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Best Of 2022 Die 70+2 besten Alben des Jahres

Unsere Langspiel-Favoriten 2022: Die besten Alben des Pop-Jahres, ausgewählt von den Zündfunk und Nachtmix-DJs. Wer ist die Nummer 1, wer ist knapp am Siegertreppchen vorbeigeschrammt?

Stand: 16.12.2022 | Archiv

Zündfunk-Charts | Bild: picture-alliance/dpa

Die Zündfunk- und Nachtmix-Redaktion hat abgestimmt, hart verhandelt. Lobbyismus innerhalb der Redaktion für einzelne Alben ist nicht von der Hand zu weisen. Doch jetzt gibt es ein Ergebnis. 70+2 Ergebnisse, um genau zu sein.

Hier sind die ALBEN DES JAHRES 2022 von ZÜNDFUNK und NACHTMIX:

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Big Thief -  Red Moon (Official Video) | Bild: Big Thief (via YouTube)

Big Thief - Red Moon (Official Video)

Mehr USA als Big Thief geht nicht. Adrianne Lenker wurde geboren in Indiana, ging in Minnesota zur Schule, in Massachusetts aufs College und lebt jetzt in New York City. Das Album wiederum entstand an vier verschiedenen Orten, in Kalifornien an der Westküste, in den Catskill Mountains an der Ostküste, in den Rocky Mountains im Norden und in der Wüste Arizonas. Vor allem aber ist es die Musik. Die so angenehm schwirrt und schwebt, die so beiläufig und präsent zugleich ist, die ihre ganz unverwechselbare Note hat. (Achim Bogdahn)

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Alabaster DePlume - "I'm Good At Not Crying" | Bild: International Anthem (via YouTube)

Alabaster DePlume - "I'm Good At Not Crying"

Die Stücke des Jazzers Gus Fairbairn sind voller Empathie und Poesie. Sein Album "Gold" hat er mit tatkräftiger Unterstützung der Sons of Kemet und The Comet Is Coming eingespielt: 17,5 Stunden, aus denen er ein Doppelalbum heraus destillierte. Es ist das Album, das eine in Hoffnungslosigkeit versinkende Welt dringend braucht. (Ralf Summer)

Platz 03. Die Nerven – Die Nerven

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DIE NERVEN – KEINE BEWEGUNG (Official Video) | Bild: Die Nerven (via YouTube)

DIE NERVEN – KEINE BEWEGUNG (Official Video)

Laute Gitarren, deutsche Texte, verschlüsselte Botschaften – man spürt das Unbehagen des Stuttgarter Noise-Rock-Trios in jeder Zeile des Albums. Die Nerven sind mit vielen Dingen nicht einverstanden: „Europa“ (Thema Flüchtlinge), „Keine Bewegung“ (Thema Privilegien) oder machen sich über Entwicklungen lustig: „Ein Influencer weint sich in den Schlaf.“ Ihr fünftes Album ist die bisher facettenreichste Betrachtung des späten Kapitalismus. (Ferdinand Meyen)

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ROSALÍA - CHICKEN TERIYAKI (Official Video) | Bild: RosaliaVEVO (via YouTube)

ROSALÍA - CHICKEN TERIYAKI (Official Video)

Dass Flamenco allem voran ein Tanz ist, sieht man bei Rosalía. Es ist nicht nur ihre Stimme, die zum Niederknien ist. Sie denkt auch die Choreographien gleich mit. Für ihre aktuellen Musikvideos und Live-Auftritte hat sie im Star-Choreographen Mecnun Giasar einen Bruder im Geiste gefunden – der aus dem fränkischen Fürth kommt. Er schafft es, ihre musikalische Identität auch auf der Bühne in Szene zu setzen. Mit diesem Gesamtpaket ist Rosalía gerade ziemlich einzigartig. Die Welt gehört ihr. Nada más. (Alba Wilczek und Ann-Kathrin Mittelstraß)

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Kendrick Lamar - N95 | Bild: KendrickLamarVEVO (via YouTube)

