Agentur für Arbeit (Symbolbild)
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Arbeitslosigkeit in Bayern: Saisonaler Rückgang im März

Saisonüblich ist die Zahl der Arbeitslosen im Freistaat im März gesunken. Trotz der Frühjahrsbelebung sehen die Arbeitsagenturen aber auch Warnsignale.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Februar um 12.397 auf 281.753 zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote sank von 3,8 auf 3,7 Prozent. Zudem sind im Vergleich zum Vorjahr 51.100 mehr Menschen in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Dennoch spricht Peter Michel, Vorstandsmitglied der bayerischen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA), auch von Warnsignalen.

Denn auch die Zahl der Anträge auf Kurzarbeit ist im Vergleich zum Februar 2019 (vor Corona) deutlich gestiegen. Die hohe Zahl an Anzeigen für konjunkturelles Kurzarbeitergeld ist nach Angaben der BA für die Jahreszeit unüblich. Es zeige einerseits die Skepsis der bayerischen Unternehmen im Hinblick auf die gesamtwirtschaftliche Lage – andererseits werde dadurch auch deutlich, dass die Betriebe ihre qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten möchten.

Insgesamt robuster Arbeitsmarkt

Trotz der zunehmenden konjunkturellen Herausforderungen und der Megatrends Demografischer Wandel, Digitalisierung und Dekarbonisierung zeigt sich der Arbeitsmarkt weiterhin stabil, urteilt die BA-Regionaldirektion Bayern. Nach aktuellen Hochrechnungen liegt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 0,9 Prozent höher als vor einem Jahr.

Grafik: Die Zahl der Arbeitslosen in den Regierungsbezirken

Nachfrage nach Arbeitskräften lässt nach

Aktuell zieht die BA-Regionaldirektion jedoch ein gemischtes Fazit, wenn es um die Nachfrage nach Arbeitskräften geht. Zwar sei im Vergleich zum Vorjahr eine Abnahme bei den neu gemeldeten Stellen zu verzeichnen. Die Nachfrage nach neuen Fach- und sonstigen Arbeitskräften bewege sich aber immer noch auf einem hohen Niveau. Im März wurden den Arbeitsagenturen und Jobcentern im Freistaat 23.570 neue Stellen gemeldet. Damit stieg der Gesamtbestand auf 138.314 an. Somit liegt die Zahl der offenen Stellen auf Vor-Pandemie-Niveau: Im März 2019 waren bei den Agenturen 128.414 unbesetzte Jobs gemeldet. Die Unternehmen im Freistaat werden aber zunehmend zögerlicher bei Neueinstellungen. Im Vergleich zum März 2023 wurden 3.435 Menschen weniger neu eingestellt.

Mehr Langzeitarbeitslose wegen Geflüchteten aus der Ukraine

Der Bestand an Langzeitarbeitslosen ist im Vergleich zum vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Wurden im März vergangenen Jahres noch 59.934 Menschen gezählt, die mindestens ein Jahr lang ohne Beschäftigung waren, sind es inzwischen 65.613 – ein Anstieg von 9,5 Prozent, der zu einem großen Teil mit dem Zugang Geflüchteter aus der Ukraine zu erklären ist.

Schwaben weiter an der Spitze – viel Bewegung in Niederbayern

Betrachtet man die Arbeitslosigkeit in den bayerischen Regierungsbezirken, kann Schwaben seine Spitzenposition halten. Innerhalb eines Monats sank die Arbeitslosenquote dort um 0,1 Prozentpunkte auf 3,3 Prozent. Damit liegt Schwaben unter dem bayernweiten Durchschnitt von 3,7 Prozent. Auch Unterfranken (3,5 Prozent) sowie Oberbayern und die Oberpfalz (jeweils 3,6 Prozent) liegen noch unter dem gesamtbayerischen Mittel. Niederbayern liegt mit 3,8 Prozent zwar knapp darüber, kann aber im Vergleich zum Vormonat den größten Rückgang der Arbeitslosenquote vorweisen. Im Februar lag der Wert hier noch bei 4,2 Prozent. Grund für die deutliche Frühjahrsbelebung in Niederbayern ist die große Bedeutung der Außenberufe. Auch Oberfranken (4,1 Prozent) und Mittelfranken (4,3 Prozent) haben schlechtere Quoten als Bayern insgesamt.

Schweinfurt weiter Schlusslicht

Unter den Städten und Landkreisen ist der Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen erneut Spitzenreiter in Bayern. Hier liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 2,2 Prozent. Auch der unterfränkische Landkreis Main-Spessart und die schwäbischen Kreise Günzburg und Donau-Ries haben mit jeweils 2,4 Prozent sehr gute Werte. Schlusslicht in Bayern sind die beiden unterfränkischen Städte Aschaffenburg und Schweinfurt mit jeweils 6,7 Prozent Arbeitslosigkeit.

Hier wird unter anderem der Technologiewandel spürbar, den die Auto-Zulieferindustrie derzeit durchläuft. Allerdings sind die Bewegungen in beiden Städten aktuell gegenläufig: In Aschaffenburg ist die Quote im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte gestiegen – in Schweinfurt ist sie dagegen um 0,1 Punkte zurückgegangen.

So setzt sich die Arbeitslosenzahl zusammen

💬 Die BR24-User "Hansi2000" und "AWMmonaco" haben in den Kommentaren die Zusammensetzung der Grundgesamtheit angesprochen, aus der die Arbeitslosenzahl berechnet wird. Das Team von "Dein Argument" hat ergänzt:

Die Zahl der Arbeitslosen in Bayern setzt sich zusammen aus Beziehern von Arbeitslosengeld nach dem Sozialgesetzbuch 3, also vorübergehend Erwerbslosen, und Beziehern von Arbeitslosengeld nach dem Sozialgesetzbuch 2, also Langzeitarbeitslosen.

Grundsätzlich gilt eine Person als arbeitslos, wenn sie unfreiwillig ohne Erwerbstätigkeit ist. Um als arbeitslos erfasst zu werden, muss man drei Kriterien erfüllen: Man muss ohne Arbeit sein, dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und Arbeit suchen. Beschäftigte, die etwa mindestens 15 Stunden die Woche arbeiten, aber aufgrund eines zu niedrigen Einkommens als hilfsbedürftig gelten und deshalb Arbeitslosengeld beziehen, werden nicht als arbeitslos erfasst.💬

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