Matthias Kerscher und Sara Baumer aus dem Lankreis Cham mussten ihren Urlaub auf Rhodos abbrechen.
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Matthias Kerscher und Sara Baumer aus dem Lankreis Cham mussten ihren Urlaub auf Rhodos abbrechen.

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Odyssee auf Rhodos: Wie zwei Urlauber den Bränden entkamen

Eigentlich wollten sie nur Urlaub machen, doch dann kam der Waldbrand auf Rhodos plötzlich immer näher. Zwei Urlauber aus der Oberpfalz, die in Sicherheit gebracht wurden, sind wieder zurück. Ihre Erlebnisse werden sie so schnell nicht vergessen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Einsatzkräfte im Dauereinsatz, evakuierte Touristen und abgesagte Flüge auf die Urlaubsinsel Rhodos: Griechenland kämpft am Montag weiter gegen die Folgen der schweren Waldbrände. Unterdessen sind mit Matthias Kerscher und Sara Baumer zwei Urlauber aus der Oberpfalz zurück von der beliebten Urlaubsinsel und berichten von ihren Erlebnissen. Die beiden aus der Nähe von Roding im Landkreis Cham sind glücklich, wieder in Deutschland zu sein.

Erst Rauchschwaden, dann Flucht

Über 10.000 Touristen und Einwohner mussten mittlerweile in Sicherheit gebracht werden. Kerscher und Baumer lagen gerade am Strand, als sie bemerkten, dass immer mehr Rauchschwaden aufkamen. Dann heulten die Sirenen. Stark verunsichert machten sie sich auf den Weg und rannten anderen Hotelgästen hinterher. Später wurden sie zum Strand, dann auf ein Boot gelotst und anschließend nach Rhodos-Stadt gebracht.

Am Strand hatten die beiden mit vielen anderen Touristen stundenlang ausharren müssen, bis Hilfe kam. Die Urlauber berichteten von panikartigen Szenen, Kinder hätten geschrien. "Jeder wollte einfach nur auf so ein Boot." In der folgenden Nacht mussten sie auf dem Fußboden in einer Schule schlafen, ohne funktionierende Duschen und Toiletten.

Familie in Bayern ist erleichtert

Dennoch: Die beiden Oberpfälzer loben die Gastfreundschaft der Einheimischen – trotz der Brände und trotz des Chaos am Flughafen. "Wir haben uns sehr aufgehoben gefühlt – trotz allem", sagt Sara Baumer. Man dürfe auch nicht vergessen, dass die Insel dieser Menschen schließlich brenne.

Montagvormittag konnten beide dann Rhodos vorzeitig verlassen. Es gab einen Rückflug nach Prag. Dafür mussten sie um 3 Uhr in der Früh los. Jetzt sind sie aber froh, vom Urlaub in Griechenland zurück zu sein.

Und auch ihre Familie ist erleichtert, dass die Ungewissheit vorbei ist. "Kommen sie in ein Hotel, kommen sie nicht in ein Hotel? Kriegen sie jetzt einen Flug oder müssen sie warten bis Dienstagabend, bis ihr regulärer Flug geht", machte sich Saras Vater Martin Baumer Sorgen. "Wenn man mit einem Auto hinfahren könnte, würde man hinfahren und sie holen, aber das geht halt nicht. Man hat immer im Hinterkopf: Wo sind sie gerade? Wie geht es ihnen?"

Video: Ausnahmezustand auf Rhodos

Tausende Touristen müssen fliehen - vor den Feuern auf der griechischen Insel Rhodos.
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Tausende Touristen müssen fliehen - vor den Feuern auf der griechischen Insel Rhodos.

Rhodos-Urlauber: "Ganz knappe Kiste"

Auch viele andere Touristen auf Rhodos entkamen nur knapp den Flammen und berichten von dramatischen Situationen. Annamarie Sommer zeigt Fotos von der Feuerfront, vor der sie fliehen mussten. "Ich glaube, man unterschätzt diese Gefahr", sagt sie rückblickend. Irgendwann habe sie entschieden: "Es reicht, wir müssen hier weg." Da schöpfte ein Hubschrauber bereits Löschwasser aus einem der drei Hotelpools. Eine Viertelstunde später habe der kleine Supermarkt direkt nebenan in Flammen gestanden.