Kendrick Lamar - N95

Die Platte scheint wie eine Reise ins Ich. Der Rapper hat sich – wie viele von uns – pandemiebedingt viele Gedanken gemacht. Er kehrt sein Innerstes nach außen. Die Platte ist ein Deep Dive in all die Aspekte, die den Rapper ausmachen: sein Schwarz-Sein, sein Mann-Sein, sein Berühmt-Sein. All das thematisiert er, reflektiert er und heraus kommt eine Platte, die ganz natürlich daher kommt: Nicht durchgehend hochpolitisch, aber trotzdem voller Substanz. In Teilen voller komplexer Streams of Consciousness, aber auch mit leichteren Tracks zum Mitnicken und Abgehen. Hier und da schwächelt sie mal, aber alles auf hohem Niveau. (Alba Wilczek)

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Wet Leg - Ur Mum (Official Video) | Bild: WetLegVEVO (via YouTube)

Wet Leg - Ur Mum (Official Video)

Die Britinnen von der Isle of Wight waren der Hype 2021, ihr Debüt 2022 wurde heiß erwartet. Und sie haben geliefert. Und das mit einem Sinn für schwarzen Humor, auch in dunkelsten Zeiten. Ihr erstes Album, voll mit eher traditionellem Power-Pop-Punk ist so herzerfrischend, dass man dabei wieder Hoffnung fürs eigene Leben schöpfen kann. (Roderich Fabian)

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Little Simz - Who Even Cares (Official Audio) | Bild: Little Simz (via YouTube)

Little Simz - Who Even Cares (Official Audio)

Es scheint, als wisse Little Simz nun ganz genau, was sie nicht mehr will. Sie sagt wortwörtlich „Nein, Danke“. Zu Manhandling, Rassismus und dem Moloch Musikindustrie. Und wie gut sie dabei auch noch klingt! „No Thank You“ ist ihr Schritt zu mehr Selbstbestimmung, mehr Empowerment als Frau. Bravo. Denn laut eigener Aussage ist das genau das, was sie mit ihrer Musik bewirken will. (Alba Wilczek)

Platz 08. Leikeli47 – Shape Up

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Leikeli47 - LL Cool J (Official Video) | Bild: Leikeli47VEVO (via YouTube)

Leikeli47 - LL Cool J (Official Video)

Aufstylen für einen tollen Abend. Und genau darum geht’s: Wenn deine Haare gemacht sind, sagt Leikeli47, bringst du dich psychisch und stylish so nach vorne, dass du bereit für die Welt da draußen bist. Ich will, dass die Leute das Album hören und keine Angst haben, 100 Prozent sie selbst zu sein. Wir hören ein wütendes Selbstermächtigungs-Manifest von einer afroamerikanischen Ausnahmerapperin. (Thomas Mehringer)

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Angel Olsen - Big Time (Official Video) | Bild: AngelOlsenVEVO (via YouTube)

Angel Olsen - Big Time (Official Video)

Bewegte Zeiten hat Angel Olsen hinter sich. Erst starb ihr Vater, dann die Mutter und dazwischen hatte sie ihr Coming-out: Die US-Musikerin gab bekannt, dass sie Adele Thibodeaux liebt. Thibodeaux ist nicht-binär und schreibt Drehbücher – und hat auch den Titelsong von Angel Olsens neuer Platte „Big Time“ mitgeschrieben. Das neue Album entstand mit einem „Peitschenhieb“ – so nennt Angel Olsen den Zusammenprall von Trauer und Liebe. (Ralf Summer)

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Σtella - Up and Away (Official Video) | Bild: Σtella (via YouTube)

Σtella - Up and Away (Official Video)

Σtella aus Athen holt Griechenland aus den Urlaubsprospekten und setzt es wieder auf die Pop-Landkarte. „Up And Away“ ist mit dem Mix aus griechischer Volksmusik, orientalischem Psychedelic und luftigem Westcoast-Pop eines der besten Sommeralben des Jahres 2022. (Matthias Hacker)

Normalerweise werden ja eher Boybands zusammengecastet. In diesem Fall schlug Vieux Farka Tourés Management die Kooperation mit dem chilligen Trio Khruangbin vor. Ein perfektes Match! Zusammen entwickeln sie eine weltumspannende Vision des Desert Blues und verneigen sich vor der Musiklegende Ali Farka Touré. (Noe Noack)

Große Klappe, viel dahinter: Die irische Band Fontaines D. C. schimpft auf "Skinty Fia" über England, stellt Exfreundinnen und die katholische Kirche an den Pranger – und liefert eines der energetischsten Alben des Jahres. (Marcel Anders)

