Mit einem nationalen Hitzeschutzplan will Bundesgesundheitsminister Lauterbach die Bevölkerung schützen.
Bildrechte: BR

Mit einem nationalen Hitzeschutzplan will Bundesgesundheitsminister Lauterbach die Bevölkerung schützen.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Lauterbach will Hitzeschutzplan noch diesen Sommer

Mit einem nationalen Hitzeschutzplan will die Bundesregierung die Warnungen vor Hitzewellen verbessern und Schutzmaßnahmen ausbauen. Bayerische Kommunen könnten dabei Vorreiter sein – doch Kritiker befürchten: ohne Geld kein Hitzeschutz.

Über dieses Thema berichtet: Nachrichten am .

Mehr Schattenplätze und Grün in Innenstädten, Hitze-Konzepte für Pflegeheime, ein abgestimmter Alarmplan: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) spricht schon länger von einem notwendigen nationalen Hitzeschutzplan – zu hoch seien die hitzebedingten Todeszahlen, zu gering die präventiven Maßnahmen. Allein 2022 kam es nach Angaben des Robert Koch-Instituts zu mehr als 4.500 Hitzetoten.

Beratungen über Hitzeschutz im Sommer

Das soll sich jetzt ändern: "Wir wollen in diesem Sommer den Hitzeschutz verbessern", so Lauterbach. Mit weiteren Ministerien wie Umwelt oder Inneres, Experten aus Kommunen sowie der Pflegeschaft, hat Lauterbach am Montag konkrete Maßnahmen besprochen – und reagiert damit auf Forderungen der Ärzteschaft. Die konkreten Ergebnisse und Maßnahmen der Beratungen will Lauterbach in den nächsten Wochen an den Start bringen.

Neben mehr Wasserflächen in Innenstädten steht für Lauterbach fest: "Wir wollen jeden, der gefährdet ist, erreichen." Besonders ältere Menschen, aber auch Schwangere, Obdachlose sowie chronisch Kranke könnten von einem Hitzeplan profitieren.

Als Vorzeigebeispiel nennt der Gesundheitsminister das Nachbarland Frankreich: Dort werden bei Hitzewellen im ganzen Land Schutzmaßnahmen ausgelöst, ältere Menschen werden beispielsweise angerufen und gewarnt. "Wir haben zu wenig gemacht in der Vergangenheit – das wollen wir jetzt nachholen", räumt Lauterbach ein.

Bevölkerung präventiv mit SMS vor Hitzewellen warnen

So kann sich der Gesundheitsminister für Deutschland eine Kooperation mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) vorstellen in Form eines abgestimmten Alarmplans: Die Bevölkerung solle präventiv vor Hitzewellen unter anderem mit SMS-Nachrichten gewarnt werden.

"Die Folgen der Klimakrise sind auch in Deutschland und in Europa angekommen", sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke von den Grünen auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Karl Lauterbach. Auf einer eigens zum Thema Hitzeschutz veröffentlichten Website "hitzeservice.de" hat das Gesundheitsministerium daher Material für Kommunen bereitgestellt. Dort heißt es auch: Ein eigener Hitzeaktionsplan sei für Kommunen nicht verpflichtend.

Stadt Straubing mit eigenem Hitzeplan

Die niederbayerische Stadt Straubing hat bereits mit einem eigenen Hitzeplan reagiert, denn: Im Sommer vergangenen Jahres wurden 17 Hitzetage mit über 30 Grad Celsius gezählt. Der Klimawandel würde die Zahl der Hitzetage erhöhen, wie es heißt.

Die Stadt setzt bereits seit vergangenem Jahr konkrete Maßnahmen um: So sorgen Wasser-Vernebler an besonders heißen Tagen für Abkühlung und sind Teil eines Hitzeschutzplans, den die Stadt gerade weiterentwickelt.

Neben dem Nebelsystem soll der Straubinger Stadtplatz weiter an die Klimaveränderungen angepasst werden: Trinkwasserbrunnen werden aufgestellt. Eine Übersichtskarte soll kühle Orte in der Stadt markieren, Flyer und Plakate in Kooperation mit Schulen werden in der Stadt aufgehängt und erinnern so beispielsweise daran, genügend zu trinken.

Auch Hitzepatenschaften wurden eingeführt, wie Simon Wagner, Zuständiger des Hitzeschutzplans der Stadt Straubing, im BR24-Interview sagte: So sollen Ehrenamtliche des Straubinger Freiwilligenzentrums von Juni bis August Senioren beim Einkaufen oder beim Weg zum Arzt unterstützen. Bisher hätten bereits ein Pate und ein Senior zusammengefunden, wie Wagner sagt.

Hitzeschutz für Kommunen: Freiwillig und kostspielig?

All diese Maßnahmen, die auch das Bundesgesundheitsministerium auf der Website aufführt, kosten aber: Straubing profitiert als Modellprojekt "Hitzeschutz in der Gesundheitsregion plus" von Förderungen des bayerischen Staates – noch. Doch Begrünungen in Innenstädten, Wasserspender oder andere Maßnahmen, die Lauterbach für Kommunen als sinnvoll erachtet, müssen finanziell gestemmt werden – wohl von den Kommunen selbst.

Kritik von Verbänden: Ohne Geld kein Hitzeschutz

Das kritisiert beispielsweise der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch: "Nicht Absichtserklärungen, Aktionsbündnisse und Papiere schützen Millionen alte und kranke Menschen vor der Hitze im Klimawandel. Ohne milliardenschwere Investitionen des Bundes und der Länder ist ein nationaler Hitzeschutzplan nicht viel wert".

Es brauche einen Hitzeschutzplan mit baurechtlichen Vorgaben, wonach etwa Neubauten ohne Temperaturbegrenzung auf maximal 25 Grad in jedem Bewohnerzimmer nicht mehr in Betrieb gehen dürften. In dem Papier des Ministeriums sei von Investitionen in diesem Bereich nicht die Rede, stattdessen gehe es um Schulungen und Sensibilisierung von Kranken- und Pflegepersonal.

Im Video: Interview zu Hitzeschutzplan mit Prof. Claudia Traidl-Hoffmann, Umweltmedizinerin Uni Augsburg

Interview mit Umweltmedizinerin Prof. Traidl-Hoffmann zu Nationalem Hitzeschutzplan
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Interview mit Umweltmedizinerin Prof. Traidl-Hoffmann zu Nationalem Hitzeschutzplan

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!