringischen Weiler Kloster Veßra. Politisch rechts und politisch links Gesinnte leben in diesem Fachwerkhäuser-Städtchen Tür an Tür. Der Goldene Löwe mit ausgewiesenem Stammpublikum befindet sich ein Haus weiter neben dem Kiosk des weltoffenen Thüringers, der vom allzu Deutschnationalen wenig hält. Hier wird im September gewählt. Der Film "Fragmente aus der Provinz" bringt einem die politisch zugespitzte Lage der gegnerischen Lager nahe. Die Doku von Martin Weinhart ist auf dem 39. DOK.fest München zu sehen.

Der Eröffnungsfilm "Watching you – die Welt von Palantir" von dem Regisseur Klaus Stern zeigt eine US-Firma, die sich mit der Analyse von großen Datenmengen einen Namen gemacht hat bei Regierungen und internationalen Thinktanks. Mit dem Anspruch, durch ihre Berechnungen könne sie militärische Zuspitzungen und terroristische Ereignisse vorausberechnen und damit für Sicherheit sorgen. Einerseits. Andererseits steht natürlich die kritische Frage: Wie sieht es mit dem Thema Datenschutz aus?

109 Filme aus 51 Ländern sind auf dem DOK.fest München zu sehen. Für 28 Dokus bietet das Festival die Welt-, für 55 die Deutschlandpremiere, und ist damit eines der international renommiertesten seiner Art. Alle Infos über Kinos, Karten und Anfangszeiten sind zu finden unter dokfest-muenchen.de.


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