Platz 13. Gabriels – Angels & Queens Pt. I

Das kalifornische Gospel-/ Soul-Trio um den Sänger Jacob Lusk galt als einer der Geheimtipps für 2022. Obwohl die Gruppe erst zwei EPs auf den Markt gebracht hat, wurde sie schon zum Pitchfork Festival und zur BBC eingeladen. Ihre Platte klingt wie nicht aus dieser Welt und nicht auf dieser Zeit. (Ralf Summer)

Platz 14. Sudan Archives – Natural Brown Prom Queen

Ausgebildet wurde Brittany Parks, alias Sudan Archives, mal als Geigerin. Damit hat die neue Platte, die ihre Teenager-Zeit aufarbeitet, allerdings nur noch wenig zu tun. Komplexe Samples, Trip-Hop, Hip-Hop, Soul, Trap. Das zweite Sudan-Archives-Album wird noch lange im Ohr hängen bleiben. (Ferdinand Meyen)

Alvvays aus Kanada sind die Gitarrenband der Stunde. Die Band um Sängerin Molly Rankin schafft es auf ihrem Album „Blue Rev“ Popmelodien mit klassischen Gitarren zu kreuzen. Dafür wird Alvvays gefeiert – zu Recht. Die Frauenband trägt den Geist des britischen Indie in sich. (Achim Bogdahn)

Die südafrikanische Künstlerin Moonchild Sanelly veröffentlicht ihr erstes internationales Album "Phases". Außerhalb von Südafrika wurde sie durch ihre Kollaborationen mit Beyoncé Knowles und Damon Albarn bekannt. Doch jetzt ist sie die Hauptperson. Und sie hat uns einiges zu sagen. (Amy Zayed)

Neun Jahre lang war Funkstille bei Stromae. Nach seinem Welterfolg 2013 mit dem Song "Papaoutai" und dem Album "Racine Carrée" hat sich der belgische Künstler zurückgezogen. Ein Grund: seine Depressionen. Jetzt ist er zurück. Mit "Multitude", ein Album, auf dem er den Kampf mit seinen Dämonen verarbeitet. (Alba Wilczek)

Die Texte sind schlau, die Musik ist es auch. Viel Post-Rock, aber irgendwie im ganz eigenen Stil, perkussiver als beispielsweise bei den Fontaines D. C., und immer ein bisschen kauzig, sodass es auch bei vielmaligem Hören nicht langweilig wird. Und außerdem gibt es richtig tolle Refrains. (Achim Bogdahn)

Man darf sich von der eher leisen Musik nicht täuschen lassen. Aldous Harding ist eine Wölfin im Schafspelz. Sie selbst begründet ihre Schamlosigkeit mit ihrer kanadischen Mutter: „Ich bin dazu erzogen worden, stolz und selbstbewusst zu sein. Dafür habe ich als Kind eine Menge Kritik einstecken müssen. Aber jetzt bin ich eine Art Jim Carrey des Indie-Pop.“ Diese unterschwellige Verwegenheit macht Aldous Harding vielleicht zu einer der derzeit spannendsten Songwriterinnen. (Marcel Anders)

Diese kleine Filmmusik ist hypnotisch, cineastisch und zeitlos schön. Es wäre an der Zeit, dass Tarantino sich beim Schweizer Brüderpaar meldet und seinen nächsten Film mit ihrer Musik veredelt. "El Bueno Y El Malo" – für nur eine Handvoll Dollar sicher eins der schönsten Instrumental-Alben des Jahres. (Matthias Hacker)

Platz 21. Nichtseattle – Kommunistenlibido

Nichtseattle alias Katharina Kollmann ist eine echte Entdeckung. Die Berlinerin macht seit Jahren Musik, aber fernab von großen Bühnen und Labels. Dennoch klingt Nichtseattle seltsam vertraut. Vielleicht, weil ihre Stimme ein wenig an eine Judith Holofernes erinnert, die sich in einen PJ-Harvey-Song verirrt hat. Das Album „Kommunistenlibido“ ist kein politisches Manifest. Vielmehr ist es ein menschliches Manifest. (Ann-Kathrin Mittelstraß)

