Thermometer mit Sonnenstrahlen
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Deutschland soll nationalen Hitzeschutzplan bekommen

Kälteräume, Wasserspender, Hitzepläne für Pflegeeinrichtungen: Solche und weitere Maßnahmen sollen die Bevölkerung künftig bei hohen Temperaturen besser schützen. Dazu will Bundesgesundheitsminister Lauterbach einen nationalen Hitzeplan erarbeiten.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Frankreich macht's vor: Je nach Schwere einer Hitzewelle werden dort im ganzen Land Schutzmaßnahmen ausgelöst. Diese reichen von Kälteräumen über kostenlose Wasserspender bis hin zu Hitzeplänen für Pflegeeinrichtungen und Kliniken sowie Anrufen bei alten Menschen, um sie ans Trinken zu erinnern. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will nun nach dem Vorbild Frankreichs einen Hitzeschutzplan für Deutschland erarbeiten. Das Nachbarland habe bereits nach dem Hitzesommer 2003 reagiert und das Problem "viel besser gelöst", so der SPD-Politiker.

Lauterbach: Hitzetod nur "Spitze des Eisbergs"

Der Bundesgesundheitsminister reagierte damit auf Forderungen aus der Ärzteschaft und der Pflege sowie der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), die an am Mittwoch mit einem Hitzeaktionstag auf die mangelnden Vorkehrungen in Deutschland aufmerksam machen. Der Hitzetod sei aber nur die Spitze des Eisbergs, so Lauterbach. Viele Menschen würden zudem pflegebedürftig, weil sie beispielsweise einen Herzinfarkt oder nach einem Hitzschlag noch einen Schlaganfall erlitten.

4.500 Hitzetote in Deutschland 2022

Laut Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, starben im vergangenen Jahr 4.500 Menschen wegen großer Hitze. Dennoch hätten nur wenige Kommunen bereits Hitzeschutzpläne.

Der KLUG-Vorsitzende Martin Herrmann nannte als wichtigste Aufgabe einen gesetzlichen Rahmen für den Hitzeschutz auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene. Hitzeschutz müsse für öffentliche Einrichtungen eine Pflichtaufgabe und im Arbeitsschutz verankert werden, sagte Herrmann. Es existierten bisher auch keine Pläne für einen durch Hitze ausgelösten Katastrophenfall.

Hitze besonders für Ältere, Kranke und Kleinkinder gefährlich

Als Folge des Klimawandels mehren sich auch in Deutschland heiße Tage mit mehr als 30 Grad Celsius - und es kommt zu längeren Hitzeperioden. Nach Einschätzung von Experten ist Deutschlands Gesundheitssystem nicht für extreme Hitzewellen gerüstet. Vor allem Ältere, Kranke oder Kleinkinder reagieren darauf empfindlich. Hitze kann das Herzkreislaufsystem stark belasten und insbesondere bestehende Beschwerden vor allem an Lunge, Nieren und Herz verstärken. Aber auch bei gesunden Menschen kann Hitze zu Erschöpfung und eingeschränkter Leistungsfähigkeit führen.

Hitzeschutzpläne bislang nur in wenigen Kommunen

Obwohl das Bundesumweltministerium bereits 2017 Handlungsempfehlungen für Hitzeaktionspläne vorlegte, setzten nur wenige Kommunen wie Erfurt, Dresden, Köln oder Mannheim dies bislang um. In Berlin gibt es ein Aktionsbündnis Hitzeschutz. Oft gelingt es aber nicht, alle Akteure etwa aus den Bereichen Gesundheit, Soziales oder Stadtplanung zusammenzubringen. Gerade in Städten sind Maßnahmen nötig: Durch Bebauung und Versiegelung speichern Städte die Wärme und kühlen nachts weniger aus.

Maßnahmen für Gesundheitseinrichtungen

Nach einer aktuellen Analyse für das Umweltbundesamt können Hitzeaktionspläne vor allem für ältere Menschen und Frauen das Risiko verringern, an Hitze zu sterben. Für Gesundheitseinrichtungen sind mehrere Maßnahmen im Gespräch. Sie reichen von der Personal- und Urlaubsplanung über die Bereitstellung kühler Räume und kostenloser Wasserspender bis hin zur Installation von Rollos, Ventilatoren oder Klimaanlagen. Gefährdete Patienten sollten engmaschiger beobachtet und gezielt angesprochen werden, damit gewährleistet ist, dass sie genug trinken.

Mit Material von epd und AFP

Gesundheitliche Folgen von Hitze sind keine Seltenheit. Lauterbach plant Prävention.
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Gesundheitliche Folgen von Hitze sind keine Seltenheit. Lauterbach plant Prävention.

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