Obstsalat in einem Plastikbecher
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Obst und Gemüse in Plastik: Hygienisch oder Keimschleuder?

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Obst und Gemüse in Plastik: Hygienisch oder Keimschleuder?

Verpackungen aus Plastik sind ein riesiges Umweltproblem. Obst und Gemüse werden oft in Plastikschalen verkauft. Ist das besser für die Hygiene? Gleichzeitig boomen auch verzehrfertige Obst- und Mischsalate. Wie sieht es mit der Keimbelastung aus?

Über dieses Thema berichtet: UNKRAUT am .

Greifen Sie auch manchmal aus Bequemlichkeit zu plastikverpacktem Obst und Gemüse, das bereits verzehrfertig portioniert ist? Das kann zum Problem werden, denn neben dem Umweltaspekt enthält vorgeschnittenes, in Plastik verpacktes Obst und Gemüse häufig Keime.

Wenn "verzehrfertig" draufsteht, heißt das noch lange nicht, dass der Salat auch ungewaschen gegessen werden kann. Denn Untersuchungen weisen immer wieder nach, dass solche Salate verkeimt sein können und deshalb vor dem Verzehr unbedingt gewaschen werden sollten, so Daniela Krehl, Ernährungswissenschaftlerin von der Verbraucherzentrale Bayern. Das geht vielleicht bei Blattsalaten, bei Obstsalaten oder gemischten Salaten ist das allerdings nicht möglich.

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Die Keimbelastung in verzehrfähigen Salaten kann groß sein.

Auf die Sinne verlassen

Nach Untersuchungen von Öko-Test können vor allem Obstsalate in Plastikschalen wahre Keimschleudern sein. Auch wenn das Verbrauchsdatum noch nicht überschritten ist, sollte man kontrollieren, ob alles in Ordnung ist: Wölbt sich zum Beispiel der Deckel? Dann heißt es, die Sinne einzusetzen. Riecht der Obstsalat vergoren? In dem Milieu der Plastikverpackungen können sich Keime wie Salmonellen oder E-Coli nämlich explosionsartig vermehren und zu Durchfall- und Magenerkrankungen führen.

Wie sieht es mit unzubereitetem Obst und Gemüse aus?

Bei verzehrfertigen Salaten kann eine Plastikverpackung zu einer vermehrten Keimbelastung führen. Wie sieht es aber bei unzubereitetem Gemüse und Obst aus? Tomaten, Äpfel, Birnen oder Karotten - beim Einkauf werden die Früchte begutachtend, in die Hand genommen und häufig auch wieder zurückgelegt. Das wirft die Frage auf, ob plastikverpackte Ware in diesem Fall nicht hygienischer ist: Cherrytomaten in kleinen Plastikeimerchen, eingeschweißte Biogurken, Weintrauben und Tomaten in Plastikkörbchen mit Zellophan ummantelt - wer regelmäßig Obst und Gemüse kauft, kann einen ganzen Berg Plastikmüll anhäufen.

Obst und Gemüse
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Ist verpacktes Obst und Gemüse hygienischer als lose Ware?

Plastikverpackungen sind steril und schützen vor Berührung

Dr. Gero Beckmann, Lebensmittelhygieniker vom Institut Romeis, einem Dienstleistungsunternehmen in der Getränke- und Lebensmittelbranche, weiß, wie es um die Hygiene an den Obst- und Gemüsetheken steht, und ob lose Ware aus hygienischer Sicht problematischer ist als verpackte.

Grundsätzlich gilt: Die Verpackung ist aufgrund der Herstellungsbedingungen in der Produktion steril. Und sie schützt natürlich vor den Keimen, die von außen kommen. Jeder prüfende Kunde oder das Verkaufspersonal übertragen Keime auf die Ware, denn alles, was zuvor angefasst wird - ob das Touchscreen des Handys oder der Einkaufswagengriff - ist voller Keime. Das ist ein Problem, das laut Beckmann nicht zu vernachlässigen, aber im Vergleich zur Grundbelastung der Früchte eher gering ist.

Das Hygiene-Problem liegt meist in den Produktionsländern

Das eigentliche Problem ist die Hygienesituation in den Produktionsländern wie zum Beispiel Afrika, Spanien oder Italien. Man muss befürchten, so Beckmann, dass Arbeiter dort Keime auf die Ware übertragen, wo es an hygienischen Bedingungen wie Waschgelegenheiten oder Toiletten mangelt.

Die Frage, ob Gemüse oder Obst hygienischer sind, wenn sie verpackt oder lose gekauft werden, stellt sich so also gar nicht wirklich. Denn eine Verpackung schützt nicht vor den Keimen, die bereits in den Produktionsländern auf die Ware gekommen sind. Eine Alternative ist, auf saisonales und regionales Obst und Gemüse zurückzugreifen. Das hat nicht nur hygienische Vorteile. Und bei einigen Produkten spielt eine Verpackung sowieso keine Rolle, denn sie haben ihre eigene Schutzhülle - wie zum Beispiel Kiwis, Bananen, Orangen und Mandarinen.

Hygienemaßnahmen im Supermarkt einführen

Um die Hygienestandards in Supermärkten zu steigern und zumindest eine zusätzliche Keimbelastung hierzulande zu verringern, wären Maßnahmen wie bei einer Brot- und Gebäcktheke denkbar: Man entnimmt die Ware mit Zangen aus einer Kiste, ohne sie zuvor berühren zu können. So könnte auf die umweltschädlichen Plastikverpackungen gänzlich verzichtet werden.

Aber das Wichtigste vor jedem Verzehr oder jeder Zubereitung ist die Reinigung. Das Waschen mit warmem Wasser ist sehr effektiv und senkt die Keimbelastung deutlich. "Waschen ist die halbe Miete", so Beckmann.

Wie sieht es beim Fleisch aus?

Bei abgepacktem Fleisch kommt die Grundbelastung durch Keime schon durch den Rohstoff Fleisch selbst. Beispiel: Der Campylobacter jejuni coli ist einer der häufigsten Erreger. Die Infektion mit dem Krankheitserreger erfolgt hauptsächlich über den Verzehr von belastetem Geflügelfleisch, das laut Beckmann ein Sonderlebensmittel ist: "Ich will nicht sagen ein Risikolebensmittel, aber im Prinzip ist es so." Schon sehr geringe Mengen Campylobacter lösen eine Infektion aus. Sie äußert sich in der Regel als schwere Durchfallerkrankung mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Unterbauchkrämpfen, auch Blut im Stuhl ist keine Seltenheit. Wer beim Kauf von Fleisch - vor allem Geflügelfleisch - auf eine Plastikverpackung verzichten will und eigene Behälter verwendet, kontaminiert diese und muss auf sehr sorgfältige Reinigung achten.

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