Platz 22. Automatic – Excess

Das kalifornische Damen-Trio Automatic bringt energetischen Electro-Punk mit dem monotonen Beat des Krautrocks zusammen. Beide existierten ab Mitte oder Ende der Siebziger parallel, im Grunde ohne Berührungspunkte zwischen den beiden Genres. Der Verdienst von Automatic ist es nun, die Aushängeschilder beider Stile miteinander zu verschmelzen. Es klingt manchmal ein wenig, als würden die US-Electro-Punk-Pioniere von Suicide mit dem Krautrock-Beat von Neu! trommeln. (Ralf Summer)

Platz 23. Kokoroko – Could We Be More

Kokoroko stehen für all das, was die Londoner Improvisations-Musikszene ausmacht – Klänge aus der Jazz-Vergangenheit, aber in einer ganz neuen Form, die dadurch unverbraucht und originell klingen. Westafrikanische Highlife-Musik und Afrobeat-Style, gemischt mit der Coolness des jungen bunten London. Die Band ist das beste Beispiel für die Strahlkraft der aktuellen britischen Musikszene: jung, schwarz, meist weiblich und funky. (Sandra Limoncini)

Platz 24. Beyoncé – Renaissance

"Renaissance" ist eine Hommage an die queere Emanzipationsbewegung, und Beyoncé macht hier vieles richtig. Die Songs sind top produziert, die Samples stark und Queen Bs Vocals sind immer noch einzigartig. Ihre Stimme trägt alles. Aber das ist vielleicht auch ein bisschen das Problem. Dance Music lebt davon, dass die Stimme ein Instrument wie alle anderen ist: ein Teil des Ganzen, der Dynamik eines Songs. Bei Beyoncé aber sticht sie so heraus, dass es sich eben wie Beyoncé auf Dance-Beats anhört und selten wie aus einem Guss. (Alba Wilczek)

Platz 25. Wilco – Cruel Country

Die Chicagoer Band Wilco um Jeff Tweedy veröffentlicht mit „Cruel Country“ ihr zwölftes Studioalbum. Ein doppeldeutiges und zweischneidiges Meisterwerk. Über die Schönheit der Countrymusik und die Grausamkeiten im Wilco-Land USA. (Matthias Hacker)

Platz 26. Die Sterne – Hallo Euphoria

Neben Blumfeld und Tocotronic sind Die Sterne Kern der sogenannten Hamburger Schule der 90er Jahre. Die Hits damals: „Was hat dich bloß so ruiniert“ und „Universal Tellerwäscher“. Vor ein paar Jahren haben sie sich aufgelöst, doch jetzt sind sie zurück. Sänger und Gitarrist Frank Spilker hat in Köln neue Musiker gefunden, ihr neues Album „Hallo Euphoria“ ist ziemlich ansteckend. (Ralf Summer)

Platz 27. The Smile – A Light For Attracting Attention

Wir hören mit “A Light For Attracting Attention” ein sehr inspiriertes, abwechslungsreiches und dem Jazz zugeneigtes Radiohead-Album. Warum sich Thom Yorke, Jonny Greenwood und Sons-Of-Kemet-Drummer Tom Skinner dafür The Smile nennen mussten, hat sich uns beim ersten Hören nicht erschlossen. Vielleicht steckt die Antwort auch einfach schon im Albumtitel, der heißt übersetzt so viel wie: "Ein Licht, um Aufmerksamkeit zu kriegen." (Thomas Mehringer)

Platz 28. Anna Erhard – Campsite

Mit ihrem Solodebüt "Short Cut" hat Anna Erhard 2021 einen Neuanfang gewagt. Vorher war sie als Straßenmusikerin in Basel und als Sängerin der Indie-Band "Serafyn" unterwegs. Auf ihrer zweiten Solo-Platte "Campsite" bearbeitet sie die Freuden und Leiden des Draußenseins. Kurz gesagt: Anna Erhard macht smoothen Pop, der für Lagerfeuer am Campingplatz viel zu schade ist. (Sandra Limoncini)