"Wenn Nacht gewesen wäre, wären wir umgekommen", ist Annamarie Sommer überzeugt. "Es war eine ganz knappe Kiste", stimmt ihr Mann zu. Wiederkommen würden sie trotzdem, sagt er.

Peggy Ehle aus Magdeburg berichtet, dass Einheimische ihre Familie mit Pick-ups aufgesammelt und aus der Gefahrenzone gebracht hätten. "Ich könnte jetzt noch heulen, die Menschen waren so hilfsbereit!" Sie hätten sich um die beiden kleinen Kinder gekümmert, hätten die Touristen mit Wasser und Essen versorgt und auch angeboten, sie aufzunehmen.

Tausende sitzen noch auf der Insel fest

Währenddessen ist im Südosten von Rhodos trotz massiven Einsatzes von Löschflugzeugen und Helikoptern ein Großbrand weiterhin außer Kontrolle. Etwa die Hälfte der 19.000 Menschen, die am Samstag auf Rhodos ihre Hotels verlassen mussten, waren Schätzungen zufolge am Montag entweder abgereist oder wieder in Hotels untergebracht. Doch noch sitzen Tausende Menschen auf der Insel fest und können vorerst auch nicht in ihre Hotels zurück.

Das Auswärtige Amt unterstützt deutsche Urlauber auf Rhodos mit Personal vor Ort und steht mit griechischen Behörden und deutschen Reiseveranstaltern in Kontakt, wie eine Sprecherin am Montag in Berlin sagte. Am Nachmittag wurde ein Krisenstab der Bundesregierung eingerichtet.

Eine Sprecherin des Innenministeriums sagte, die Bundespolizei unterstütze Touristen bei der Rückkehr nach Deutschland. Deutsche Feuerwehrleute, die vor Ort im Einsatz gewesen seien, seien inzwischen zurückgekehrt. "Für weitere Hilfe stehen wir bereit."

Evakuierungsflüge: Reiseveranstalter am Limit

Der Deutsche Reiseverband (DRV) teilte am Montag mit: "Die Reiseveranstalter haben heute, morgen und am Mittwoch zahlreiche Sonderflüge im Einsatz, um die von den Evakuierungen betroffenen Reisegäste zurück nach Hause zu bringen." Die Reiseveranstalter setzen demnach gecharterte Flugzeuge ein und nutzen auch freie Plätze regulärer Flüge. Einige Gäste würden auch mit der Fähre nach Athen oder in die Türkei gebracht, um von dort heimzureisen, hieß es.

Alleine "TUI" hatte nach eigenen Angaben am Sonntag rund 39.000 Gäste auf der Insel, 7.800 davon waren direkt von der Situation betroffen, erklärte das Unternehmen. Der Reisekonzern setzte am Montag insgesamt sechs zusätzliche Flugzeuge ein und brachte Reisende unter anderem nach Hannover, Frankfurt und Stuttgart sowie nach Großbritannien, wie TUI erklärte.

Einige große deutsche Veranstalter sagten weitere Reisen nach Rhodos ab. "DER Touristik" verlängerte zum Wochenbeginn die Zeitspanne, in der das Unternehmen keine Trips in die gefährdeten Gebiete anbieten will. Abgesagt würden nun alle Reisen in den Süden von Rhodos bis einschließlich Anreise am Samstag, den 29. Juli. Gleiches gelte für Aufenthalte in Hotels, die auf der griechischen Insel Korfu in der offiziellen Warnzone liegen. Veranstalter FTI stornierte alle Reisen nach Rhodos bis einschließlich Mittwoch, den 26. Juli.

Waldbrand auf Rhodos
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Waldbrand auf Rhodos

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