Platz 29. Yaya Bey – Remember Your North Star

Die junge RnB-Sängerin Yaya Bey berichtet uns auf „Remember Your North Star“ von ihren Wunden. Im Song „Reprise“ geht es beispielsweise um verwehrte Elternliebe, weil Yaya ein Mächen ist – und nicht wie gewünscht: ein Junge. Yaya Bey behandelt in den Songs, Snippets und Kurzgeschichten kaleidoskopisch das Spannungsfeld: junge schwarze Frauen – Identität – Liebe. Sie beklagt sich, aber klagt nicht an oder jammert. Sie singt, rapt und erzählt aus ihrer Perspektive. Es ist feinsinniger, smoother RnB und SpokenWord-Jazz. (Matthias Hacker)

Platz 30. Shygirl – Nymph

Selbstliebe, Sexpositivität und weibliche Selbstermächtigung. Das Album "Nymph" des britischen Shootingstars Shygirl strotzt nur so von Selbstbestimmtheit. Auf 12 Songs sprengt sie damit das veraltete gesellschaftliche Konstrukt von devoter Weiblichkeit. Shygirl macht sexpositiven Hyperpop – und sprengt damit gesellschaftliche Grenzen. (Stephanie Zilz)

Platz 31. Mykki Blanco – Stay Close To Music

Bereits mit ihren vorherigen Alben hat Mykki Blanco Genregrenzen aufgesprengt und Rap mit Punk, Pop, Trap und anderen Elementen gemischt. Auf ihrer neuen Platte "Stay Close To Music" schlägt sie sehr sanfte Töne an, übt aber wie gewohnt Gesellschaftskritik mit Kante. Einen Großteil der Albumzeit gibt sie dabei an hochkarätige queere Features ab – wir hören Michael Stipe von R.E.M, Jónsi von Sígur Rós und die trans Künstlerin Anohni. (Alba Wilczek)

Platz 32. Tamie Neilson – Kingmaker

Das Genre Country ist nicht unbedingt als Hort des Fortschritts bekannt. Eher sehnt man sich dort nach der „guten alten Zeit“. Tami Neilson mag musikalisch an Dolly Parton und Patsy Cline erinnern, inhaltlich geht es ihr um feministische Themen. In „Careless Woman“ etwa beschreibt sie eine Frau, die sich eben keine Vorschriften machen lässt, sondern tut, was ihr gefällt. Hier schlüpft die Sängerin in die Rolle eines Kindes, das sagt: „So will ich sein, wenn ich groß bin.“ (Roderich Fabian)

Platz 33. Father John Misty – Chloé & The Next 20th Century

Nach dem eher sparsam gehaltenen letzten Werk regiert nun wieder die Opulenz bei Joshua Michael Tillman. Diesmal ohne Elton John-Pomp, aber mit stilsicherem Gehör für eine Samstag-Abend-Theater-Revue der 20er bis 60er Jahre. Wenn seine zum Teil obskuren Texte mit den bitteren Bezügen zum Heute nicht wären, könnte man es tatsächlich für eine perfekte Platte aus einer anderen Zeit halten. Father John Mistys Streicher, Bläser und Glöckchen hüllen einen regelrecht ein – wie ein Schild gegen alles Böse. (Ralf Summer)

Platz 34. Düsseldorf Düsterboys – Duo Duo

Zwischen Harmonie-Meisterwerk und psychedelischem Geplänkel pendelt diese Platte des International-Music-Ablegers. Peter Rubel und Pedro Goncalves Crescenti, die auf ihrer ersten Platte als Düsseldorf Düsterboys schwer nach vorne gehende Indie-Kracher wie „Teneriffa“, „Oh Mama“ oder „Messwein“ rausrockten, lassen es diesmal sehr ruhig und sehr verspult angehen. (Ralf Summer)

Platz 35. Cat Power – Covers

Manchmal muss man der Welt nichts Neues hinzufügen, manchmal sieht man die Welt durch andere Augen, indem man covert. Die US-amerikanische Musikerin Cat Power nimmt in regelmäßigen Abständen Stücke anderer Musiker auf. "Covers" ist bereits das dritte Album mit Interpretationen, diesmal unter anderem von Billie Holiday, Frank Ocean und Lana Del Rey. Ein Meisterstück. (Barbara Streidl)

Platz 36. Los Bitchos – Let The Festivities Begin

Der neue Stern am Psychedelic-Rock-Himmel sind vier Frauen aus London, die bereits über Landesgrenzen bekannt für ihre energetischen Live-Shows sind: Los Bitchos. Mit ihrem Debüt-Album voller Psychedelic Rock, Cumbia und griechisch angehauchten Sounds sind sie gekommen, um uns zum Tanzen zu bringen. Lasst die Party starten! (Alba Wilczek)

Platz 37. Phoenix – Alpha Zulu

Runde Sache. Songs wie aus einem Guss, die Grooves sind nochmal leicht disco-artiger, synthetischer, ausgefallen. "Alpha Zulu" bezieht sich auf einen Funkspruch in einem Kleinflugzeug, in dem Sänger Thomas Mars saß und den er mit dem "Mayday"-Hilferuf verwechselte. Er wähnte sich in Lebensgefahr – obwohl außen rum alles gut war. Schönes Bild für einen Albumtitel. (Ralf Summer)

Platz 38. Plains – I Walked With You Ways

Plains, das sind Katie Crutchfield (Waxahatchee) und Jess Williamson. Sie beschwören auf ihrem ersten gemeinsamen Album den Geist des Harmoniegesangs, ehren so Lucinda Williams, Emmylou Harris und, ja, auch Dolly Parton. Sie geben mit "I Walked With You Ways" dem Mythos des amerikanischen Highways, auf dem es alle (zwischen-)menschliche Emotionen zu entdecken gibt, einen modernen Anstrich. Danke dafür! (Thomas Mehringer)

Platz 39. Mitski – Laurel Hell

Das Album “Laurel Hell” von der japanisch-amerikanischen Songwriterin Mitski ist ihr bisher bestes, weil sie tief in die 80er taucht und kleine Hymnen über Isolation, Beziehungen und das Gefühl des Festhängens geschrieben hat. Zur Anerkennung gab es für den Song "The Only Heartbreaker" Platz 1 in den US-Billboard-Charts – und das nachdem Mitski ihre Musikerinnen-Karriere fast schon an den Nagel hängen wollte. (Thomas Mehringer)

Platz 40. Tocotronic – Nie Wieder Krieg

„Nie wieder Krieg“ ist nicht das beste Tocotronic-Album. Es ist seltsam heterogen geworden, die Tocos selbst behaupten, beim Durchhören würde man denken, man hätte es mit einem Roman oder Film zu tun. So bleibt der Eindruck, dass die Zerrissenheit des Zeitgeists auch ein zerrissenes Album hinterlassen hat. Nicht das Beste der Tocos, aber immer noch ein teures und hörenswertes Dokument dieser Zeit. (Thomas Mehringer)

Platz 41. Peter Doherty & Frédéric Lo – The Fantasy Life Of Poetry & Crime

Platz 42. Perfume Genius – Emotional Creature

Platz 43. Apsilon – Gast EP

Platz 44. Lizzo – Special

Platz 45. Jebloy Nichols – United States Of The Broken Hearted

Platz 46. Spoon – Lucifer On The Sofa

Platz 47. Gaye Su Akyol – Anadolu Eideri

Platz 48. OG Keemo – Man Beisst Hund

Platz 49. Black Country, New Road – Ants From Up There

Platz 50. Panda Bear & Sonic Boom – Reset

Platz 51. Walt Disco – Unlearning

Platz 52. Kelly Lee Owens – LP.8

Platz 53. Marlon Williams – My Boy

Platz 54. Nilüfer Yanya – Painless

Platz 55. Kurt Vile – Watch My Moves

Platz 56. Brandon Coleman – Interstellar Black Space

Platz 57. Special Interest – Endure

Platz 58. Weyes Blood – And In The Darkness, Hearts Aglow

Platz 59. Lucrecia Dalt – ¡Ay!

Platz 60. Disarstar – Rolex für alle

Platz 61. Moor Mother – Jazz Codes

Platz 62. Porridge Radio – Waterslide, Diving Board, Ladder To The Sky 

Platz 63. Sault – Untitled (God)

Platz 64. The Plastik Beatniks – All Those Streets I Must Find Cities For

Platz 65. Marcel Dettmann – Fear Of Programming

Platz 66. Pusha T – It's Almost Dry

Platz 67. Santigold – Spirituals

Platz 68. Dominik Eulberg – Avichrom

Platz 69. Kevin Morby – This Is A Photograph

Platz 70. Makaya McCraven – In These Times

Platz 71. Endless Rooms Rolling – Blackouts Coastal Fever

Platz 72. Metronomy – Small World